Black Summer

Serienkritik: Black Summer

Und noch eine Zombie-Serie! Nachdem AMC kürzlich mitteilte, dass „The Walking Dead“ im kommenden Jahr sein zweites Spin-Off erhalten wird, zieht Netflix jetzt nach. Und nimmt mit „Back Summer“ eine achtteilige Serie ins Programm, die in der gleichen Welt spielen soll wie „Z Nation“. Wer allerdings Fan der nicht immer ganz ernstgemeinten Serie von SyFy ist, wird sich hier umsehen. Die neue Serie, die nur Wochen nach dem Ausbruch der Zombieseuche spielt, schlägt einen düsteren Ton an.

Wenn ein Genre-Fan den Namen „The Asylum“ liest, gerät er je nach Geschmack entweder in Panik – oder in Verzückung. Denn die US-Produktionsfirma lässt mit Vorliebe billigen Trash wie „Sharknado“ drehen und verdient damit ihr Geld. Auch Z Nation hat The Asylum produziert. Was Showrunner John Hyams, der viele Folgen auch schrieb und inszenierte, mit Black Summer aufbietet, ist zwar sicherlich nicht sonderlich kostenintensiv gewesen, entfaltet aber eine ganz andere Wirkung als das übliche Asylum-Niveau.

Black Summer
Rose will mit ihrer Familie aus der Stadt flüchten und geht daher zum angegebenen Treffpunkt.

Black Summer: Die Handlung

Die Zombie-Apokalypse ist da. Überall in den USA evakuiert das Militär betroffene Städte. Auch Rose (Jaime King, „Sin City“) steht mit Mann und Tochter beim Konvoi an, um aus der Stadt gebracht zu werden. Aber nachdem das Kind bereits auf dem Lkw sitzt, fällt einem Soldaten auf, dass sich Roses Mann seltsam bewegt. Tatsächlich hat er eine Verletzung und darf deshalb nicht mitgenommen werden. Der Konvoi fährt ohne Rose ab. Zudem stirbt kurze Zeit später auch noch der Gatte – und verfolgt sie nur Sekunden später als geifernder Zombie.

Währenddessen klaut William (Sal Velez Jr.) einen Wagen, der nur Sekunden vorher bereits von einem anderen übernommen wurde. Er gehört eigentlich Barbara (Gwynyth Walsh), die inzwischen auf dem Rücksitz hockt und hofft, dass wer immer den Wagen in Richtung Sicherheit fährt, sie einfach mitnimmt. Wenig später landet auch die junge Kyungson (Christine Lee) im Auto, die nur Koreanisch spricht. Im offenen Überlebenskampf, bei dem sich die Menschen nicht nur vor den Untoten, sondern auch vor den Lebenden in Acht nehmen müssen, ist nichts sicher …

Black Summer: Einfach, aber clever

Ob Not erfinderisch macht? Viel Budget scheint John Hyams, Sohn des erfolgreichen Regisseurs Peter Hyams („The Relic“), für die Serie nicht bekommen zu haben. Denn seine Episoden spielen auf der Straße, in Autos oder in verlassenen Diners und Fabriken. Und auch die Zombies, in anderen Serien gern massenhaft zu sehen, setzt Hyams eher in homöopathischen Dosen ein. Das macht aber ihre Wirkung hier nur umso schauerlicher, denn die Z Nation-Zombies erinnern eher in die Bestien in Zack Snyders „Dawn of the Dead“-Remake als an die Walking Dead-Schlurfer.

Hyams setzt seine recht kurze Story sehr clever in Szene. So führt er gleich in der ersten Episode mehrere Figuren ein, die jeweils nur ein paar Minuten Screentime bekommen, sich dabei aber teilweise sogar noch über den Weg laufen. Schon die Frage, wer nun am Ende der Folge mit wem zusammenbleibt, macht das Zusehen spannend. In Folge 6 zeigt Hyams dann eine durchgeplante Aktion mehrfach aus unterschiedlichen Perspektiven. Und dreht auch hier die Spannung dadurch, dass er erst am Ende auflöst, was nun wirklich passiert ist, mächtig auf.

Black Summer
Doch durch ein Missgeschick sitzt ihre Tochter ohne Rose im Lkw in die Sicherheitszone. Die verzweifelte Mutter kann nur zusehen.

Black Summer: Gesellschaftliche Bestandsaufnahme

Im Kern geht es Hyams aber, wie bei den meisten anderen Zombieserien- und Filmen auch, um eine Begutachtung der menschlichen Natur in Extremsituationen. Wer wird zusammenbrechen und sich seinem vermeintlichen Schicksal ergeben? Wer wird kämpfen, um am Leben zu bleiben? Und welche Mittel ist er oder sie bereit, dafür auch einzusetzen? Wer wirft seinen Nachbarn den Zombies vor, um selbst entkommen zu können? All das durchleuchtet Hyams in seiner Serie mit seinem guten Cast erstaunlich intensiv und glaubwürdig.

Und das, obwohl die Charaktere eigentlich eher Schemata als echte Figuren sind, die Hyams mit wenigen Pinselstrichen zum Leben erweckt. Großes Lob geht hier an die Schauspieler, die auch ohne Text mit ihren Gesichtern und Blicken die Geschichten erzählen, die es braucht, um mit den Figuren warm zu werden und um sie zu zittern. Oder ihnen ein unerfreuliches Ende zu wünschen. Allen voran gelingt das Jaimie King, die als verzweifelte Mutter zwischen Hysterie und Apathie hin und herwechselt, um im Lauf der Serie immer cooler zu werden.

Aber auch Kelsey Flower als Lance ist großartig, der die Folge vier mit dem bezeichnenden Titel „Allein“ ebenso gestaltet – und mit seinem einsamen Überlebenskampf gegen einen sehr anhänglichen Zombie eine der besten Episoden der Serie komplett trägt. Hyams gelingt es aber auch immer wieder, einem eigentlich ausgelutschten Thema durch gute Ideen eine Frische zu geben, nach denen andere Horror-Storys schon seit einer Weile suchen. Und er braucht dazu nicht einmal die expliziten Brutalitäten anderer Zombie-Serien. Nach „Kingdom“ die nächste gute Unoten-Serie bei Netflix.

Fazit:

Bei Filmen läuft es noch nicht rund, aber bei Serien hat Netflix mittlerweile wirklich ein gutes Händchen entwickelt. Auch John Hyams‘ Zombieserie Black Summer ist eine positive Überraschung. Mit wenig Budget holt der Regisseur und Autor das Maximale an Spannung heraus, indem er seine einfach Story mit vielen dramaturgischen Einfällen würzt. Und dabei sogar auf ausgeprägte Gore-Einlagen verzichten kann, ohne den Horror dadurch zu verharmlosen. Für Fans des Genres ist Black Summer eine erfrischende Alternative zu bekanntem Terrain.

Black Summer startet am 11. April 2019 bei Netflix.

Gesehen: Acht von acht Folgen.

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Black Summer
Und nur Minuten später will ihr der mittlerweile untote Gatte an den Kragen. Kann Rose das überleben und ihre Tochter finden?