Disenchantment

Serienkritik: Disenchantment

Nach „The Simpsons“ und „Futurama“ präsentiert Matt Groening seine dritte TV-Serie bei Netflix. Mit „Disenchantment“ widmet sich der Comedy-Spezialist erstmals der Welt der Fantasy und lässt eine ungewöhnliche Prinzessin mit zwei sehr speziellen Sidekicks auf seine Fangemeinde los. Weist auch die neue Serie den typischen Groening-Humor auf? 

Mit der wohl gelbsten Familie im TV hat Matt Groening längst Fernsehgeschichte geschrieben. Seit nunmehr 30 Jahren treiben Homer, Bart, Marge, Lisa und Maggie ihr witziges Unwesen – und ein Ende ist nicht in Sicht. Mit Futurama gelang Groening nicht so ein großer Erfolg, wenngleich auch diese Serie eine beinharte Fangemeinde besitzt. Obwohl die Serie den vielleicht besten Humor hat, war nach sieben Staffeln Schluss. Was kann die neue Serie Disenchantment?

Disenchantment
Im Zauberwald ist es für Bean, Elfo und Luci nicht ungefährlich.

Disenchantment: Die Handlung

Prinzessin Bean aus dem Königreich Dreamland ist unzufrieden. Denn sie mag nichts lieber, als nachts durch die Kneipen der Stadt zu ziehen, zu saufen und Prügeleien anzuzetteln. Doch nun soll sie nach dem Willen ihres Vaters den Prinzen des Nachbarreiches heiraten. Und darauf hat die burschikose Bean gar keine Lust. Während sie überlegt, wie sie der Sache entkommen kann, macht sich erstmals ihr persönlicher Dämon bemerkbar, der auf den Namen Luci hört. Er flüstert ihr schon seit Kindesbeinen böse Ideen ein – und die braucht sie jetzt mehr denn je.

Von alldem weiß der kleine Elf Elfo nichts, der im Zauberwald bei den stets gut gelaunten Artgenossen lebt. Doch Elfo ist neugieriger als die anderen und möchte unbedingt wissen, wie ein Leben ohne ständige Glückseligkeit aussehen kann. Und so flieht der kleine Kerl aus dem Wald und landet durch eine Verkettung unglücklicher Umstände schließlich bei Bean und Luci. Bald stellen die drei so unterschiedlichen Charaktere die Welt von Dreamland gehörig auf den Kopf …

Disenchantment: Lange Story statt Einzelfolgen

Zum ersten Mal setzen Groening und Josh Weinstein, langjähriger Autor der Simpsons, auf eine Fortsetzungsgeschichte, statt nur einzelne Episoden zu erzählen, die für sich stehen. Und so bauen die Folgen der Serie aufeinander auf. Das ist für langjährige Fans Groenings ein durchaus ungewöhnliches Format – aber es funktioniert gar nicht so schlecht. Denn die Runnings Gags, die sich durch mehrere Episoden ziehen, sind mit die besten der ganzen ersten Staffel.

Allerdings geht diese Art der Erzählung auf Kosten der Gagdichte. So oft wie bei Futurama lacht man hier nicht. Und der eine oder andere Witz ist tatsächlich auch nicht sonderlich lustig. Dafür ist die Konstellation der Figuren untereinander aber immer wieder sehr witzig. Denn der kleine, ultrafiese Dämon und der Elf, dessen Naivität bis an die Schmerzgrenze geht, liefern in Kombination mit der saufenden und sämtlichen Drogen nicht abgeneigten Prinzessin Bean einige der besten Momente in Disenchantment.

Disenchantment
Bean nutzt jede Chance, dem Leben am Hof zu entkommen.

Disenchantment: Keine Game of Thrones-Parodie

Wer darauf gehofft hatte, dass Groening und sein Team sich in Disenchantment ausgiebig über Game of Thrones, die Fantasyserie schlechthin, lustig machen würde, muss aber umdenken. Denn die Gags streuen sich deutlich breiter, Disenchantment nimmt neben Klassikern und Märchen auch bekannte Filme wie „Der Exorzist“ auf die Schippe. Beim Genre-Primus hingegen hält sich Groenings neuer Streich ziemlich zurück. Das schadet dem Humor aber nicht.

Diesenchantment startet ein wenig holprig. Die erste Folge ist nicht unbedingt dazu angetan, sofort die nächste Episode sehen zu wollen – trotz eines Cliffhangers. Aber im Lauf der ersten Staffel (Netflix stellte vorab sieben der zehn Episoden von Staffel eins zur Sichtung zur Verfügung) wird das immer besser. Denn je länger die Staffel dauert, desto mehr eigene Identität entwickelt die Serie, auch wenn sie vom typischen Groening-Humor nie wirklich abweicht. Aber das dürfte ja auch kaum jemand ernsthaft erwartet haben.

Ob die Serie auch für das deutsche Publikum ohne Englischkenntnisse richtig gut wird, lässt sich momentan noch nicht sagen, der entsprechende Trailer macht aber Hoffnung. Die deutschen Stimmen passen zu ihren englischen Originalen und auch der Humor funktioniert in der deutschen Sprache ganz gut. Hoffentlich in der ganzen Serie.

Fazit:

Einen richtigen Meilenstein hat Matt Groening mit seiner neuen Serie (noch) nicht geschaffen. Dazu ist schlicht die Gagdichte nicht hoch genug und auch nicht jede Pointe sitzt wirklich im Ziel. Wer den Humor des Simpsons-Erfinders aber ohnehin mag, wird auch bei Disenchantment genug zu lachen haben, um die erste Staffel mit zehn Folgen zu genießen. Weitere zehn sind bereits bestellt.

Disenchantment ist komplett am 17. August bei Netflix zu sehen.

Disenchantment
Denn mit den Pflichten einer Prinzessin hat sie so gar nichts am Hut.