Black Mirror Staffel 5

Serienkritik: Black Mirror Staffel 5

Seit der ersten Staffel genießt die ursprünglich britische Serie „Black Mirror“ bei Science-Fiction-Fans einen sehr guten Ruf. Als Heimsender Channel 4 die Serie nach zwei Staffeln mit insgesamt sieben Episoden beenden wollte, sprang Netflix ein und übernahm die Serie. Inzwischen läuft bereits Black Mirror Staffel 5 beim Streaming-Dienst an, hat aber statt der bisherigen sechs Folgen pro Staffel bei Netflix wieder nur drei. Wie gut sind die?

So richtig als Serie geht Black Mirror bei vielen Zuschauern gar nicht durch. Denn außer dem Grundthema Mensch und Technik haben die einzelnen Episoden auf den ersten Blick nichts gemeinsam. Allerdings sind die meisten Drehbücher vom Serienerfinder Charlie Brooker verfasst worden. Und daher gibt es schon so etwas wie einen roten Faden. Auch wenn der nicht sonderlich dick ist. Aber der stets kritische Grundtenor der einzelnen Episoden ist doch ähnlich. Trifft das auch für die drei neuesten Folgen zu?

Black Mirror Staffel 5
Für die einsame Rachel ist die virtuelle Ashley Too das Größte. Doch das Püppchen birgt eine Überraschung.

Black Mirror Staffel 5: Die Handlung

Smithereens

Der ehemalige Lehrer Chris (Andrew Scott, der Moriarty-Darsteller aus „Sherlock“) hat nach einem tragischen Ereignis seinen Job aufgegeben und arbeitet nun als Taxi-Fahrer in London. Er steht immer am selben Platz und fragt jeden seiner Gäste, ob sie bei „Smithereen“ arbeiten, einer Social-Media-Plattform in der Nähe. Als er endlich einen Fahrgast hat, der dort arbeitet, entführt er den jungen Mann und setzt sich mit der Firma in Verbindung. Er droht, den Mann zu töten, wenn er nicht mit Firmenchef Billy (Topher Grace) sprechen darf …

Rachel, Jack and Ashley Too

Die junge Rachel (Angourie Rice, „The Nice Guys“) ist ein großer Fan der Sängerin Ahsley O (Miley Cyrus). Und weil sie anch einem Umzug noch keine neuen Freunde gefunden hat, wird die Sängerin ihre große Stütze. Als die eine Social-Media-KI-Puppe namens Ashley Too auf den Markt bringt, muss Rachel unbedingt eine haben – sehr zum Ärger ihrer älteren Schwester „Jack“ (Madison Davenport). Als die echte Ashley eine Tragödie erleben muss, entwickelt Rachels Ashley Too plötzlich ein seltsames Eigenleben …

Striking Vipers

Einst waren Danny (Anthony Mackie, der Falcon aus dem MCU) und Carl (Yahya Abdul Mateen II, Black Manta aus „Aquaman“) enge Freunde. Die nächtelang zockten und dabei sogar manchmal Dannys Freundin Theo (Nicole Beharie, „Sleepy Hollow“) vergaßen. Jahre Später haben Danny und Theo geheiratet, gute Jobs und ein gemeinsames Kind. Doch für Spaß bleibt wenig Zeit. Als Carl zu Dannys Geburtstag ein neues virtuelles Spiel mitbringt, fangen die beiden wieder mit dem Zocken an – mit unerwarteten Folgen …

Black Mirror Staffel 5: Keine Highlights

Obwohl die Serienmacher verkündet hatte, durch das Einschieben der interaktiven Folge „Bandersnatch“ zu Weihnachten nur eine verkürzte fünfte Staffel machen zu können, freuten sich die Fans in aller Welt nach der starken vierten Staffel auf die drei neuen Episoden. Aber die Redaktion lehnt sich hier schon einmal aus dem Fenster. Keine der drei Folgen wird es bei vielen Fans in die Top drei der besten Episoden schaffen. Keine davon ist schlecht, aber eine echte Innovation oder einen Kracher wie „U.S.S. Callister“ sucht man vergebens.

