Venom let there be carnage
Sony Pictures

Filmkritik: Venom – Let There Be Carnage

Der erste „Venom„-Film aus dem Jahr 2018 spaltete das Publikum. Für Comic-Leser, die seit Jahrzehnten mit Venom vertraut sind, war der Film ein ziemlicher Schlag ins Gesicht, da die Entstehungsgeschichte aus den Spider-Man-Heften gar nicht vorkommt. Zudem sind auch andere Figuren deutlich verändert worden, nicht zuletzt Eddie Brock. Wer aber noch nie in eines der Comichefte hineingeschaut hatte, der konnte dem Film durchaus etwas abgewinnen. Viele schätzten den Humor der Story und fühlten sich einfach gut unterhalten. Wird die Fortsetzung „Venom – Let There Be Carnage“ die gleichen Diskussionen auslösen? Oder hat sich der neue Film gleich auf eine Fan-Seite geschlagen? Das klärt die Kritik.

Tom Hardy
Eddie und Venom haben sich arrangiert. Der Geschmack beim Essen liegt allerdings weit auseinander.

Die Handlung

Seit den Abenteuern aus Teil eins ist einige Zeit vergangen. Eddie Brock (Tom Hardy) hat sein Leben wieder in den Griff bekommen und sich auch mit seinem fiesen Alien-Symbionten auf ein gemeinsames Zusammenleben geeinigt. Doch Venom kämpft immer wieder gegen Eddie an, wenn es um Regeln geht, dass er keine Menschen fressen darf und ähnliche Zumutungen. Da hilft es wenig, dass Eddie kurz vor dessen Hinrichtung ein Interview mit dem Massenmörder Cletus Kasady (Woody Harrelson) bekommt. Denn seine Verbrechen findet Venom gar nicht so schlimm. Eddies Besuch bei Kasady läuft allerdings ganz anders als erwartet. Als Brock sein Diktiergerät einsammeln will, beißt ihn der Killer in die Hand.

Das hat ungeahnte Folgen. Während sich Eddie und Venom immer schlimmer streiten und der Symbiont seinen Wirt schließlich sogar verlässt, bahnt sich bei der Hinrichtung von Kasady eine Katastrophe an. Denn der Serienkiller hat mit seinem Biss auch ein Stück des Symbionten aufgenommen, das sich in seinem Körper langsam zu ungeahnter Stärke entwickelt. Und so wird aus Kasady und seinem Symbionten Carnage. Und der ist deutlich unzivilisierter als Venom. Auf seinem Kreuzzug gegen die Behörden, um jemanden zu finden, schreckt Carnage vor keinerlei Verbrechen zurück und hinterlässt eine blutige Spur in der Stadt. Eddie und Venom müssen sich zusammenraufen, wenn sie den ruchlosen Killer stoppen wollen …

Stereotype Schurken

In den USA hat Venom – Let There Be Carnage zwei höchst unterschiedliche Dinge erreicht. Der Film konnte konnte dort bereits 170 Millionen Dollar einspielen, weltweit durchbricht er demnächst wohl die 300 Millionen-Marke. Allerdings bekam die Fortsetzung, die von Andy Serkis inszeniert wurde, auch reichlich schwache Kritiken. Schon beim ersten Teil waren viele Zuschauer und Kritiker unzufrieden mit der fehlenden Gewalt, die Venom doch eigentlich ausmacht, in einem Film ab 12 Jahren aber nicht unterzubringen war. Ein Problem, dass er mit dem zweiten Teil teilt. Denn auch diesmal ist die wahre Brutalität der Alien-Symbionten nur im Ansatz zu erahnen, Blut gibt es trotz des Schurkennamens (Carnage bedeutet auf deutsch Blutbad oder Gemetzel) abermals nicht zu sehen.

Und das führt in diesem Fall tatsächlich dazu, dass eine Bedrohung der Helden nie wirklich zu spüren ist. Wenn Venom – Let There Be Carnage irgendwann Emotionen auslöst, ist das ausschließlich Humor. Spannung oder echtes Mitfiebern mit den Charakteren, das ist Andy Serkis zu keiner Zeit gelungen. Das liegt nicht allein an der fehlenden Gewaltdarstellung, ist aber ein wichtiger Baustein darin. Auch die kurze Laufzeit von gerade einmal 90 Minuten hilft nicht dabei, in die neuen Charaktere so etwas wie Tiefe oder Motivation zu bringen. Kasady bringt gern Menschen um. Warum, das wird im Lauf des Films nicht so richtig klar. Es sei denn, seine stereotyp erzählte, unglückliche Kindheit soll als Grund ausreichen, Dutzende Menschen zu töten.

Venom let there be carnage
Cletus Kasady versteht sich mit seinem Symbionten bestens. Das Motto lautet: Töten!

Der Humor funktioniert, der Rest nicht

Wirklich stimmig ist daher auch ausschließlich der Spaß, den Tom Hardy offenkundig beim Herumstreiten mit dem Symbionten hatte. Diese Szenen sind mit Abstand die besten im ganzen Film, sorgen für Lacher und dafür, dass die erste Hälfte des Films deutlich besser ist als die zweite. Das ändert allerdings nichts daran, dass die uninspirierte und vorhersehbare Story wenig zu bieten hat, an dass man sich beim Verlassen des Kinos noch erinnern würde. Auch Woody Harrelson und Naomi Harris, wahrlich keine Schlechten ihrer Zunft, können derart generischen Figuren nicht wirklich Leben einhauchen.

Bleiben die Spezialeffekte. Die sind gut, wie schon im ersten Teil der Reihe, wirken aber oft wie aufgesetzt, weil sie die Story nie weiterbringen, sondern nur als reiner Schauwert eingesetzt werden. Und wenn sich Venom und Carnage mit alle ihren Zähnen, Klauen und Tentakeln richtig ineinander verbeißen, lässt sich sowieso kaum noch sagen, was genau man da eigentlich sieht. Da ist das Interessanteste am ganzen Film sicher die Mid-Credit-Scene, die Marvel-Fans den Mund wässrig machen dürfte. Was es letztlich zu bedeuten hat, darüber kann man zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nur spekulieren.

Venom let there be carnage
Venom hat daher einen mächtigen Feind zu bekämpfen, wenn er überleben will.

Fazit:

Wie schon beim Vorgänger können Comic-Puristen gleich zuhause bleiben und sich Venom – Let There Be Carnage schenken. Aber auch für Fans des ersten Teils bleibt die Fortsetzung schwierig. Das Finale zeigt keine großen Unterschiede zum ersten Film, lediglich der Humor zwischen Eddie Brock und Venom funktioniert auch hier wieder gut. Mehr als ein paar Lacher sind aber letztlich nicht zu holen, da die Action zwar ganz gut aussieht, aber völlig beliebig ist. Zudem sind auch die Schurken im Film an Klischees und Stereotypen nicht zu überbieten – und deshalb völlig langweilig. Ein schwaches Drehbuch und eine bestenfalls routinierte Regie reichen einfach nicht für einen guten Film.

Venom – Let There Be Carnage startet am 21. Oktober 2021 in den deutschen Kinos.