Fishermans Friends

Filmkritik: Fishermans Friends

Wenn die Briten so etwas wie ein eigenes Film-Genre haben, dann ist es sicher die „Fish out of Water“-Komödie. Darin kommt entweder eine Figur an einen Ort, an den sie eigentlich gar nicht passt. Oder sie muss oder will etwas tun, was die komplette Umgebung nur schwer akzeptiert. In solchen Komödien werden oft die Außenseiter glorifiziert – und die Briten beherrschen die Kunst, daraus wirklich lustige Situationen zu schaffen, ganz meisterhaft. Gilt das auch für „Fishermans Friends“, in dem es einen Großstädter ins ländliche Cornwall verschlägt?

Ob „Billy Elliot“ in dem sich ein eigentlich zum Boxen auserkorener Junge sich unsterblich ins Ballett verliebt. Oder „Ganz oder Gar nicht“, in dem sich ein paar Arbeitslose zu Strippern umschulen lassen. Je skurriler, desto besser fallen diese Filme von den britischen Inseln aus. Irgendwie treffen die Regisseure und Autoren immer genau den richtigen Ton, um eine Szene statt platt oder ernst, anrührend und witzig zu machen. Ist das auch Chris Foggin mit seinem Besuch beim kleinen Chor der Fischer gelungen?

Fishermans Friends
Für Handyempfang ans Ende des Piers? Zunächst ist Danny von seinem Ausflug nach Cornwall nur wenig angetan.

Fishermans Friends: Die Handlung

Musik-Agent Danny (Daniel Mays, „The Limehouse Golem“) wird von einem Freund zum Junggesellen-Abschiedswochenende ins beschauliche Cornwall eingeladen. Doch der Londoner tut sich in dem kleinen Fischerdorf sehr schwer. Erst verstopft er mit seinem Auto die engen Straßen der Altstadt und gerät deshalb mit der einheimischen Alwyn (Tuppence Middleton) aneinander. Denn treiben er und seine Freunde beim Stand-Up-Paddeling ab und müssen von der freiwilligen Küstenwache des Ortes gerettet werden.

Als die Männer dann am Strand den heimischen Shanty-Chor hören, setzt Dannys Vorgesetzter ihn auf die Männer an – er soll diese herausragende Band unbedingt für das Label sichern. Danny durchschaut nicht, dass das nur ein Scherz sein sollte und macht sich an die Arbeit. Doch mit dem knurrigen Jim (James Purefoy, „Altered Carbon“), dem Anführer des Chors, hat sich Danny ein hartnäckigen Gegner gesucht. Und der ist zu allem Überfluss auch noch Alwyns Vater. Aber der Großstadtjunge will so einfach nicht aufgeben und beißt sich an dem Chor fest. Nicht ganz ohne persönliche Hintergedanken …

Fishermans Friends: Etwas zu viele Klischees …

Wer sich jetzt ausrechnet, wie diese Story um grummelige, aber sangeskräftige Seebären, den eigentlich doch ganz netten Lackaffen aus London und die alleinerziehende Mutter wohl ausgeht – der liegt vermutlich richtig. So richtig überraschend ist an Fishermans Friends gar nichts. Zudem bemüht Foggin auch eine ordentliche Menge Klischees, um seine Figuren einfach und schnell zu charakterisieren. Daher kann die warmherzige Seemanns-Story, die auch noch auf einer wahren Geschichte basiert, mit den ganz großen Filmen des Genres nicht mithalten.

Dazu tischt Foggin seinem Zuschauer etwas zu viel heile Welt auf und zeichnet die Fischer als schlitzohrige Heilige, die eigentlich immer mit allem richtig liegen, was sie tun. Das ist auf Dauer ein wenig ermüdend und nimmt der Story auch ein wenig vom realen Anstrich, den eine wahre Geschichte eigentlich haben sollte. Obwohl man dem Regisseur immerhin zugute halten muss, dass auch die echte Story sich schon ganz schön märchenhaft anhört. Trotzdem: Ein wenig rauer und erdiger hätte Fishermans Friends ruhig ausfallen dürfen. 

Fishermans Friends
Zumal er sich auch erst an den eher rauen Charme der örtlichen Bevölkerung gewöhnen muss.

Fishermans Friends: … und dennoch ganz charmant

Das Erstaunliche aber ist: Obwohl der Zuschauer weiß, wie das wohl ausgeht, alle Figuren nach drei Sätzen einschätzen kann und überhaupt nicht überrascht wird, schaut sich Fishermans Friends dennoch gut weg. Denn die Darsteller machen ihren Job alle wirklich gut. Vor allem die verschrobenen kleinen Nebenrollen, das heimliche Herzstück jeder britischen Komödie, funktionieren hier hervorragend. Dazu kommt Purefoys starke Leinwandpräsenz, Mays‘ komödiantisches Können und eine handvoll Gags, die einfach sitzen. Und sofort gute Laune verbreiten.

Und so plätschert Fishermans Friends wenig aufregend, aber umso charmanter vor sich hin, bietet ein wenig Kitsch und ein wenig Hintersinn und macht sich in den besten Szenen auch über die eigenen Klischees lustig. Diese Selbstironie tut dem Film auch gut. Denn so sorgt Foggin dafür, dass die Geschichte nie zu zuckrig und klebrig wird und lässt im richtigen Moment immer wieder eine frische Brise durch den Film wehen. Deshalb kann der Film Fans dieser typisch britischen Wohlfühl-Komödien auch bedenkenlos empfohlen werden.

Fazit:

Ein wenig zu routiniert und vorhersehbar erzählt, um richtig großes Kino zu sein, bringt Fishermans Friends aber genug Charme und kauzigen, britischen Humor auf die Waage, um beim Publikum meist gute Laune hervorzurufen. Und das, so darf man den Kreativen sicher unterstellen, war auch die Intention des Films. Denn ganz so simpel und lustig wie hier war die tatsächlich Erfolgsgeschichte der singenden Seemänner sicher nicht. Wohlfühl-Kino, dass auf Heimeligkeit setzt statt auf Realismus. Kann man doof finden. Muss man aber nicht.

Fishermans Friends startet am 8. August 2019 in den deutschen Kinos.

Fishermans Friends
Doch schließlich nähern sich die ruppigen Seebären und der Großstadt-Manager doch noch an.