Lucifer Staffel 5b

Serienkritik: Lucifer Staffel 5b

Der Teufel ist zurück! Zum vorletzten Mal macht er den Fans seine Aufwartung in acht neuen Folgen. Die sechste und finale Staffel mit nochmal zehn Episoden wird es dann aller Voraussicht nach irgendwann im Frühling 2022 geben. Im Finale der ersten Hälfte tauchte nach fünf Jahren endlich jenes Familienmitglied auf, von dem immer wieder die Rede ist und gegen den Lucifer einen jahrtausendealten Groll hegt – sein Vater alias Gott. Wie sich diese Begegnung weiterentwickelt, welche Gaststars „Lucifer Staffel 5b“ zu sehen sind und natürlich, ob sich die neuen Episoden nahtlos an die Qualität der vergangenen Folgen anpassen, verrät die Kritik.

Hier gibt es die Kritik zu Lucifer Staffel 5a.

Mehr zu Staffel 4 steht hier.

Wie alles begann: Die Kritik zu Staffel 1.

Lucifer Staffel 5b
Papa kommt zu Besuch! Weil Gott den Streit zwischen Lucifer und Michael unterbinden will, kommt er auf die Erde – und bleibt eine Weile!

Die Handlung

Lucifer (Tom Ellis) und Amenadiel (D.B. Woodside) kämpften auf dem Polizeirevier gerade gegen Michael (Tom Ellis) und Mazikeen (Lesley-Ann Brandt), als Gott (Dennis Haysbert) erschien und seine Kinder zur Ordnung rief. Sofort wird der Kampf eingestellt und Gott redet seinen Kindern ins gewissen und beruft ein Familiendinner ein. Das soll ausgerechnet bei Linda (Rachael Harris) stattfinden, weil Gott sein Enkelkind Charlie kennenlernen möchte. Aber es läuft alles andere als gut und endet im Streit. Mit Konsequenzen: Gott schickt Michael, den Verursacher der aktuellen Probleme, zurück in die silberne Stadt und beschließt, mit seinen anderen Söhnen Amenadiel und Lucifer noch ein wenig mehr Zeit zu verbringen. Lucifer ist davon allerdings gar nicht begeistert, auch weil er endlich mit Chloe (Lauren German) glücklich werden will.

Weil sein alter Herr Musik und Tanz so schätzt, dass er die Leute in seiner Umgebung dazu bringt, genau das zu tun (die zweite neue Folge „Verdammte, himmlische Karaoke-Session“ ist die lang angekündigte Musical-Folge der Serie), stößt er nicht nur Lucifer vor den Kopf. Dennoch scheint es zwischen Lucifer und Gott langsam wieder eine Art Annäherung zu geben. Tatsächlich versucht Gott ganz offensichtlich, den Teufel und sein neues Leben auf der Erde zu verstehen und nachzuvollziehen – nicht immer, ohne seinem Sohn dabei gehörig auf die Nerven zu gehen. Umso überraschender trifft die Engel auf Erden die Nachricht ihres Vaters, dass der sich mit Ruhestandgedanken trägt. Aber wer sollte dann der Nachfolger auf dem himmlischen Thron werden?  

Ellis so gut wie nie

Obwohl die Serie noch in eine sechste und damit letzte Staffel geht, stand die lange auf der Kippe. Angeblich lag es an den Gehaltsforderungen von Tom Ellis, die hart mit dem Star verhandelt wurden, ehe es zu einer Einigung kam. Weitere Folgen könnten aber womöglich daran gescheitert sein, dass Netflix Ellis nicht für mehr Staffeln – und vermutlich noch höhere Gage – buchen wollte. Dass der Brite sein Geld allerdings wert ist, zeigt er in den Folgen von Lucifer Staffel 5b mehr als eindrucksvoll. Tom Ellis IST Lucifer, daran gibt es schon eine Weile keinen Zweifel mehr. So spielfreudig wie hier haben die Fans den Schauspieler aber lange nicht gesehen. Und es gibt Rückkehrer: Inbar Lavi als Eve schaut vorbei und auch Tricia Helfer kommt noch einmal zurück zur Serie.

In den neuen Folgen darf Ellis nicht nur deutlich mehr singen als in den vorherigen Staffeln, was er mit offensichtlicher Freude und entsprechender Qualität auch tut, er ist auch erneut in einer Doppelrolle zu sehen. Und den fiesen Michael spielt er ebenso gut wie den Titelhelden der Serie. Allerdings stehen ihm seine Kollegen da in nichts nach, die Schauspieler beherrschen mittlerweile ihre Rollen im Schlaf und setzen deshalb in vielen gemeinsamen Szenen neue Maßstäbe innerhalb der Serie. Egal, ob besonders witzige oder besonders tragische Momente. Denn beides spielt in Lucifer Staffel 5b eine ausgeprägte Rolle. Die emotionale Achterbahnfahrt, die seit dem Wechsel der Serie von Fox zu Netflix und den damit einhergehenden, deutlich kürzeren Staffeln begann, geht in den neuen Episoden weiter.

