The Terror

Serienkritik: The Terror

Bei lesenden Horror- und Science Fiction-Fans ist der US-Amerikaner Dan Simmons schon seit Jahrzehnten eine feste Größe. Doch nie ist einer seiner Romane oder Erzählungen für Kino oder TV umgesetzt worden – bis jetzt. Mit „The Terror“ wurde der erste seiner historischen Romane von AMC als zehnteilige Serie verfilmt, die ab 26. März in Deutschland bei Amazon Prime zu sehen ist. Worum geht es da?

Die Besonderheit der Geschichte liegt in ihrem Ursprung. Dan Simmons beschreibt in seinem 2007 erschienenen, dicken Wälzer die Umstände, die zum Scheitern einer britischen Expedition geführt haben. Und diese Expedition, geleitet von Sir John Franklin im Jahr 1845, hat es tatsächlich gegeben. Natürlich hat Simmons seine eigenen Ideen in die Story eingebracht und erzählt sie so, wie sie vermutlich nicht war. Ist The Terror dennoch sehenswert?

The Terror
Noch befahren die Erebus und die Terror halbwegs freie Gewässer, doch das ändert sich bald.

The Terror: Die Handlung

Im Jahr 1845 machen sich die beiden britischen Schiffe „Erebus“ und „Terror“ auf den Weg nach Nordkanada, um dort die sagenumwobene Nordwest-Passage zu finden und zu vermessen. Sie soll den Seeweg nach China und Indien entscheidend verkürzen und dem Empire weiteren Ruhm und viel Geld einbringen. Die Leitung der Expedition liegt bei Sir John Franklin (Ciaran Hinds), Kapitän der Terror und zweiter Mann ist der erfahrene, aber desillusionierte Offizier Francis Crozier (Jared Harris).

Bereits mitten in treibendem Packeis und im tiefsten arktischen Winter, ist Franklin dennoch unerschütterlich davon überzeugt, dass die britische Überlegenheit auch hier den Sieg über die Elemente bringen wird, ihm zur Seite steht dabei treu der junge Commander James Fitzjames (Tobias Menzies). Nur Crozier hegt immer stärker den Verdacht, dass die Schiffe und die Besatzung der eisigen Kälte über Monate nicht standhalten werden und bittet Franklin, besonnen zu handeln. Doch der denkt gar nicht daran und tritt somit eine Tragödie los, die für alle Männer der Expedition furchtbare Konsequenzen birgt …

The Terror: Edel gefilmt

Eine der Besonderheiten des Romans besteht darin, dass Simmons die unglaubliche Kälte und deren Folgen so bildlich vermitteln kann, dass einem schon beim Lesen kalt wird. Dieses wichtige Detail gelingt auch der Serie ausgezeichnet. Immer wieder bleiben Männer an blankem Metall kleben und reißen sich Stücke von Haut ab. Immer wieder sieht man den Seeleuten an, wie entsetzlich die Kälte in ihre Knochen und Leiber fährt. Und dazu kommt die Kälte des unbarmherzigen Drills und der Disziplin an Bord, die für weitere Probleme sorgen.

Einzige Abwechslung zu dieser eisigen Tristesse bilden die Rückblenden, die vom Zustandekommen der Expedition erzählen und näher beleuchten, warum einige der Männer tatsächlich an Bord der Schiffe gingen. So werden die Hintergründe von Franklin und Crozier und deren verhängnisvolle Verbindung zueinander ebenso erzählt, wie spätere Rettungsbemühungen durch Franklins Gattin.Und diese Rückblenden hat die Serie auch nötig, sonst wäre sie schlicht zu deprimierend, um zu unterhalten.

The Terror
Bald verhindert dickes Eis die Weiterfahrt und ein Taucher muss sich der Sache annehmen.

Achtung Spoiler! Wer gar nichts über die Handlung der Serie wissen möchte, sollte hier nicht weiterlesen!

Denn tatsächlich hat kein einziges Mitglied der Expedition überlebt, über ihr genaues Schicksal ist bis heute nichts bekannt. Das nutzte Dan Simmons für eine brutale, aber packende Horrorstory, in der auch übernatürliche Elemente eine Rolle spielen. Wer sich die Serie ansehen möchte, sollte sich also darauf einstellen, kein Happy-End erwarten zu dürfen.

