The Gifted Staffel 2

Serienkritik: The Gifted Staffel 2

Bald wandert auch die Mutanten-Serie von Fox zu Disney. Und keiner weiß, ob sie diesen Transfer lebend übersteht oder eingestellt wird. Erst einmal kommt aber „The Gifted Staffel 2“ nach Deutschland. Wie gehen die Abenteuer der Familie Strucker weiter? Und wird sich, wie in Staffel 1 schon angedeutet, tatsächlich ein Kampf zwischen dem Mutanten Untergrund und dem Hellfire Club entwickeln? Das erfahren Sie hier.

Nachdem Fox bereits eine Weile an mehreren TV-Serien mit Marvels Mutanten gearbeitet hatte, ließen sie im vergangenen Jahr Pläne für eine Hellfire Club-Serie zugunsten von The Gifted fallen. Doch so ganz tot war der Club der Mutanten nicht, die statt einem friedlichen Zusammenleben mit den Menschen lieber die Herrschaft über sie erzwingen wollen. Showrunner Matt Nix fand den Club offenkundig ebenfalls spannend, denn The Gifted Staffel 2 wird vom Konflikt zwischen den Helden und den aggressiven Mutanten geprägt.

The Gifted Staffel 2
Reeva, die neue Chefin des „Inner Circle“,versucht, Andy zu beeinflussen, damit er ihr gegenüber loyal bleibt.

The Gifted Staffel 2: Die Handlung

Sechs Monate sind vergangen, seit Andy (Percy Hynes White) und Lorna (Emma Dumont) sich dafür entschieden hatten, ihre Familien zu verlassen und sich dem Hellfire Club um die Frost-Drillinge (Skyler Samuels) und der neuen Anführerin Reeva (Grace Byers) anzuschließen, die in der Auftaktfolge gleich mal alle anderen hochrangigen Mitglieder tötet. So stellt sie schnell klar, wie kompromisslos sie ihre Ziele verfolgt, Mutanten vor den Nachstellungen und Verfolgungen durch die Menschen zu schützen. Den gleichen Fokus erwartet sie auch von ihren Mitstreitern.

Marcos (Sean Teale) leidet noch immer unter der Trennung von Lorna, die mittlerweile hochschwanger ist. Und auch Reed (Stephen Moyer), Caitlin (Amy Acker) und Lauren (Natalie Alyn Lind) Strucker kommen mit dem Verschwinden von Andy nur schwer zurecht. John (Blair Redford) und Clarice (Jamie Chung) sind hingegen ein Paar geworden und leiten den Mutanten Untergrund mehr oder weniger gemeinsam. Sie sind dem Hellfire Club auf der Spur, doch die gehen bei der Durchsetzung ihrer Pläne auch über Mutanten-Leichen …

The Gifted Staffel 2: Viel drin für Comic-Fans

Auch in der zweiten Staffel der Serie lässt Nix die Fans der Comic-Historie im X-Men-Universum nicht hängen. So führt er neben dem Hellfire Club, hier Inner Circle genannt, auch die in der Kanalisation lebenden Morlocks ein, die in der weiteren Staffel zumindest eine prominente Gastrolle spielen werden. Ob auch berühmte Comic-Mitglieder des Clubs noch in der Serie auftauchen, wie beispielsweise Sebastian Shaw, der im Kinofilm „X-Men: Erste Entscheidung“ zu sehen war, bleibt nach vier Folgen noch im Dunkeln. Überraschend käme es allerdings nicht.

Und auch die Strucker-Familie, in den Comics von Strucker, spielt weiterhin eine wichtige Rolle, denn zu Beginn der Staffel manifestieren sich langsam Reeds für immer verloren geglaubte Mutantenkräfte neu. Und das ist für seine Umgebung alles andere als ungefährlich. Darsteller Stephen Moyer zieht so gemeinsam mit Seriengattin Amy Acker das emotionale Zentrum der Untergrund-Seite auf sich, was die anderen Charaktere etwas blasser werden lässt. Auf Club-Seite ist eindeutig Lorna alias Emma Dumont der Kern, der alles zusammenhält.

The Gifted Staffel 2
Die Geburt von Lornas Baby bringt Marcos auf die Spur seiner Freundin, denn die halb Stadt ist davon betroffen.

