Love Death and Robots 3

Serienkritik: Love Death and Robots 3

Neun neue Kurzfilme laufen bei Netflix ab jetzt unter dem Sammelbegriff „Love Death and Robots 3“. Und wie zuvor kann die Anthologie-Serie nicht nur visuell überzeugen, sondern auch große Namen präsentieren. So hat David Fincher eine der Folgen inszeniert und zahlreiche bekannte Schauspieler liehen den Figuren in den Episoden ihre Stimme: Mackenzie Davis, Dan Stevens, Christian Serratos oder Jai Courtney, um nur einige zu nennen. Kann die Serie auch beim dritten Mal mit unterschiedlichen Looks und unterschiedlichen Themen punkten? Oder lässt in der dritten Auflage die Genialität langsam nach? Das klärt die Kritik.

Die Episoden

Drei Roboter: Rückzugsstrategien

Der Auftakt der neuen Folgen und die erste Fortsetzung innerhalb der Serie: Die Drei aus Staffel 1 bekannten Roboter untersuchen weiter die untergegangene Zivilisation der Menschen und begleiten ihre Entdeckungen mit bissigen Kommentaren. Das ist genauso witzig und treffend wie beim ersten Mal und somit eine der gelungenen Folgen von Love Death and Robots 3.

Schlechte Reise

Regisseur David Fincher inszeniert hier einen knallharten und sehr blutigen Horrortrip auf hoher See. Allerdings bleibt die Story auch etwas oberflächlich und belässt es bei Splatter und Intrigen an Bord.  Eine gigantische, fleischfressende Mörderkrabbe attackiert einen Walfänger und setzt sich in den unteren Decks fest. Der Kapitän muss mit dem Scheusal einen Deal eingehen, um das Schiff zu retten.

David Fincher
Der Kapitän muss eine schwere Entscheidung treffen und einen Deal mit einem Monster verhandeln.

Der Puls der Maschine

Bei einer Reise auf einem Jupitermond verunglückt das Raupenfahrzeug mit seinen beiden weiblichen Insassen. Nur eine von beiden überlebt und versucht nun, mit der Leiche im Schlepptrau rechtzeitig einen Rendezvous-Punkt zu erreichen, bevor ihr der Sauerstoff ausgeht. Eine der wenigen neuen Episoden, die trotz cooler Optik wie in französischen Comics für Erwachsene, auch auf Inhalt setzen und echte Science Fiction präsentieren.

Der Puls der Maschine
Kann die junge Frau auf dem Jupitermond überleben?

Die Nacht der winzigen Toten

Der Humor-Snack der Staffel: Kurz, witzig und ohne bleibenden Eindruck. Ein winziges Paar auf einer winzigen Erde entweiht mit wildem Sex einen Friedhof, was die Apokalypse der winzigen Zombies zur Folge hat. Eine nette Idee, die aber nie über das hinausgeht, was der Zuschauer zu sehen bekommt. Ganz in Ordnung, gegen die Humor-Highlights der Vorgänger wie Alternative Zeitachsen oder Bescherung aber etwas flach.

Die Nacht der winzigen Toten
Winzige Menschen kämpfen in der Zombie-Apokalypse um ihr Leben.

Töte es, Team!

Eine Elite-Einheit in irgendeinem Krieg bekommt es mit Forschungsergebnissen der eigenen Regierung zu tun. Und die sind absolut tödlich. Mit viel Blut und Splatter garnierter Action-Trip. Nett gezeichnet, aber ohne jeglichen Tiefgang. Hier ist nur das Auge mit, der Geist bleibt hungrig. Wer daran Spaß hat, kommt hier auf seine Kosten.

Schwärmer

Zwei Wissenschaftler untersuchen im All eine gigantische Kolonie aus insektenähnlich strukturierten Aliens – mit überraschenden Ergebnissen. Optisch eines der Highlights der Staffel in fast fotorealistischer Optik. Auch inhaltlich interessant, wenngleich die Form einer Kurzgeschichte dem Stoff nicht wirklich entgegenkommt, weil die Zeit nicht reicht. Für Sci-Fi-Fans aber zumindest einen Blick wert.

Love death and robots 3
Ein Wissenschaftler der Menschen taucht ins Reich des Schwarms ein. Was wird er dort finden?

