Da ist er nun, der dritte Filme der neuen Reihe. „Spider-Man No Way Home“ bringt nach Aussage von Sony eine Trilogie zu Ende. Und lange sah es so aus, als könnte der Film möglicherweise auch das Ende von Spider-Man im MCU bedeuten. Denn die Rechte an Spider-Man und vielen anderen Charakteren aus dessen Umfeld liegen nach wie vor bei Sony. Und es macht nicht den Anschein, als wolle der japanische Konzern diese an Marvel/Disney zurückgeben. Doch vor einigen Tagen meldeten viele Filmseiten, dass es mit der Kooperation zwischen Sony und Marvel für vermutlich drei Filme weitergeht. Ob komplett mit Tom Holland, das steht noch nicht fest. Merkt man dem neuen Film den Abschied an? Und wie tief verwurzelt ist er im MCU? Das klärt die Kritik.
Die Handlung
Lange war es nicht mehr so schwierig, die Handlung eines Films anzureißen, ohne zu spoilern. Daher nur so viel. Wie bereits bekannt, verriet Mysterio im letzten Film Peter Parkers (Tom Holland) Geheimidentität als Spider-Man in einem Video der ganzen Welt. Und wie man sich vorstellen kann, macht es das Leben eines verliebten Teenagers nicht unbedingt einfacher, wenn einem auf Schritt und Tritt Reporter folgen – und die Hälfte der Bevölkerung den Lügen von Mysterio auch noch glaubt, dass Spider-Man ihn auf dem Gewissen habe. Daher wendet sich Peter an Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) in der Hoffnung, dass der Magier eine Idee hat, wie sich das Wissen um Peters Rolle als Superheld rückgängig machen ließe.
Nach einigem Zögern willigt Strange ein zu helfen. Er will mit einem Zauberspruch das Gedächtnis der Welt löschen und so Peter, MJ (Zendaya) und Ned (Jacob Batalon) ein normales Teenager-Leben ermöglichen. Doch dieses Mal geht die Magie gehörig schief und Spider-Man muss sich bald mit Problemen herumschlagen, die streng genommen gar nicht aus seinem Universum stammen …
Keine Spoiler!
Ob nun bekannte Gesichter, die in den Trailern bislang nicht zu sehen waren, im fertigen Film vorkommen oder nicht, darüber soll hier nicht spekuliert werden. Denn auch ohne diese Informationen lässt sich sagen, dass Spider-Man No Way Home ein als Film verkleideter Fan-Service ist. Was immer sich Spidey-Fans von einem Film mit Multiverse-Hintergrund wünschen können, vermutlich bekommen sie es hier zu sehen. Denn der dritte Film von John Watts als Regisseur variiert nicht nur klassische Spider-Man-Szenen aus Comics und Filmen, sondern beschert Fans auch Bilder, die sie so noch nie gesehen haben. Das ist auch gut so, denn die Story des neuen Marvel-Sony-Films kann Ablenkung durch spektakuläre Action und unvergessliche Momente mehr als gut gebrauchen.
Denn so ganz genau sollte man über die eine oder andere Entwicklung im Film besser nicht nachdenken. Zu viele Pannen, zu viele Zufälle sind nötig, um die Story in Gang zu bringen, die als Ziel eben hauptsächlich hat, diese ganz besonderen Szenen zu schaffen, die für Fans erst das Salz in der Suppe sind. Und würde man kühl und ruhig darüber nachdenken, wäre Spider-Man No Way Home sicher kein Highlight des MCU. Doch John Watts und sein Team aus Kreativen lässt dem Zuschauer kaum eine Chance, so kühl und sachlich auf den Film zu schauen. Denn dazu ist er viel zu emotional gemacht. Je länger der Zuschauer schon ein Fan des Netzschwingers ist, desto mehr wird ihn dieser Film begeistern und vielleicht auch ein paar Tränen in die Augen treiben.
Emotion vor Logik – na und?
Denn das Script zielt absolut gnadenlos darauf ab, dass langjährige Begleiter der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft hier auf der emotionalen Schiene erwischt werden. Und das durchaus auf Kosten von Logik und Glaubwürdigkeit. Allerdings funktioniert das auch derart gut, dass es eben keine große Rolle spielt, wie plausibel das alles ist – es macht einfach großen Spaß. Das liegt zu einem guten teil an der tollen Chemie zwischen den Schauspielern. tom Holland und Zendaya, laut Klatschpresse auch privat ein Paar, harmonieren wundervoll. Aber auch Jacob Batalon als Ned, der das Trio komplettiert, hat großartige Momente mit seinen Co-Stars. Benedict Cumberbatch ist dann trotz recht geringer Screentime die Kirsche auf der Torte, der durch seinen trockenen britischen Witz eine weitere Note in den Film trägt.
Es gäbe noch weitere Dinge über Spider-Man No Way Home zu sagen, allerdings sind die kaum möglich, ohne zu spoilern. Und da das Erlebnis, möglichst ohne viel Vorwissen als Marvel-Fan in diesen Film zu gehen, viel wichtiger ist als irgendeine Meinung vorher zu lesen, gibt es dazu auch kein weiteren Informationen. Für echte Fans eine Offenbarung, wer sich diesen Film als seinen ersten Spider-Man-Film aussucht, versteht vermutlich nichts. Und schon das sagt viel über Marvel und Sony aus. Wer es sich leisten kann, einen so teuren Film zu drehen, dem die Einspielergebnisse das Fanbasis völlig genügen, um Gewinn einzufahren, der muss vorher einiges richtig gemacht haben. Und wer ihn gesehen hat, wird am Ende verstehen, dass der Titel des Films irreführend ist. Denn wenn der Abspann läuft, ist Spidey genau da, wo er hingehört.
Fazit:
Die emotionale Achterbahnfahrt, die langjährige Fans des Wandkletterers mit Spider-Man No Way Home erleben, gleicht die vielen merkwürdigen Schnitzer und Ungereimtheiten im Drehbuch locker wieder aus. Tatsächlich ist die Story weit entfernt von perfekt, die Gefühle, die der Film auslöst, sind aber nahe an der Perfektion dessen, was man als Marvel-Jünger im Kino erleben kann. Regisseur John Watts erschafft Spidey-Momente zum Niederknien und entlässt das Publikum mit Freude, Wehmut und der Hoffnung auf viele weitere Filme, die genau da weitermachen, wo dieser Film aufhört. Wer sich bisher aber nie so recht für Marvel-Filme erwärmen konnte, macht um diesen besser einen ganz weiten Bogen. Denn das ist Marvel pur, im Guten wie im Schlechten.
Spider-Man No Way Home startet am 15. Dezember 2021 in den deutschen Kinos (wo geöffnet).