Mit „Black Panther“ landete Marvel vor allem im eigenen Land einen Megahit. Von den 1,3 Milliarden Dollar, die der Film einspielte, verdiente er mit 700 Millionen mehr als die Hälfte in den USA und Kanada. Vor allem die afro-amerikanische Bevölkerung feierte Chadwick Boseman als schwarzen, coolen Helden. Umso tragischer ist da der frühe Tod des Schauspielers, der mit nur 43 Jahren im August 2020 an Darmkrebs starb. Damit musste die längst geplante Fortsetzung „Black Panther – Wakanda Forever“ einer kompletten Überarbeitung unterzogen werden. Aber wer wird nun der neue Titelheld? Wie erklärt der Film T’Challas Ableben? Und wie gut ist die Fortsetzung des Megahits von 2018 generell geworden? Das klärt die Kritik.
Die Handlung
Der König ist tot. T’Challa, Herrscher von Wakanda, starb an einer geheimnisvollen Krankheit. Obwohl seine geniale Schwester Shuri (Letitia Wright) alles versuchte, was in ihrer Macht stand, konnte sie ihrem Bruder nicht mehr helfen. Die Welt nimmt diese Nachricht höchst unterschiedlich auf. Während viele mit dem afrikanischen Staat trauern, sind andere insgeheim froh darüber, dass sich ihnen nun vermeintlich eine Chance bietet, an das begehrte Vibranium heranzukommen, das ausschließlich in Wakanda vorkommt. Ausschließlich in Wakandas? Nein! Die USA haben auf dem Meeresgrund offenbar ein weiteres Vorkommen des seltenen und mächtigen Metalls entdeckt. Doch bevor sie es nutzen können, wir das Schiff der Armee von einem geheimnisvollen Gegner aus den Tiefen des Ozeans attackiert.
Es ist das Volk von Namor (Tenoch Huerta), das aus Wasseratmern besteht und wie einst Wakanda seit Jahrhunderten versteckt vom Rest der Menschheit existiert – und ebenfalls Vibranium verwendet. Der Herrscher dieses Volkes möchte unbedingt, dass das so bleibt. Und das kein weiteres Land der Erde an das Vibranium auf dem Boden des Ozeans herankommt. Weil Wakanda ähnliche Probleme hat, sieht Namor in Königin Ramonda (Angela Bassett) eine natürliche Verbündete. Doch Wakanda hat mit den rabiaten Methoden Namors nichts am Hut, der die führende Wissenschaftlerin des Projekts, eine junge Frau namens Riri Williams (Dominique Thorne) unbedingt töten will. Und so kommt es zu einer stetig wachsenden Spannung zwischen den beiden wahren Supermächten des Planeten …
Bosemans langer Schatten
Auch wenn er aus verständlichen Gründen nicht mehr mitspielt (bis auf ein paar Rückblenden), so ist Chadwick Boseman immer noch der wichtigste Schauspieler des Films. Sein Tod legt gleich in den ersten Minuten die Gravitas von Black Panther Wakanda Forever fest. Hier fehlt der typische Marvel-Humor komplett, selbst der sonst so witzige M’Baku (Winston Duke) ändert das nicht. Und dieser ernste Ton passt auch zum Plot, der zumindest zu Beginn des Films mit interessanten Fragen hantiert. Darf Wakanda seinen Schatz wirklich weiterhin vor der Welt verbergen? Oder muss der Staat es sogar, weil sich mit Vibranium auch Massenvernichtungswaffen bauen lassen, auf die sämtliche Machtblöcke der Erde scharf sind? Mit so erwachsenen und politischen Themen hat sich Marvel lange nicht beschäftigt.
In diesem ersten Drittel des Films sticht vor allem das schauspielerische Könnern von Angela Bassett hervor, die diesen Teil von Black Panther Wakanda Forever fast alleine trägt. Als trauernde Mutter, die ihren Gefühlen kaum einmal freien Lauf lassen kann, weil sie eben auch die Herrscherin ist, und trotzdem vor Gram fast ins Wanken gerät, zeigt Bassett eine außerordentliche Leistung. Fast scheint es, als habe Drehbuchautor und Regisseur Ryan Coogler den Druck, den er angesichts des immensen Erfolgs von Teil eins wohl selbst verspürt hat, einer seiner Figuren auf die Schultern gelegt. Bassett ebenbürtig zeigt sich Tenoch Huerta, der als echte Entdeckung des Films gelten darf. Als Namor, der weder ganz Held noch ganz Schurke ist, erweckt er den Charakter aus den Comics fast perfekt zum Leben.