The Terror: Spannend, aber sehr düster

Romanleser wissen hier mehr, für den Rest ist die Serie sicherlich etwas spannender. Düster und deprimierend ist sie aber in jedem Fall. Denn die Arroganz der damaligen „Herrscher über die Welt“ gegenüber anderen Kulturen wie den einheimischen Inuit und den machtvollen Elementen am Polarkreis, läuten einen erst schleichenden, bald aber rapiden Niedergang ein, den niemand mehr aufhalten zu können scheint.

The Terror
Nur Francis Crozier, Kapitän der Terror, ahnt bald, dass die Expedition unter keinem guten Stern steht.

Und doch ist es fesselnd, wie Francis Crozier, einer der wenigen Männer mit Polarerfahrung und entsprechendem Respekt vor Land und Leuten, sich mit allem, was er hat, gegen den Untergang der Expedition stellt – und doch immer wieder aus den eigenen Reihen torpediert wird. Dabei ist Crozier selbst ein gebrochener, weil gesellschaftlich diskreditierter Mann. Ein Umstand, der ihn selbst bei -30 Grad und tausende Meilen weg von daheim noch einholt.

The Terror ist sicher nicht jedermanns Sache, dazu ist die Frage, ob der Norden Alaskas oder die menschliche Seele kälter sein kann, ein zu spezielles Thema. Schon früh ahnen auch Neulinge in der historischen Geschichte, dass die Sache für die meisten wohl ein gutes Ende nehmen wird. Denn die Macher um den weitgehend unbekannten Serienschöpfer David Kagjanich lassen schon früh wenig Zweifel daran, dass Hoffnungen auf einen klassischen Gut gegen Böse-Konflikt hier nicht angebracht sind.

The Terror: Viele Monster

Dazu präsentiert die Serie einfach zu viele Monster. Nicht nur jenes, das die Besatzung der Schiffe bald für einen riesigen, aggressiven Bären hält. Sondern auch die im Inneren der Schiffe, die auf ihren Moment warten, sich zu zeigen. Simmons vermischte in seinem Roman dabei die Mythologie der Inuit mit dem realen Horror bösartiger Menschen. Schon für sein Buch „Die Feuer von Eden“ hatte sich Simmons einer hierzulande eher unbekannten Götter- und Sagenwelt angenommen – der von Hawaii. Und auch die alten Geschichten der Inuit taugen als Angstmacher ganz ausgezeichnet.

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Als die ersten Mitglieder der Crew brutalen Attacken zum Opfer fallen, greift die Panik an Bord immer mehr um sich.

Zwar ändern die Macher Details, so ist „Lady Silence“ zu Beginn noch gar nicht stumm, wie im Roman. Aber im Großen und Ganzen verfilmt AMC doch die Vision, die Simmons in seinem Buch erschafft: der Mensch als Spielball größerer und gleichgültiger Mächte. Wer sich auf so einen mitunter an die Storys von H. P. Lovecraft erinnernden, düsteren Plot einlassen möchte, bekommt mit The Terror eine Serie, die optisch brillant die Grausamkeiten in Szene setzte, denen sich die Männer der Franklin-Expedition ausgesetzt sehen. Und selbst mir ihrer Kälte dem Zuschauer langsam in die Knochen fährt. Kein einfach zu konsumierender Trip ins ewige Eis, aber ein faszinierender.

Fazit:

The Terror ist vor allem für Fans von historischen Stoffen und Horror das Richtige. Simmons-Fans warten schon seit Ewigkeiten auf eine Umsetzung und werden mit diesem ersten Versuch sicher sehr zufrieden sein. Allerdings ist die Serie bei aller Spannung tatsächlich extrem düster und hoffnungslos, das sollte man wissen, bevor man einschaltet.

The Terror läuft ab dem 26. März 2018 bei Amazon Prime. Jede Woche gibt es eine neue Folge.

Mehr Horror? Gibt es hier.

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Kann die Inuitfrau helfen, die von der Besatzung „Lady Silence“ getauft wird?