Halle Bailey als Arielle

Filmkritik: Arielle, die Meerjungfrau

Ein Gastbeitrag von Mascha Fiedler

Sowie zuletzt bei „Peter Pan und Wendy“ hagelte es auch an der Realverfilmung vom Disney Klassiker „Arielle, die Meerjungfrau“ schon Kritik, lange bevor der Film auf der Leinwand zu sehen war. Angefangen mit der Besetzung von Halle Bailey, einer schwarzen Frau, als Arielle, bis hin zum Animationsstil der beliebten Sidekicks Fabius und Sebastian hatten die Fans etwas auszusetzen. Disney selber hatte eine größere Nähe zum Märchen von Hans Christian Andersen angekündigt. Auch das traf nicht auf breite Zustimmung im Lager der Fans des alten Zeichentrickfilms. Ist die Sorge der Fans um die Zerstörung ihres Kindheitsfilms berechtigt? Das klärt die Kritik.

Jonah Hauer-King als Prinz Eric
Gesehen, verliebt: Prinz Eric erobert Arielles Herz im Flug, obwohl er gar nichts davon merkt.

Die Handlung

Die abenteuerlustige Arielle, König Tritons jüngste Tochter, ist neugierig auf die Menschenwelt. Sie sammelt alle möglichen Gegenstände, die von Schiffen oder durch Strömungen den Weg zu ihr nach unten finden. Und schwimmt, zusammen mit ihrem Freund Fabius, sogar in gefährliche verbotene Gewässer, um Dinge aus Schiffswracks zu bergen und so der Menschenwelt näher kommen zu können. Doch ihr Vater hat den Kontakt mit Menschen nach dem Tod seiner Frau verboten, was regelmäßig zu Streit zwischen ihm und Arielle führt. Er weist sogar seinen engsten Vertrauten, die Krabbe Sebastian an, seine Tochter zu überwachen.

Aber Arielles Neugierde ist einfach zu groß. Als eines Tages ein Sturm aufkommt schwimmt sie an die Wasseroberfläche und beobachtet, wie das Schiff von Prinz Eric untergeht. Dieser geht zu spät von Bord, um seinen Hund zu retten. Und schafft es nicht mehr auf eines der Rettungsboote. Arielle ist beeindruckt von seiner Selbstlosigkeit, rettet ihn, und verliebt sich in ihn. Als ihr Vater von ihrem Ausflug an die Oberfläche erfährt ist er außer sich vor Wut. Er verbietet ihr, jemals wieder das Riff zu verlassen, was Arielle in tiefe Trauer stürzt. In ihrer Verzweiflung lässt sie sich auf einen Deal mit der Seehexe Ursula, König Tritons Schwester, ein. Die ihr im Tausch für ihre Stimme erlaubt, für drei Tage ein Mensch zu sein. Schafft sie es in diesen drei Tagen nicht, einen Kuss der wahren Liebe mit Prinz Erik zu teilen, so wird sie wieder zur Meerjungfrau und gehört Ursula. Und so macht sie sich auf, das Herz des Prinzen zu gewinnen …

Alles neu?

Ganz klar Nein. Der Film bleibt in seiner Handlung sehr nah an seinem Vorbild von 1989. Die bekannten Lieder sind, im Arrangement fast unverändert, alle an ihrem Platz und die wenigen neuen Stücke sind in Text und Musik passend. Man hört zwar eindeutig, dass diese aus der Feder von Disneys neuen Haus- und Hofkomponisten Lin Manuel Miranda stammen, doch das ist alles andere als negativ. Besonders das neue Stück für Prinz Eric, der im Original kein eigenes Lied bekommen hatte, ist mitreißend und einfach gelungen.

Die Unterwasserwelt sieht, wie der Begriff Realverfilmung schon erahnen lässt, an manchen Stellen nicht ganz so bunt und unecht aus wie in der animierten Vorlage. Hier und da, zum Beispiel wenn Sebastian „Unter dem Meer“ zum besten gibt, lässt es sich Regisseur Rob Marshall nicht nehmen, die fantasievolle Märchenwelt in voller Pracht erstrahlen zu lassen. Warum er das den allseits bekannten Figuren Fabius und Sebastian nicht gönnt, erschließt sich nicht ganz. Wirklich problematisch ist ihr neuer realistischer Look für den Film aber auch nicht.

Javier Bardem als Triton
König Triton ist allerdings gar nicht begeistert von den Ausflügen seiner Tochter an die Oberfläche.

Stark gespielt – und gesprochen

Das einzige wirklich Neue an diesem Film ist Halle Bailey als Arielle. Und sie macht einen tollen Job. Von purer Verzweiflung über große Freude bis hin zur wahren Liebe: sie spielt alle Emotionen auf den Punkt. Und das über eine recht lange Strecke des Films, ohne auch nur ein Wort zu sprechen, ist das doch die Bedingung, überhaupt an Land gehen zu können. Über ihre fantastischen Gesangsfähigkeiten braucht man gar nicht zu reden. Melissa McCarthy hingegen setzt auf Altbewährtes. Sie hält sich mit ihrer Interpretation der bösen Hexe Ursula genau ans Vorbild. Das wirkt an manchen Stellen fast etwas übertrieben, ist im Gesamtbild aber passend und bietet einen schönen Kontrast zum ruhigen und zurückhaltend agierenden Javier Bardem als König Triton.

Daveed Diggs, Jacob Trembley und Awkwafina hauchen nicht nur den Sidekicks Sebastian, Fabius und Scuttle Leben und viel Humor ein, sondern sorgen den ganzen Film über für die Pointen. Und auch Jonah Hauer-King als Prinz Erik spielt einen sympathischen, heldenhaften und gefühlvollen jungen Mann, in den sich sicherlich viele junge Mädchen vergucken werden. Ob die deutschen Stimmen da mithalten können, muss letztlich ein Besuch im Kino zeigen. Wer die Chance hat, das Original zu sehen, macht in jedem Fall aber angesichts der Stardichte nichts falsch.

Melissa McCarthy als Ursula
Meerhexe Ursula bietet Arielle einen gefährlichen Deal an.

Fazit:

Wer Angst vor der Zerstörung des Lieblingsfilms aus Kindheitstagen hatte, kann unbesorgt ins Kino gehen. Die Neuauflage von Arielle, die Meerjungfrau ist genau das: eine Neuauflage, die versucht die neuen Möglichkeiten des Filmemachens zu nutzen, um mit einer großen Verneigung etwas Gutes noch besser zu machen. Auch wenn 10 Minuten weniger nicht geschadet hätten, ist es ein wunderschöner Film für die ganze Familie geworden. An manchen Stellen sehr spannend, teilweise sogar etwas gruselig ist er definitiv auch für größere Kinder noch interessant und die Erwachsenen können sich ein Stück Kindheit zurückholen.

Arielle, die Meerjungfrau startet am 25. Mai 2023 in den deutschen Kinos.

Arielle
Kann Arielle das Herz Erics erobern, ohne auch nur ein Wort zu sprechen?