Morfydd Clark

Die Ringe der Macht: Die wichtigsten Fakten zur Serie

Die Zeit des Wartes ist fast vorüber. In wenigen Wochen startet mit „Der Herr der Ringe – die Ringe der Macht“ die wohl am meisten erwartete Serie des Jahres bei Amazon Prime Video. Nachdem sich Produzent Amazon lange mit Informationen zur Serie zurückhielt – und für die ersten bewegten Bilder viel Unmut der beinharten Tolkien-Fans erntete – gaben die Showrunner Patrick McKay und J.D. Payne sowie mehr als 20 Darsteller unlängst umfassend Auskunft über die erste Staffel der teuersten Serie der Welt. Was Fans und Neulinge in der Welt von Mittelerde vor dem Start wissen sollten, erfahren Sie hier.

Telperion und laurelin
Die zwei Bäume Telperion und Laurelin, die in Teilen des Ersten Zeitalters die Welt beleuchteten, kommen in der Serie zumindest kurz vor.

In welcher Zeit spielt die Serie?

Die Ringe der Macht erzählen vom Zweiten Zeitalter Mittelerdes, tausende Jahre vor den Ereignissen in Der Herr der Ringe. In den Büchern dauert dieses Zeitalter knapp 3500 Jahre. Die Serienmacher Payne und McKay haben die wichtigsten Ereignisse in diesem Zeitraum für die Serie allerdings extrem zusammengerafft. Und wollen die Story der des Zweiten Zeitalters in fünf Staffeln nur über wenige Jahre (möglicherweise einige Jahrzehnte, das ist noch nicht ganz klar) erzählen. Wer die Geschichte aus den Büchern kennt, wird hier also eine stark geänderte Fassung zu sehen bekommen, was die Zeiträume angeht, die zwischen einzelnen, wichtigen Momenten der Erzählung liegen.

Welche Storys die Serie erzählt, lesen Sie hier. Achtung, Spoilergefahr!

Auf welchen Büchern basiert die Serie?

Die Ringe der Macht beruft sich auf die Anhänge im Herr der Ringe-Roman, in denen die Vorgeschichte sehr kurz umrissen wird. Sie beziehen sich auf Aufzeichnungen von J.R.R. Tolkien, die posthum von dessen Sohn Christopher in den Büchern „Das Silmarillion“ und „Nachrichten aus Mittelerde“ veröffentlicht wurden und die beiden ersten Zeitalter der Welt Arda, einschließlich ihrer Erschaffung, näher beschreiben. Die Rechte an beiden Büchern sind allerdings bisher nicht für eine Verfilmung freigegeben worden, weswegen sich die neue Serie nur auf Inhalte beziehen darf, die auch in den Anhängen auftauchen. Wer die Vorgeschichte der Serie kennenlernen möchte, sollte vor Serienstart Das Silmarillion lesen. Dort wird erklärt, von welchem Krieg die Elben im langen Trailer zur Serie reden und was genau dort passiert ist. Auch die Entstehung des Menschenreiches Numenor ist dort Thema.

Numenorer
Die wichtigsten Charaktere des Königreichs Numenor: Einige von ihnen gründen später die Reiche Anor und Gondor in Mittelerde.

Welche bekannten und neuen Charaktere tauchen in der Serie auf?

In der Serie gibt es drei verschiedene Gruppen von Figuren. Die kleinste Gruppe sind die Charaktere, die sowohl in den Büchern als auch in Peter Jacksons Filmtrilogie auftauchen. Das sind Galadriel (Morfydd Clark), Elrond (Robert Aramayo) und Sauron (Schauspieler noch nicht bekannt). Obwohl sie so aussehen, jung sind die Figuren nicht. Galadriel ist zu Beginn des Zweiten Zeitalters etwa 2000 Jahre alt, Elrond hingegen erst um die 80. Allerdings spielt das durch die zusammengelegte Handlung keine entscheidende Rolle, gegen Ende des Zeitalters ist auch Elrond bereits 4000 Jahre alt. Sauron hingegen ist als Maia, ehemaliger Diener der Valar, schon sehr viel älter. Er lässt sich am ehesten als eine Art niederer Halbgott beschreiben – wie übrigens auch der Balrog, der am Ende des Trailers zu sehen ist.