Lucifer Staffel 5b
Weil Lucifer davon sehr genervt ist, betet er sogar um Beistand – aber zu wem eigentlich?

Weniger Krimi, mehr Fantasy

Was in Staffel 4 begann, wird in Lucifer Staffel 5b ganz extrem weiterforciert – das Eindampfen der Krimistorys zugunsten der Hauptgeschichte um Lucifer und seine Probleme mit Gott. Das geht zu Lasten der Qualität der Fälle, so einfallslos und durchschnittliche waren die Mordermittlungen selten. Meist präsentieren die Autoren überhaupt nur einen Verdächtigen. Obwohl die Folge alle länger sind als die früheren FOX-Episoden, so gut wie alle laufen 50-60 Minuten, ist der Krimianteil so gering wie nie. Und dann stehen die Fälle auch noch in direktem Zusammenhang zu Lucifers aktueller Gefühlslage. Und sind so geschrieben, dass die Verbrechen stets eine Botschaft an den gefallenen Engel enthalten. Wer die Serie also wegen des Krimiaspektes schätzte, dürfte mit Lucifer Staffel 5b endgültig unzufrieden sein.

Allerdings war dieser Bereich nie die Stärke der Serie. Die lag von der ersten Folge an unter anderem an der Chemie zwischen Ellis und German. Und die ist in den neuen Folgen besser denn je. Dass der sprunghafte Lucifer immer wieder neue Probleme aus unterschiedlichen Gefühlslagen aus dem Ärmel schüttelt, ist ja nicht neu. Aber so dramatisch wie in den neuen Episoden war es bislang nie. Denn wie schon zuvor bleibt die Liebe zwischen dem gefallenen Engel und der vom Himmel gezeugten Detektivin schwierig. Allerdings zeigen sich in den ständigen Schwankungen in Lucifers Benehmen auch langsam Abnutzungserscheinungen, so richtig viele neue Gründe, warum Lucifer nicht mit Chloe zusammenkommen kann, scheinen den Autoren nicht mehr einzufallen.

Lucifer Staffel 5b
Dan hat nicht nur unter Lucifer sehr zu leiden, er begibt sich auch in große Gefahr.

Dafür traut sich das Team der Drehbuchautoren allerdings immer wieder, auch Fanlieblinge zu bedrohen. Und im Zweifelsfall zugunsten des dramatischen Effekts und der Glaubwürdigkeit der Story aus der Handlung zu schreiben. Da bildet auch Lucifer Staffel 5b keine Ausnahme – um die eine oder andere Figur muss gezittert werden. Wer sich schon immer mehr von Lucifers und Amenediels Geschwistern wünschte, darf dafür jubeln. Haben die vergangenen Staffeln neue Engel eher in homöopathischen Dosen eingeführt, gibt es in Lucifer Staffel 5b gleich eine ganze Wagenladung voller unterschiedlicher Engel auf Erden. Ein weiterer Grund, warum die Serie momentan so gut ist und der Abschied, obwohl noch zehn Folgen entfernt, bereits jetzt anfängt zu schmerzen.

Fazit:

Auch mit Lucifer Staffel 5b bleibt die Serie eine der originellsten Fantasy-Dramedys, die es gibt. Das liegt immer noch zu einem guten Teil an Tom Ellis, der vor allem im englischen Original weiterhin eine derart hinreißende Vorstellung gibt, dass er allein bereits das Einschalten rechtfertigt. Aber auch seine Kollegen bekommen immer wieder starke Szenen von den Autoren geliefert und machen daraus ebenfalls Höhepunkte der Serie. Und dieses Mal schlagen die emotionale in beide Richtungen aus, Sternstunden des Humors wechseln sich mitunter recht abrupt mit wirklich traurigen Momenten ab. Das Finale der beiden letzten Folgen ist dann an Dramatik kaum zu überbieten. Und  läutet die letzte Wartezeit bis zur finalen Staffel im kommenden Jahr ein. Ob Lucifer dann noch besser wird? Kaum vorstellbar.

Lucifer Staffel 5b startet am 29. Mai 2021 bei Amazon Prime (in der Schweiz auf Netflix bereits am 28. Mai 2021).

Haysbert und Ellis
Kann es zwischen Gott und seinem gefallenen Sohn eine Aussöhnung geben?