Good Omens

Serienkritik: Good Omens

Im Jahr 1990 brachten die beiden britischen Literaturstars Terry Pratchett und Neil Gaiman ihren gemeinsamen Roman „Good Omens“ heraus. Das Buch wurde ein Hit und schon früh gab es Gespräche über eine mögliche Verfilmung. Als Pratchett 2015 mit nur 66 Jahren an Alzheimer starb, schien das Projekt ein für alle Mal beendet, da Gaiman die Adaption ohne seinen Kollegen nicht weiterführen wollte. Doch der posthume Wunsch Pratchetts, genau das zu tun, stimmte Gaiman um. Und nun ist die sechsteilige Mini-Serie da. Ist sie auch gut?

Die Mischung erschien Fans wie eine Offenbarung. Einer der besten und bekanntesten Comic-Autoren der Welt, Neil Gaiman („Sandman“, „American Gods“) hatte sich mit dem „Scheibenwelt“-Erfinder Terry Pratchett zusammengetan, um einen schrill-komischen Roman über die Apokalypse zu schreiben. Und das Ergebnis war exakt so, wie die Fans es erwartet hatten. Und nun hat Neil Gaiman zum BBC-Sechsteiler, der in Co-Produktion mit Amazon Prime entstand, auch noch das Drehbuch beigesteuert. Also eine rundum gelungene Umsetzung?

Good Omens
Crowley und Erziraphael haben auf die Apokalypse nicht so recht Lust – und wollen sie daher verhindern.

Good Omens: Die Handlung

Engel Erziraphael (Michael Sheen) und Dämon Crowley (David Tennent) kennen sich schon eine Ewigkeit. Schließlich hat Erziraphael damals das Paradies bewacht, in das Crowley sich als Schlange eingeschlichen hat, um Eva den Apfel aufzuschwatzen. Im Lauf der Jahrtausende auf der Erde haben sich die beiden aber nicht nur eine Art Freundschaft füreinander entwickelt, sondern sich auch an die Freuden des Erdenlebens gewöhnt. Und so kommt die Nachricht, dass mit der Ankunft des Antichristen die Apokalypse eingeläutet sei, eher ungelegen.

Nach einem guten Essen und reichlich Rotwein kommen die beiden dann auf die Idee, die vorgegeben Prophezeiung über das Ende der Welt durch gezielte Intervention aushebeln zu wollen. Und so arbeitet sich Erziraphael am heranwachsenden Antichristen Warlock ab, um aus ihm einen guten Menschen zu machen. Crowley hingegen versucht, den Jungen in Richtung Hölle zu beeinflussen. Blöd nur, das der Junge gar nicht der Antichrist ist. Satanische Nonnen hatten die Jungs bei der Geburt vertauscht. Nun ist guter Rat teuer …

Good Omens: Fantasy-Spaß mit religiösen Motiven

 Wer die Arbeiten der beiden Autoren kennt, der weiß: Gaiman ist ein großer Visionär mit einem Hang zu mächtigen, aber traurigen Charakteren. Pratchett hingegen arbeitet mit viel abseitigem Humor und Situationskomik, um seine Fantasy-Romane witzig zu gestalten. Dementsprechend respektlos und augenzwinkernd gehen die beiden in ihrer Geschichte mit religiösen Dogmen um. So sind die Nonnen natürlich Satanistinnen, Engel und Dämonen gleichermaßen hedonistisch und Gott, die das Ganze aus dem Off kommentiert, natürlich eine Frau.

Der Humor ist dabei so lakonisch und trocken, dass viele Kenner an den großen Douglas Adams und seine „Per Anhalter durch die Galaxis“-Romane erinnert werden dürften. Und wer die mochte, wird auch mit Good Omens sicher seinen Spaß haben. Das liegt neben einigen ganz wundervollen Einfällen auch stark am guten Schauspieler-Ensemble, das die BBC für dieses Sechsteiler gewinnen konnte. Denn mit Michael Sheen und David Tennant, so gut sie auch sind, hört die Liste an großen Namen noch nicht auf.

Good Omens
In vielen Jahrtausenden auf der Erde haben sich Engel und Dämon angefreundet – und möchten, dass ihr Lebensraum erhalten bleibt.

Good Omens: Schauspiel wie ein Tennis-Match

Obwohl sie einen großen Teil zur Qualität der Serie beitragen. Denn wie die beiden sich gegenseitig die Pointen auflegen und aufeinander reagieren, ist schon großes Tennis. Tennant spielt seinen stets lässigen Dämonen mir rotziger Rockstar-Attitüde einfach herausragend, Sheen den leicht phlegmatischen Engel mit extrem wenig Lust auf Veränderungen ebenso wundervoll. Schon dafür lohnt sich das Einschalten. Aber da sind ja auch noch mehr oder weniger kleine Nebenrollen, die von Jon Hamm (Gabriel), Frances McDormand (Gott, nur im Original zu hören) oder Benedict Cumberbatch (Satan) gespielt werden.

Der Humor hingegen ist – wie eigentlich immer – Geschmackssache. Wer sich für eine Parodie auf die biblische Schöpfungsgeschichte und andere Kapitel des gleichen Buches erwärmen kann, dürfte mit dem Höllisch-himmlischen Duo viel Spaß haben. Schließlich stammt ja auch Serienheld „Lucifer“ ursprünglich aus der Feder von Neil Gaiman. Und als Showrunner der Serie sorgt Gaiman für die starke Umsetzung der zahlreichen Seitenhiebe auf dogmatische Auslegungen religiöser Schriften.

Wer hingegen mit Stoffen, die sich zwar nicht über den Glauben, aber doch über Religion lustig machen, wenig anfangen kann, wird auch hier keinen Spaß haben. Denn ähnlich wie einst die Monty Pythons mit ihrem „Das Leben des Brian“ fällt auch Pratchett und Gaiman eine Menge ein, worüber es sich ihrer Meinung nach ausgezeichnet lustig machen lässt. Dass dabei nicht jede Pointe sitzt und die Ausbreitung des knapp 300 Seiten dicken Romans auf sechs Folgen auch leichte Längen hinterlässt, können Fans da wohl verschmerzen.

Fazit:

Für die einen ist die manchmal sehr geistreiche, manchmal bis an die Grenze zur Albernheit gehende Abrechnung zweier großer Fantasy-Autoren mit religiösen Mythen eine Offenbarung. Für die anderen ist Good Omens schlicht eine religiöse Gefühle verletzende Frechheit. Schauspielerisch hingegen gibt es keine zwei Meinungen. Michael Sheen und David Tennant sind ganz großartig. Auch, weil sie sichtlichen Spaß an ihren Rollen in der abstrusen Story über das Ende der Welt hatten. So lustig war die Apokalypse selten.

Good Omens läuft ab dem 31. Mai 2019 bei Amazon Prime Video.

Gesehen: Drei von sechs Folgen.

Good Omens
Zukünftig in Himmel und Hölle weiterleben – ohne leckeres Essen und Champagner? Lieber nicht!