Der „Buddy“-Movie gehört in Hollywood seit Jahrzehnten zu den gängigsten Blockbuster-Rezepten: Packe zwei möglichst unterschiedliche Charaktere zusammen und lasse sie haarsträubende Abenteuer erleben. Wie ist „Killers Bodyguard“, die neueste Version dieses Themas mit Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson ausgefallen?
Was kann da schon schiefgehen? Nach „Deadpool“ gehört Ryan Reynolds zum heißesten Eisen Hollywoods, dazu noch der ewige Kassenmagnet Samuel L. Jackson – muss das nicht ein Hit werden? Offenbar nicht. In den USA spielte der Film seit Start nur etwa 40 Millionen Dollar ein, sicher deutlich weniger, als das Studio sich erhofft hat. Ist der Film tatsächlich nicht besser?
Killers Bodyguard: Die Handlung
Einst war Leibwächter Michael (Ryan Reynolds) der „heiße Scheiß“ seiner Branche, ein Topagent mit superreichen Kunden und der wunderhübschen Amelia (Elodie Yung, Elektra aus „Daredevil“ und „Defenders„) als Freundin. Doch als ein Auftrag gründlich schief geht, beginnt für Michael der Abstieg. Er wird paranoid und endet als abgewrackter Mann fürs Grobe – obwohl er seine Fähigkeiten nie verloren hat. Und dann schlittert er durch seine Ex in einen Auftrag, den er nie vergessen wird. Michael soll den berühmtesten Profikiller der Welt, Darius Kincaid (Samuel L. Jackson) nach Den Haag bringen. Dort soll der Mann gegen den osteuropäischen Diktator Dukhovich (Gary Oldman) aussagen, dafür geht seine inhaftierte Gattin Sonja (Salma Hayek) straffrei aus. Und weil Dukhovich offenbar hohe Beamte der internationalen Polizei kontrolliert, muss Michael den verhassten Hitman undercover beschützen. Können sich die beiden ungleichen Männer für ein paar Stunden zusammenraufen?
Killers Bodyguard: Harmloser Spaß
Weder Regisseur Patrick Hughes noch Drehbuchautor Tom O’Connor haben bislang große Erfahrungen mit Blockbusterkino vorzuweisen. Doch das merkt man ihrem Film kaum an. Was zu einem guten Teil an ihren äußerst spielfreudigen Stars liegt. Jackson macht das, was er in solchen Filmen eigentlich immer tut und lässt uns den halben Film sein schmetterndes Lachen hören. Und Ryan Reynolds zeigt, dass er auch mit etwas weniger abgedrehten Rollen als Deadpool gut zurechtkommt. Er verleiht seinem Michael eine schöne Mischung aus Pflichtgefühl und dem Verlangen, alles hinzuwerfen und bildet einen guten Kontrast zum in sich ruhenden Darius. Welches Aufputschmittel Salma Hayek nehmen musste, um eine derartige Furie wie Sonja zu spielen, ist allerdings nicht bekannt.
Neben den Stars punktet Killers Bodyguard aber noch mit anderen Werten: handgemachter toller Action zum Beispiel. Die Szenen, in denen sich Darius und Michael auf diversen Fortbewegungsmitteln durch die Grachten von Den Haag schlagen, die Killertruppe des Diktators immer im Nacken, müssen sich hinter anderen Action-Blockbustern nicht verstecken. Die Stunts, die sich durch den ganzen Film ziehen, sind auf hohem Niveau, Actionfans dürfte Killers Bodyguard also sehr zusagen.
Killers Bodyguard: Arg platte Figuren
Nun wird in einem solchen Film sicher niemand einen Shakespeare-Monolog erwarten oder eine Selbstreflexion über Leben und Bedeutung des Seins. Aber ein wenig mehr als die Abziehbilder von Charakteren, die hier größtenteils herumlaufen, hätte es schon sein dürfen. Der arme Gary Oldman hat genau eine Eigenschaft – er ist böse. Elodie Yung is immerhin hübsch und clever. Aber mehr als zwei Attribute bekommt hier keine Figur zugestanden, die beiden Helden einmal ausgenommen. Hier wäre eine Überarbeitung des Scripts zugunsten etwas interessanterer Nebencharaktere sicher kein Fehler gewesen. Denn mehr als Stichwortgeber für die beiden Stars darf hier niemand sein.
Ein großer Pluspunkt hingegen ist die Tatsache, dass Regisseur Hughes seinen Plot ebenso wenig ernst nimmt, wie das seine beiden Hauptdarsteller tun. Auch wenn er mitunter etwas gallig wird, so ist Humor doch in fast jeder Szene enthalten und macht aus dem mäßigen Plot um ein Wettrennen gegen die Zeit ein launiges Action-Spektakel. Dazu kommt, dass die knapp zwei Stunden Laufzeit keine wirklichen Längen haben, immer passiert irgendetwas, die wenigen ruhigen Stellen passen gut ins Gefüge. Und so ist Killers Bodyguard sicher kein Meisterwerk, aber ein Film, der problemlos für einen lustigen Abend im Kino taugt.
Fazit:
Reynolds und Jackson – da geht tatsächlich wenig schief. Das recht flache, aber stets sehr unterhaltsame Action-Comedy-Paket funktioniert über seine zwei Stunden gut. Die Stars sind in Spiellaune, der Plot strapaziert selbst Sechsjährige nicht über (die ihn natürlich trotzdem nicht sehen dürfen) und einige Stunts und Prügeleien sind auf sehr hohem Niveau. Wem ein Vin Diesel-Film zu doof und ein „Fast and Furious“ zu überzogen ist, der wird sich mit Killers Bodyguard sicher ganz wohl fühlen.
Killers Bodyguard läuft ab dem 31. August in den deutschen Kinos.