Emotional am stärksten ist dabei noch Smithereens, da sie sich mit Themen wie Verlust und Schuld beschäftigt, die zeitlos sind und deshalb eigentlich immer funktionieren. Die tragische Geschichte von Chris nimmt das Publikum vor allem deshalb mit, weil immer wieder Hoffnung aufkeimt, die Sache könnte ein gutes Ende nehmen. Und diese Hoffnung auch immer wieder sauber zerstört wird. Zudem sind Scott und Topher Grace als Milliardär mit schlechtem Gewissen in ihren Rollen sehr stark. Eine gute Folge.

Black Mirror Staffel 5
Chris hat dem superreichen Erfinder der Social-Media-Plattform „Smithereen“ etwas zu sagen. Und nimmt dazu eine Geisel.

Black Mirror Staffel 5: Der Mut zu heiklen Fragen

Inhaltlich am mutigsten ist hingegen Striking Vipers, denn sie beschäftigt sich nicht nur mit Sexualität an sich. Sondern auch mit virtueller Sexualität – und der Frage nach deren Bedeutung. Weil die beiden Freunde sich mit ihren virtuellen Avatars (ein Mann, eine Frau (Pom Klementieff)) lieber ihrer Lust hingeben als auf einander einzuschlagen, wie das Spiel es eigentlich vorsah, stellen sich beide die Frage, ob sie nun deshalb schwul sind oder nicht. Und das hat auch Auswirkung auf das Sexleben in Dannys Ehe.

Optisch nimmt sich die Folge dabei relativ zurück. In Sachen nackter Haut war Black Mirror schon freizügiger als in dieser Folge. Aber die Frage nach sexueller Identität und die erstaunliche Antwort, die alle Beteiligten darauf finden, macht Striking Vipers zur innovativsten Episode der neuen Staffel. Solches Lob lässt sich für die Folge Rachel, Jack and Ashley Too leider nicht finden. Denn was ganz einfallsreich beginnt, entwickelt sich im Verlauf der Episode zu einem lauen Thriller, der die sonst so einfallsreiche Serie nicht wirklich bereichert.

Die Idee der künstlichen Lebensform als Back-Up für einen echten Menschen ist nicht neu. Und das hat „Altered Carbon“ beispielsweise deutlich spannender erzählt. Dazu kommt der arg vorhersehbare Plot, der ebenfalls den mitunter so großartigen Twists mancher Folgen (zum Beispiel „Crocodile“) nicht zur Ehre gereicht. Dass Miley Cyrus hier mitspielt, ist gar nicht das Problem. Die drei jungen Frauen sind in ihren Rollen sogar sehr sympathisch. Aber die Story macht diese Folge trotz einiger gelungener Seitenhiebe auf das Musik-Business zur schwächsten.

Fazit:

Obwohl die Staffel-Länge auf nur drei Episoden gesenkt wurde, kann die Qualität mit den starken Staffeln drei und vier nicht ganz mithalten. Zwar greift Brooker noch immer kontroverse Themen auf, bedient sich aber inzwischen auch bei ausgelutschten Ideen, die selbst mit starker Besetzung nicht mehr so recht zünden. Richtig schwach ist keine der Episoden von Black Mirror Staffel 5, richtig stark aber auch nicht. Vielleicht sollte sich Serienerfinder Charlie Brooker mehr Zeit für Ideen gönnen – oder sich ein paar Autoren dazu holen. Potenzial hat Black Mirror noch immer.

Black Mirror Staffel 5 startet am 5. Juni 2019 bei Netflix.

Gesehen: Drei von drei Folgen

Black Mirror Staffel 5
Zocken, bis die Lust kommt? Danny und Carl haben ein Coming-Out der besonderen Art.