The Gifted Staffel 2: Wenig Abwechslung zum Start

Obwohl Staffel 1 mit nur 13 Episoden kürzer war als The Gifted Staffel 2 mit 16 Folgen, wirken die ersten vier der neuen seltsam gleichartig. John und Clarice gehen irgendwo hin, um Infos zum Hellfire Club zu bekommen, Reed kämpft mit seinen Kräften, Lorna bekommt und macht sich dann Sorgen um ihr Baby. Da war die erste Staffel, obwohl sie zu Beginn das neue Serien-Universum noch etablieren musste, deutlich abwechslungsreicher. Zudem bekommen die „bösen“ Mutanten um Reeva nur wenig Gelegenheit, ein wenig mehr Charakter und Tiefe zu entwickeln.

Das ist auf Untergrund-Seite deutlich besser gelungen, denn hier wird beispielsweise Caitlin immer rabiater in ihren Mitteln,um ihren Sohn Andy zu finden – und Amy Acker nimmt man die zunehmende Verzweiflung und die wachsende Wut jederzeit ab. Dagegen hängt der ehemalige Mutantenjäger Jace Turner (Coby Bell) noch in der Luft. Seine Wandlung hin zum fanatischen „Purifer“ erzählen die ersten Folgen wenig inspiriert und sogar etwas langweilig. Die Trennung von seiner Frau, die seine Taten nicht länger erträgt, trifft emotional jedenfalls kaum.

Immer noch gut sind hingegen die Tricks der Serie, wenn die Mutanten ihre Kräfte einsetzen. Vermutlich aus Budget-Gründen passiert das in den ersten Folgen aber eher selten. Stärkere Einsparungen scheint man aber auch bei den Autoren gemacht zu haben, denn für die ersten Folgen ist dem Writer’s Room nicht viel Originelles eingefallen. Zwar legen sie einige Spuren aus, die durchaus interessant werden könnten. Nach vier Episoden hat The Gifted Staffel 2 dieses Versprechen aber noch nicht eingelöst.

Fazit:

The Gifted Staffel 2 beginnt ordentlich, aber im Vergleich zu einigen, wirklichen einfallsreichen Folgen der ersten Staffel, noch etwas verhalten. Vieles ist sehr vorhersehbar, den Autoren gelingt es kaum, die Zuschauer mit einer Wendung wirklich zu überraschen. So bleiben erst einmal nur die guten Schauspieler-Leistungen. Es ist zu hoffen, dass die zweite Staffel in den verbleibenden zwölf Folgen da noch eine Steigerung hin bekommt. Sonst könnte das die letzte Staffel werden, unabhängig vom Wechsel zum Disney-Konzern.

Update: Nach 16 Folgen fällt das Fazit etwas anders aus. Denn von den mäßigen Scripts zu Beginn haben sich die Autoren zu besseren Storys gesteigert. Es zeigt sich, dass die zweite Staffel vor allem unter dem Budget leidet. Szenen, die eigentlich emotionale Aufhänger wären, werden nicht gezeigt, weil die Umsetzung wohl zu teuer gewesen wäre. Die Sets sind fast immer die gleichen, Actionszenen spielen meist in dunklen Gängen und es sind nur wenige Charaktere involviert. Das verleiht der eigentlich guten Story immer wieder einen billigen Look und nimmt ihr so einiges an Emotionalität. Und das Ende der Staffel wirkt extrem gehetzt.

Ohnehin deutet sich ein Ende der Serie an. Die Quoten waren in den USA mies und der Verkauf auch der Fox-TV-Serien an Disney steht kurz vor der Unterschriftsreife. Und auch im X-Men-Universum scheint Disney aufräumen zu wollen, Legion wird im Sommer enden – mit Staffel 3. Dass Disney The Gifted noch weiterführt, scheint momentan extrem unwahrscheinlich. Wenn es doch weitergehen sollte, dann hoffentlich mit einem höheren Budget.

The Gifted Staffel 2 startet am 7. November 2018 im Wochenrhythmus bei FOX Channel.

Die Kritik zu Staffel 1 finden Sie hier.

Gesehen: 16 von 16 Folgen.

The Gifted Staffel 2
Der Untergrund um John sucht fieberhaft nach Spuren, um die Pläne des Inner Circle herauszufinden.