Destination Wedding

Filmkritik: Destination Wedding

Die „Screwball“-Komödie war vor allem in den 30er und 40er Jahren in Hollywood angesagt. Damalige Megastars wie Cary Grant und Katherine Hepburn duellierten sich darin mit scharfem Wortwitz, um schließlich doch als Paar zu enden. Mit „Destination Wedding“ lässt Autor und Regisseur Victor Levin dieses Sub-Genre zwar nicht wieder auferstehen, holt sich aber durchaus einige Anleihen bei den Klassikern von damals. Ist das heute auch noch lustig?

Bei den Screwball-Komödien ging es meist um starke Gegensätze, aus denen die Geschichte ihre Brisanz bezog. Armes Mädchen, reicher Kerl, war eines der beliebtesten Themen, manchmal reichte aber schon Mann gegen Frau völlig aus. Auf diesen Spuren wandelt auch Destination Wedding. Kann die Rom-Com mit Wynona Ryder und Keanu Reeves  dabei genauso überzeugen wie die Vorbilder aus der Vergangenheit?

Destination Wedding
Kein guter Start: Lindsay und Frank finden sich gegenseitig nervtötend und anstrengend.

Destination Wedding: Die Handlung

Schon am Flughafen passt die Chemie nicht. Weil Frank (Keanu Reeves) sich am Schalter vorzudrängeln versucht, findet Lindsay (Wynona Ryder) deutliche Worte für den anderen Fluggast, der sich zu allem Überfluss im winzigen Flieger auch noch neben sie setzen muss. Wie groß ist da der beidseitige Schrecken, als sie herausfinden, dass sie beide auf dem Weg zur selben Hochzeit sind. Frank ist mit dem Bräutigam entfernt verwandt, Lindsay die Ex, die die Trennung nie verwunden hat. Und so ist die gemeinsame Abneigung gegen die Feier ihre einzige Gemeinsamkeit,

Doch weil die beiden auf der Hochzeit niemand anderen kennen – oder kennen wollen, raufen sie sich dennoch zusammen und überschütten sich gegenseitig mit ihren sehr unterschiedlichen Ansichten vom Leben, dem Glück und der Liebe. Dass der Zyniker Frank dabei von der naiven Lindsay genervt ist – und umgekehrt – ist da kein Wunder. Und doch finden die beiden vom Leben gezeichneten Beziehungs-Feiglinge bald einen Draht zueinander, auf dem beide sehr vorsichtig balancieren. Haben Frank und Lindsay doch eine Zukunft?

Destination Wedding: Viele Schläge, viele Treffer

An der Handling liegt es nicht, dass Destination Wedding ein so sehenswerter Film geworden ist, denn die ist sehr überschaubar. Was aber Levin hier an treffenden Dialogen und ebenso niederschmetternden wie saukomischen Betrachtungen über das Leben abliefert, ist ein großer Spaß. Immer wieder legt er Keanu Reeves Sätze in den Mund, die misanthropischer kaum sein könnten. Und lässt Lindsay mit derart entwaffnender Naivität antworten und damit die Fackel der Hoffnung hochhalten, dass sich daraus wundervolle Szenen ergeben.

So schafft Levin eine der wohl schlimmsten und gleichzeitig lustigsten Sexszenen der vergangenen Jahre und bringt seine Figuren immer wieder in peinliche Situationen. Ohne sich je bösartig über sie lächerlich zu machen. Stattdessen lässt er seinen Protagonisten immer die Chance auf Besserung, die diese mit der Vorsicht eines viel zu oft getretenen Hundes schließlich auch zu nutzen versuchen. Und so entstehen neben dem wundervollen Wort-Ping-Pong von Lindsay und Frank auch kurze Momente voller Weisheit und Tiefe.

Destination Wedding
Doch auf der Hochzeit, auf der beide eigentlich nicht sein wollen, kommen sich sich langsam näher.

Destination Wedding: Echtes Gefühl statt billigem Klamauk

Levin verlässt sich dabei ganz auf seine beiden Stars Ryder und Reeves, die das in sie gesetzte Vertrauen nie enttäuschen. Beide hatten ja in letzter Zeit eine Art Comeback, Ryder als gestresste Mutter in „Stranger Things“, Reeves als neue Action-Ikone in „John Wick“. Hier zeigen beide, dass sie weit mehr können als nur einen bestimmten Typus zu verkörpern. Zwar sind Frank und Lindsay nun keine Lichtjahre von den Erfolgsrollen der beiden entfernt, aber Verwechslungsgefahr besteht nie.

Und so benötigt Levin in seinem Drehbuch keine Zoten, billigen Kalauer oder Fremdschäm-Momente, um sein Publikum zum Lachen zu bringen. Das ist in der heutigen Zeit ganz schön selten und entsprechend verfügt Destination Wedding über eine Zeitlosigkeit, die ihn für ein bestimmtes Publikum zum neuen Klassiker werden lassen könnte. Der kluge Witz des Films und seine allgemein gültigen Themen sorgen dafür, dass der Film auch in 20 Jahren noch witzig ist.

Allerdings dürfte ein sehr junges Publikum sich mit Destination Wedding schwerer tun als ein etwas älteres. Wenn man selbst einmal von der Liebe einen Dolch in die Eingeweide gerammt bekam und furchtbaren Liebeskummer überstanden hat, versteht man Frank und Lindsay nämlich sehr viel besser. Und kann auch besser über sie lachen.

Fazit:

Kaum zu glauben, mit welch geringen Mitteln man eine hinreißende schwarzhumorige Rom-Com auf die Leinwand zaubern kann! Autor und Regisseur Victor Levin setzt dabei ganz auf sein Können als feiner Beobachter menschlichen Verhaltens. Und auf seine wundervollen Stars Wynona Ryder und Keanu Reeves. Galliger Witz, ein paar Weisheiten und krachende Dialoge sorgen hier vor allem bei erwachsenem Publikum für Lacher.

Destination Wedding startet am 2. August 2018 in den deutschen Kinos.

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Verlieren sich die beiden nach der Feier wieder aus den Augen? Oder ist da doch etwas zwischen ihnen entstanden?