Starke Optik, mäßige Motive
Und wenn dann die beiden Armeen von Wakanda und Namors Unterwasserreich aufeinander losgehen, bekommen Fans der Reihe auch viel von dem, was sie sehen wollen. Starke Actionsequenzen, gepaart mit grandiosen Optiken, ob das nun im Meer oder in Wakanda spielt. Erneut haben die CGI-Fachleute und die Setdesigner wahre Wunderdinge vollbracht und einen der optisch beeindruckendsten Marvel-Filme seit langer Zeit auf die Leinwand gezaubert. Coogler ist außerdem klug genug, Fanliebling wie Martin Freeman als Agent Ross und Superagentin und T’Challas Love-Interest Nakia (Lupita Nyong’o) in die Handlung zu schreiben, ebenso wie Dominique Thorne als neue Superheldin Ironheart, die im kommenden Jahr ihre eigene Serie auf Disney+ bekommen wird.
Alles super also im neuesten Marvel-Blockbuster? Leider nicht. Denn in den stattlochen 161 Minuten, die sich Coogler nimmt, erzählt er gar nicht so viel Story. Einige der Nebenhandlungen, wie die um Agent Ross, sind regelrecht enttäuschend nichtssagend. Andere, wie die zu Beginn ins Spiel gebrachten Interessen der Weltmächte, verlaufen letztlich im Sande. Dafür ist die Motivation für den Krieg zwischen den beiden Vibraniumreichen reichlich konstruiert, selbst für Comic-Verhältnisse. Und das steht dem sonst so ernsten, zum Teil getragenen Ton des Films diametral entgegen. Warum Namor tut, was er tut – es ist in seinen Begründungen nicht wirklich nachvollziehbar zu finden.
Der zweite große Kritikpunkt an Cooglers Script ist die Vorhersehbarkeit. Bosemans Tod hätte hier Möglichkeiten geboten, das Publikum wirklich zu überraschen und neue Wege zu gehen. Leider hat der Regisseur diese Chance nicht genutzt. Black Panther Wakanda Forever folgt bei allen guten Schauspielerleistungen letztlich einem roten Faden, der von Beginn an weithin zu sehen ist und ohne Knicke, Knoten oder Kurven zum Ziel führt. Ich räume aber gerne ein, dass bereits der erste Black Panther-Film für mich nur ok war und kein Meisterwerke der Marvel-Reihe. Ähnlich geht es mir hier. Trotz brillanter Optik und großer, tragischer Szenen lässt mich vor allem Hauptdarstellerin Letitia Wright weitgehend kalt. Gute Unterhaltung, aber zu den besten Filmen von Marvel fehlt für mich ein Stück.
Fazit:
Black Panther Wakanda Forever ist nicht der von vielen erwartete nächste Überfilm des Marvel-Studios. Mit 160 Minuten für die Handlung deutlich zu lang, gelingt es Regisseur und Autor Ryan Coogler nicht, dem Kernkonflikt seiner Story die nötige Glaubwürdigkeit, und sei es nur innerhalb der storyeigenen Logik, zu verpassen. Die Action ist spektakulär, wie eigentlich immer bei Marvel. Aber viele Nebenfiguren gehen trotz der Laufzeit fast kläglich unter. Und selbst Angela Bassetts starker Auftritt und der ebenso beeindruckende erste Auftritt von Tenoch Huerta als Namor reichen nicht aus, um dem Film die Tiefe zu verleihen, die Coogler mit seiner emotional berührenden, ersten halben Stunde verspricht. Das ist ohne Zweifel ein guter Film, aber nicht die Sternstunde, auf die viele gewartet haben.
Black Panther Wakanda Forever startet am 9. November 2022 in den deutschen Kinos.