Die zweite, etwas größere Gruppe besteht aus Charakteren, die bislang in den Filmen noch nicht zu sehen waren, beziehungsweise zum Teil sehr kurz zu Beginn des ersten Films, aber in den Büchern erscheinen, also zum Kanon der Story zählen. Das sind Elendil (Lloyd Owen) und sein Sohn Isildur (Maxim Baldry). Miriel (Cynthia Addai-Robinson), Herrscherin von Numenor und Pharazon (Trystan Gravelle), Berater der Regentin. Elbenkönig Gil-Galad (Benjamin Walker) kommt ebenso in den Büchern vor wie Celebrimbor (Charles Edwards), der berühmteste der Elbenschmiede und Erschaffer der Ringe der Macht. Dazu kommt der Zwergenprinz Durin IV (Owain Arthur) und dessen Vater, Durin III, Herrscher über Khazad-Dum, das man später als Moria kennt. Die größte Gruppe besteht aus neuen Charakteren, also Figuren, die weder in Filmen noch in Büchern vorkommen.

Ringe der Macht
Halbelb Elrond zu Gast im Zwergenreich von Khazad-Dum. Im Zweiten Zeitalter erwuchs eine Freundschaft zwischen beiden Völkern.

Für Zuschauer am spannendsten dürfte dabei die dritte Gruppe sein. So wie der Elb Arondir (Ismael Cruz Cordova) oder die menschliche Heilerin Bronwen (Nazanin Boniadi). Denn im Gegensatz zu den beiden anderen Gruppen, deren Schicksal in den Büchern bereits geschrieben steht – und die Serienmacher davon wohl kaum abrücken werden – ist die Zukunft dieser Charaktere in Die Ringe der Macht völlig unklar.

Welche Änderungen zu den Büchern sind bereits bekannt?

Das bereits erwähnte Zusammenziehen der Handlung von 3500 auf einige wenige Jahre ist sicher die bisher größte bekannte Änderung des Stoffes. Die Serienmacher begründen das nachvollziehbar. Würde man die Story über den eigentlichen Zeitraum erzählen, bis auf die elbischen Charaktere müsste man den gesamten Cast nach jeder Staffel auswechseln. So würde nach Ansicht von McKay und Payne keine allzu große Bindung zu Figuren und Story entstehen – und da könnten sie Recht haben. Schließlich soll die Serie nicht nur den vielen Tolkien-Lesern gefallen. Sondern auch vielen Millionen Zuschauern, die von den Büchern noch nie gehört haben. Da Amazon Prime bei der Serie eng mit der Tolkien Estate zusammenarbeitet, die von einem Enkel Tolkiens geleitet wird und über das Werk des Autors wacht, dürften die Änderungen innerhalb der Serie den Segen der Erben erhalten haben.

Benjamin Walker
König Gil-Galad herrscht über das Elbenreich von Lindon an der Westküste Mittelerdes.

Da ansonsten noch nicht sehr viele Einzelheiten über die Handlung bekannt ist, abgesehen von den aus den Büchern bekannten groben Storylines, liegen die Änderungen zurzeit hauptsächlich in optischen Bereichen. So sind Zwergenfrauen laut Tolkien ebenfalls bärtig, was auf die gezeigte Zwergenprinzessin Disa (Sophia Nomvete) nicht zutrifft. Zudem stören sich manche Fans von Arondir, da Tolkien nach ihrer Meinung nie von dunkelhäutigen Elben geschrieben hat. Ob es den Autoren wirklich gestört hätte, dass seine Schöpfungen von nicht-weißen Darstellern verkörpert werden, kann man aber nur mutmaßen.

Außerdem vermittelt der Trailer den Eindruck, dass sich die Elbin Galadriel zu Beginn der Serie in Numenor aufhält, was in Tolkiens Werken keine Erwähnung findet. Ebenfalls nicht nach dem Geschmack einiger Fans ist das Auftauchen der Haarfüße, den Vorfahren der Hobbits. Sie stoßen sich daran, dass Tolkien die Hobbits erst im Dritten Zeitalter erstmals erwähnt, da sie vorher keine wichtigen Taten vollbracht hätten. Ob das im Widerspruch zu den Geschichten der Serie steht, ist momentan aber unklar.