Masons Ratten

Der alte Mason, eindeutig schottischer Abstammung, betreibt irgendwo eine Farm. Und die wird immer mehr von intelligenten Ratten übernommen. So ordert Mason einen Roboter, der als gnadenloser Kammerjäger die Nagetiere blutig dezimiert. Doch da entdeckt Mason etwas Interessantes. Blutig, witzig und mit einer guten Pointe ist diese Episode eine klassische Kurzgeschichte im besten Sinn. Eine gute Folge der Reihe.

love death and robots 3
Der alte Mason muss bald feststellen, dass er es nicht mit gewöhnlichen Ratten zu tun hat.

Begraben im Gewölbe

Ein Elite-Team aus Soldaten verfolgt eine Gruppe Terroristen in eine Höhle und findet dort weit mehr als erwartet. Die Lovecraft-Episode der Staffel. Hier ballt sich die meiste Starpower im Original, denn Joe Manganiello, Christian Serratos („The Walking Dead“) und Jai Courtney sind die englischen Sprecher der Figuren. Optisch stark bietet der Inhalt der Story klassisches Lovecraft-Gedankengut, was sich sogar in der Optik einer der Figuren deutlich niederschlägt. Für Fans des Autors die vielleicht beste Folge der neuen Staffel.

Begraben im Gewölbe
Der Moment der Erkenntnis. Die Soldatin sieht dem Bösen ins Gesicht.

Jibaro

Eine Gruppe von Konquistadoren treffen tief im Dschungel auf ein magisches Wesen der Ureinwohner, das mit den Eindringlingen kurzen Prozess macht. Doch einer der Eroberer ist taub und deshalb gegen die Kräfte der Sirene geschützt. Optisch das absolute Highlight der Staffel! Die Mischung aus Fotorealismus und Aquarellzeichnung ist zum Niederknien schön. Und auch inhaltlich bietet diese Episode den meisten Grund zur Diskussion darüber. Denn die komplett ohne Text auskommende Geschichte lässt viel Raum für Interpretationen und hat gleichzeitig einen der stärksten Bezüge zu realen Ereignissen.

Zu wenig Bandbreite

Love Death and Robots 3 ist zwar minimal länger (eine Folge) als die vorherige, aber nicht besser. Optisch gibt es hier wenig zu meckern, denn die unterschiedlichen Animations-Stile sind auch hier wieder eine der Stärken der Staffel. Aber es fehlt diesmal der ruhige Pol wie beispielsweise „Der ertrunkene Riese“ in Staffel 2, lediglich Der Puls der Maschine geht etwas in diese eher philosophische Richtung.  Diesmal geht es meist extrem blutig zu und ab und zu schimmert ein wenig Humor durch. Aber von allen Staffeln bislang ist diese definitiv die Splatter-Season. Nicht dass nicht schon früher sehr blutige Folgen dabei waren, so dominant wie diesmal fiel das da aber nicht aus.

Ein absolutes Highlight der ersten Staffel war „Die Augenzeugin“ vom Studio pinkman.tv. Sexy, cool und mit einer Story, die in der Einfachheit der Erzählung doch ein klassisches Sci-Fi-Thema gut umsetzte. Das Studio pausierte in Staffel 2 und räumt nun mit Jibaro erneut zumindest den optischen Sieg ab. Wunderschöne Bilder stehen in hartem Kontrast zum blutigen und interessanten Inhalt, der ein dunkles Kapitel der Menschheits-Geschichte grandios bearbeitet. David Fincher liefert mit Schlechte Reise die vielleicht ekelhafteste Folge der Staffel ab, die für Horrorfans wohl neben Begraben im Gewölbe das Highlight sein dürfte. Insgesamt ist die Serie aber weiterhin spannend und gut genug, um fortgesetzt zu werden. Es gibt noch viele tolle Horror- und Sci-Fi-Short-Storys da draußen!

Jibaro
Jibaro, die letzte Folge der neuen Staffel, ist nicht nur optisch ein Genuss.

Fazit:

Auch Love Death and Robots 3 kann nicht an die bislang beste erste Staffel anknüpfen und präsentiert sich im Schwerpunkt als blutiges Splatterpaket der Reihe. Neben Highlights wie Jibaro gibt es auch viel Mittelmaß, das über eine nette Pointe oder einen interessanten Ansatz nicht hinauskommt. Dennoch ist auch die neue Staffel zumindest optisch wieder über jeden Zweifel erhaben und präsentiert nicht nur sehr unterschiedliche Animationsstile, sondern auch sensationelle Bilder. Wer die Serie bislang mochte, wird auch diesmal genug Episoden finden, die das Ansehen lohnen. Die erste und längste Staffel bleibt in ihrer Abwechslung aber ungeschlagen.

Love Death and Robots 3 startet am 20. Mai 2022 bei Netflix.