The Devils Light

Filmkritik: The Devils Light

Seitdem William Friedkin 1973 mit „Der Exorzist“ eine ganze Generation von Kinogängern nachhaltig verschreckte, ist das Thema dämonische Besessenheit zum festen Bestandteil des Horror-Genres geworden und gerade in den vergangenen Jahren regelmäßig besucht worden. „The Possession of Hannah Grace“ war da nur eines von vielen Beispielen. Nun kommt mit „The Devils Light“ (Originaltitel: Prey for the Devil) ein weiterer, preisgünstig produzierter Horrorstreifen in die Kinos, der in den USA allerdings nicht gut besprochen wurde. Ist der Film von Regisseur Daniel stamm, der 2010 mit „Der letzte Exorzismus“ einen soliden Horrorfilm ablieferte, wirklich so mies? Das klärt die Kritik.

The Devils Light
Nach einer harten Kindheit hat sich die junge Ann entschieden, als Nonne in der Kirche zu leben.

Die Handlung

Als Kind litt sie unter einer möglicherweise besessenen Mutter. Nun als junge Frau hat sich Ann (Jaqueline Byers) einem katholischen Orden als Nonne angeschlossen. Sie tut ihren Dienst in einem besonderen Gebäude in New York, in dem junge Priester zu Exorzisten ausgebildet werden. Vater Quinn (Colin Salmon), der Leiter dieser geheimen Abteilung, hat zwar viel für Ann und ihre Neugier auf den Kampf gegen das Böse übrig, aber Frauen ist das Amt eines Exorzisten nicht erlaubt. Doch als sich Ann besonders aufopferungsvoll um die junge Natalie (Posy Taylor) kümmert, die als potenziell Besessene zählt, erlaubt Quinn ihr, bei den Vorlesungen für die jungen Priester zuzuhören.

Bald verbindet Ann vor allem mit Pater Dante (Christian Navarro) eine platonische Freundschaft, da sich beide große Sorgen um Natalie machen. Ann findet schließlich heraus, dass Dante sehr persönliche Gründe hat, ein Exorzist werden zu wollen. Und sie versucht, ihm bei seinem Problem zu helfen. Weil das aber furchtbare Konsequenzen hat, soll die junge Schwester alle Versuche, gegen das Böse zu kämpfen, endgültig aufgeben …

Wenig neue Ideen

Mit The Devils Light liefert Regisseur Daniel Stamm nach einem Drehbuch von Robert Zappla in erster Linie ordentliche Hausmannskost ab. Während sich der Film inhaltlich an Größen wie Der Exorzist, aber auch an der gleichnamigen, inhaltlich deutlich progressiveren Serie, orientiert, greift Stamm bei der Umsetzung immer wieder auf bewährte „Conjuring“-Kniffe zurück. Und man muss zugeben, dass Stamm die Spielregeln von Jump-Scares a la James Wan gut verstanden hat. Immer wieder sorgt der Regisseur so für gut gesetzte Schocks, vernachlässigt aber auch den Aufbau einer bedrohlichen Atmosphäre nicht. Wenngleich das hier und da ein wenig holzschnittartig vonstatten geht und Eleganz vermissen lässt.

Dennoch gelingt es Stamm immer wieder, auch sehr effektive Horror-Momente zu kreieren, gerade rund um die junge Natalie, die sich bald zum Zentrum des Geschehens entwickelt. Das erreicht zwar nie die Tiefe des großen Vorbilds aller Exorzismus-Filme, allerdings muss man sich dann auch die Frage stellen: Welcher Film tut das schon? Dass hier jemand in die Nähe von Friedkins Meisterstück kommen würde, dürfte ohnehin kein Horrorfan ernsthaft erwartet haben. Allerdings unternehmen Stamm und Zappla eine ganz anderen, ehrenhaften Versuch, in dem sie tatsächlich versuchen, ihren Figuren ein wenig mehr Charakter zu verleihen, als das beim durchschnittlichen Horror-Rip-Off sonst der Fall ist.

Jaqueline Byers
Als die kleine Natalie in das Spezial-Krankenhaus des Vatikans kommt, spürt Ann bald eine Verbindung zu dem Kind.

Gut gespielt, mäßig geschrieben

So bekommt die Hauptfigur Schwester Ann einen Hintergrund, der ihre Agenda verständlich macht. Dabei hilft, dass Jaqueline Byers ihre Rolle mit viel Herzblut spielt und das Publikum ihr die Gefühle, die der Fall Natalie in ihr auslöst, auch jederzeit abnimmt. Neben Byers überzeugt auch der Brite Colin Salmon als Ausbilder der Exorzisten. Und – in seiner letzten Rolle – Ben Cross, der am 18. August 2020 starb, kurz nach Ende der Dreharbeiten. Als Bischoff hat der bekannte Schauspieler in The Devils Light nur eine kleine, aber wichtige Rolle. Dennoch lebt der Film hauptsächlich vom guten Zusammenspiel zwischen Byers und der junge Posy Taylor, die das Grundgerüst der Handlung bilden.

Dass The Devils Light in den USA so floppte, dürfte dann auch nicht mit den Schauspielern zusammenhängen, sondern mit dem Drehbuch. Denn das bietet eben nur wenig eigene, frische Ideen und bedient sich kräftig aus bereits bekannten Filmen. Zudem wirkt der große Twist vor dem Finale arg konstruiert und wenig glaubhaft. Die Rolle der Frau in der katholischen Kirche, die bedingt durch die Story schon Thema ist, bekommt hingegen viel zu wenig Raum, um wirklich eine Wirkung zu entfalten. Daraus hätte Autor Zappla durchaus mehr machen können, verschenkt diese Möglichkeit aber recht kläglich.

The Devils Light
Schnell wird klar, dass in Natalie noch ein weiteres Wesen lebt, das sehr böse ist.

Und auch Stamm greift etwas zu stark auf bereits bekannte Schockmomente zurück, um seinem Film wirklich eine eigene Note zu verleihen. Diese fehlende Eigenständigkeit macht The Devils Light noch nicht zu einem schlechten Film. Denn handwerklich und schauspielerisch kann man hier kaum etwas beanstanden. Aber es sorgt vor allem bei Horrorfans eben dafür, dass einem vieles bekannt vorkommt. Und wenig im Gedächtnis bleibt, wenn man das Kino verlässt. Angesichts der schwachen Einspielergebnisse in den USA trotz des momentanen Horror-Booms ist auch der im Film angedeutete zweite Teil wohl nicht zu erwarten.

Fazit:

Über The Devils Light von Regisseur Daniel Stamm lässt sich nicht so richtig viel Schlechtes sagen. Die Schauspieler sind gut, die Story auch nicht schlechter als viele, deutlich erfolgreichere Horrorfilme im Bereich der Dämonen/Exorzismus-Streifen. Und doch schmierte der Film bei Kritikern und Publikum in den USA total ab. Richtig nachvollziehbar ist das nicht, denn The Devils Light ist zwar kein von neuen Einfällen strotzender, aber dennoch recht solide gemachter Film, der gute Jump-Scares setzt und durchaus Atmosphäre entwickelt. Allerdings macht er eben auch nur wenig von dem, was dem Publikum im Gedächtnis bleibt. Und arbeitet sich stattdessen viel an altbekannten Zutaten ab. Wer aber Exorzismus-Filme mag und auf Blutfontänen verzichten kann, für den könnte The Devils Light durchaus etwas sein.

The Devils Light
Denn der Körper des Kindes kann erschreckende Dinge bewerkstelligen.