Ringe der Macht
Die Haarfüße sind Vorfahren der Hobbits, die erst tausende Jahre später im Auenland leben.

Welche Storys fehlen in Die Ringe der Macht?

Offiziell dürfen die Macher in der Serie nichts über das Erste Zeitalter erzählen, weil sie daran die Filmrechte nicht besitzen. Allerdings scheint Amazon verhandelt zu haben. Sodass sie zumindest einen groben Überblick über die Geschehnisse vor Start der Serie geben dürfen. Denn in einer Szene im Trailer sind die beiden Bäume Telperion und Laurelin zu sehen, die beim großen Krieg des Ersten Zeitalters eine wichtige Rolle spielen, im Zweiten Zeitalter aber gar nicht mehr existieren. Ein wenig über diese Bäume wird die Serie sicher verraten. Auch mögliche Erinnerungen Galadriels an die Vergangenheit scheinen in der Serie vorzukommen. Genaueres über diese Schlachten wird Die Ringe der Macht aber wohl nicht verraten dürfen.

So ist zu erwarten, dass die Serie kurz zusammenfasst, warum Menschen auf Numenor und in Mittelerde leben und warum die Elben in Mittelerde sind und nicht in ihrer ursprünglichen Heimat. Dass aber Wesen wie die Valar erklärt werden oder gar auftauchen oder in der Serie die Taten von Melkor alias Morgoth erzählt werden, davon ist nicht auszugehen. Ob diese Storys jemals als Film oder Serie umgesetzt werden, steht in den Sternen.

Ringe der Macht
Die Orks wurden von Morgoth, Saurons Herrn, tausende Jahre vor dem Zweiten Zeitalter erschaffen und sind willige Diener des Bösen.

Spielen bekannte Schauspieler in der Serie mit?

Nein. Es sind aber zum Teil sehr erfahrene Schauspieler dabei, die schon lange im Geschäft sind. So zum Beispiel Cynthia Addai-Robinson, die schon in bekannten Serien wie „Spartacus“ oder „Arrow“ mitwirkte. Oder Morfydd Clark, die vor ihrer Rolle als Galadriel bereits im Horror-Geheimtipp „Saint Maud“ und den Fantasyserien „Dracula“ und „His Dark Materials“ mitwirkte. Und auch Benjamin Walker, der Gil-Galad spielt, hatte schon Auftritte in Kinofilmen wie „Abraham Lincoln Vampirjäger“. Große Stars zu verpflichten wäre angesichts des ohnehin unfassbar hohen Budgets der Serie vermutlich finanziell möglich gewesen. Allerdings scheuen Megastars vor derart langen Verpflichtungen (die Dreharbeiten für alle fünf Staffeln könnten um die zehn Jahre dauern) in aller Regel zurück. Es ist aber denkbar das, wie bei Game of Thrones, einige der Darsteller durch die Serie zu echten Stars werden.

Wird Die Ringe der Macht sicher zu Ende gedreht?

Das kann heute noch niemand sagen. Die zweite Staffel hat Amazon bereits bestellt, die Dreharbeiten beginnen in Kürze. Darüber hinaus ist noch nichts entschieden. Der wichtigste Faktor dürfte also der Erfolg der Serie sein. Wenn Die Ringe der Macht beim Publikum gut ankommt, dem Streamingdienst neue Kunden verschafft und auch bei Fans und Kritikern auf Gegenliebe stößt, dürfte das Projekt wohl gute Chancen haben, die ganze Geschichte zu erzählen. Da aber jede einzelne Staffel wohl um die 200 Millionen Dollar verschlingt, wird Amazon sicher regelmäßig checken, ob sich die Produktion weiterer Staffeln rechnet. Das Ende ist in diesem Fall aber dennoch kein Geheimnis. Die Bücher erzählen die ganze Geschichte des Zweiten Zeitalters in jedem Fall.

Allerdings sind weite Teile des Simarillions und der Nachrichten aus Mittelerde nicht wie ein Roman geschrieben. Sondern sie lesen sich eher wie ein Geschichtsbuch. Wer immer zugreifen möchte, sollte das vorher wissen.

Ringe der Macht
Elb Arondir und die menschliche Heilerin Bronwen lieben sich. Kann es für sie ein Happy-End geben?