Polaroid

Filmkritik: Polaroid

Wie beginnt das Horrorjahr 2019? Mit einem Nachzügler. Denn „Polaroid“ vom schwedischen Regisseur Lars Klevberg, nach seinem eigenen Kurzfilm von 2015 gedreht, sollte schon 2017 in die Kinos kommen. Der Film wurde aber erst von der Produktionsfirma verschoben, die dann auch noch Pleite ging. Eine neue Firma bringt den Teenie-Horror nun Anfang 2019 endlich in die Kinos. Hat sich das lange Warten gelohnt?

Eine Erfolgsgeschichte sollte sich wiederholen. 2013 drehte der Schwede David F. Sandberg den gruseligen Kurzfilm „Lights Out“ – und durfte ihn 2016 mit Theresa Palmer und Mario Bello als lange Version nochmal drehen. Der Film wurde ein Hit, Sandberg hat sich mit dem sehenswerten „Annabelle 2“ bereits als Horror-Regisseur etabliert und wird 2019 mit „Shazam!“ das DC-Kino-Universum erweitern. Ist Klevberg ein ähnlicher Erfolg vergönnt?

Polaroid
Die junge Bird gelangt durch Zufall an eine alte Sofortbild-Kamera. Doch das Gerät ist gefährlicher, als es aussieht.

Polaroid: Die Handlung

Zwei Mädchen finden auf dem Dachboden eine alte Polaroid-Kamera. Eine der jungen Frauen fotografiert die andere – und die ist wenig später tot. Bald landet die Kamera in den Händen der jungen High-School-Schülerin Bird (Kathryn Prescott), die in einem Antiquitätenladen jobbt. Tyler (Davi Santos), der Neffe des Ladenbesitzers hat die Kamera gefunden. Bird macht ein Foto vom ihm und nimmt das seltene Stück mit. Während sie auf einer Kostüm-Party ihre Freunde damit fotografiert, kommt Tyler im Laden ums Leben.

Bald dämmert es Bird, dass die Kamera ein unheimliches Eigenleben führt und jeder, der mit ihr fotografiert wurde, in Lebensgefahr schwebt. Doch diese Erkenntnis kommt zu spät, denn das Morden hat bereits begonnen. Kann die junge Frau sich und ihre Freunde vor dem unheimlichen Wesen retten, das sich offenbar in der alten Technik der Polaroid-Kamera eingenistet hat und nun grausam alle Foto-Motive ermordet? Oder fällt auch Bird dem verfluchten Gegenstand zum Opfer?

Polaroid: Kein neuer Star-Regisseur

Lars Klevberg wird vermutlich nicht so durchstarten wie Kollege Sandberg, denn Polaroid hat qualitativ nur sehr wenig mit dem gelungenen Lights Out! zu tun. Deutlich stärker ist die Ähnlichkeit zu Filmen wie „Wish Upon“, in dem ebenfalls eine Gruppe Teenies von einem bösen Fluch gejagt wird. Und leider ist Polaroid auch ähnlich schwach. Denn das in den USA mit einem „PG-13“ ausgestattete Horror-Drama (hier eine Freigabe ab 12) ist deutlich zu harmlos, um mit Sandberg gut funktionierendem Horror-Thriller mitzuhalten.

So hätte jemand Klevberg unbedingt einmal klar machen müssen, dass der Zuschauer zumindest ein wenig von dem erkennen muss, was da auf der Leinwand zu sehen sein sollte. Polaroid ist aber derart dunkel abgemischt, dass die Vorabversion trotz etlicher Versuche, das Bild aufzuhellen, kaum einmal Grusel erzeugt – weil man schlicht nichts sehen kann. Wenn auch die Kinoversion so wenig zeigt, dürfte der Frust der zahlenden Zuschauer allein deshalb schon sehr groß werden.

Polaroid
Denn schon bald sterben Birds Freunde unter mysteriösen Umständen.

Polaroid: Leider nichts Neues

Auch das Drehbuch passt sich der Optik an, denn hier sucht man vergeblich irgendeine neue Idee. Autorin Blair Butler hat zwar schon Erfahrung mit Horror („Hell Fest“), aber für Polaroid ist ihr absolut nichts Frisches eingefallen. Und deshalb schaut sich das Ganze für Horror-Experten wie ein zusammengewürfelter Mischmasch aus bekannten Filmen – nur schwächer. Zu keinem Zeitpunkt baut der Film echte Spannung auf, lediglich ein paar vorhersehbare Jump-Scares jagen ab und zu den Puls hoch.

Dabei ist die Grundidee des Films zwar nicht neu und originell, aber doch solide genug, um einen leidlich spannenden Horrorfilm daraus zu machen. Was der bereits genannte Lights Out! mit einem wirklich einfallsreichen Monster ebenso beweist wie der höchst effektive „A Quiet Place“. Polaroid fehlt es dabei auch an Raffinesse in der Inszenierung. Außer der fast völligen Dunkelheit gibt es keinen stilistischen roten Faden, der Polaroid auf ein zumindest ansehnliches Niveau bringen könnte.

Ein wenig schade für die jungen Darsteller, die sich sichtlich Mühe geben, ihren flachen Rollen ein wenig Profil zu geben. Genre-Veteran Mitch Pileggi („Akte X“) hingegen hat wohl schnell gemerkt, in was für einem durchschnittlichen Horrorfilm er gelandet ist und agiert entsprechend lustlos. Und so ist Polaroid möglicherweise gruselig für 12-jährige, für die er in Deutschland freigegeben ist. Erfahrene Horrorfans dürften vom dürftigen Grusler aber enttäuscht sein.

Fazit:

Wenig Spannung, extrem dunkles Bild und ein uninspiriertes Drehbuch – Polaroid ist sicher nicht nur wegen der Pleite der Produktionsfirma so lange verschoben worden. Die wenig originelle Story um eine verfluchte Sofortbild-Kamera mag als Kurzfilm funktionieren, für 88 Minuten bietet der Plot aber nicht genug Inhalte, die einen Horror-Liebhaber erschrecken könnten. Trotz bemühter Darsteller ist Polaroid so nur Durchschnittsware.

Polaroid startet am 10. Januar 2019 in den deutschen Kinos.

Polaroid
Sheriff Pembroke scheint mehr über die Herkunft der tödlichen Kamera zu wissen als er zugibt.