Night Teeth
Netflix

Filmkritik: Night Teeth

Vampire sind unsterblich, das gilt auch für den Film. Schon seit die Bilder laufen lernten, haben sich Filmemacher mit den unheimlichen Untoten beschäftigt. Der deutsche Film war damals mit „Nosferatu“ in aller Munde. Mittlerweile sind Blutsauger als echte Monster aber selten geworden. Oft sieht man Vampire entweder als in der Sonne glitzernde Schönheiten oder sie werden als Kreaturen der Nacht im Kampf mit anderen übernatürlichen Wesen gezeigt wie in der „Underworld“-Reihe oder in „Blade“. Auch „Night Teeth“, der neueste Fantasy-Horror-Mix von Netflix drehte mit großen Namen in Nebenrollen eine Story, die manch einem bekannt vorkommen dürfte. Ob man sich das dennoch ansehen kann, klärt die Kritik.

Night Teeth
Benny springt als Fahrer für seinen Halbbruder ein – und wünscht sich bald, er hätte das nicht getan.

Die Handlung

Benny (Jorge Lendeborg Jr., „Bumblebee“) studiert in L.A. Wirtschaft, träumt aber heimlich von einer Karriere als Musiker. Eines Tages belauscht er seinen Halbbruder Jay (Raul Castillo) bei einem Telefonat, in dem es um einen Fahrerjob geht. Weil Benny chronisch pleite ist, bietet er sich als Ersatz an, nachdem Jay wegen Zeitmangel ablehnt. Eher zögerlich willigt Jay ein und schickt Benny mit einer Limousine los. An der angegebenen Adresse lernt Benny Blaire (Debby Ryan) und Zoe (Lucy Fry) kennen, der er die ganze Nacht von Party zu Party fahren soll. Während Blaire ganz freundlich scheint, erweist sich Zoe schnell als arrogante Zicke, die Benny nicht sonderlich leiden kann.

Schon der erste Stopp bei einer mondänen Party kommt Benny seltsam vor, doch er beschließt, sich nicht weiter darum zu kümmern. Als er beim zweiten Halt allerdings selbst ins Innere des Gebäudes fliehen muss, weil ihm ein Cop auf den Fersen ist, wird er von schier unglaublichen Bildern überrascht. Blaire und Zoe sind Vampire, die gerade zwei muskulöse Typen leersaugen! Doch statt ihn auch zu töten, lassen die hübschen Untoten ihren Fahrer vorerst am Leben, weil er für einen gewissen Victor (Alfie Allen) noch von Wert sein könnte. Fieberhaft sucht Benny einen Ausweg aus seiner Lage und kommt dabei den Vampiren deutlich näher, als er vorhatte. Denn zwischen verschiedenen Interessengruppen scheint ein Krieg zu toben …

Schwächer als die Vorbilder

Schon beim Lesen der Handlung werden Filmfans zwei Inspirationen für Night Teeth erkennen: „Collateral“ und „Blade“. Tatsächlich ist der Film ein ziemlich genauer Mix aus den beiden Storylines, wenn auch lange nicht so gut wie die Vorbilder. Das Motiv des zunehmend verzweifelten Fahrers von Killern und der Machtkampf zwischen Vampiren passt sogar ganz gut zusammen, entwickelt allerdings keinerlei Horrorpotenzial. Stattdessen erinnert der Film mehr an Underworld und geht eher als Dark-Fantasy denn als wirklicher Horrorfilm durch. Und auch da verliert er gegenüber der Vorlage deutlich. Denn Night Teeth ist trotz der Mitwirkung einiger bekannter Schauspieler unter dem Strich mit deutlich zu wenig Budget ausgestattet worden, um ein echtes Effekte-Feuerwerk abzubrennen.

Was er zeigt, wenn Menschen gegen Vampire kämpfen, ist zwar kein Totalausfall, aber Underworld hat das vor 18 Jahren bereits imposanter hinbekommen, ebenso wie der noch ältere Blade. Eine sich nach einem Kopfschuss schließende Wunde ist noch das Spektakulärste, was Night Teeth zu bieten hat – und auch das sieht nicht sonderlich realistisch aus. Wie die Action hier ohnehin nicht sonderlich überzeugend oder aufregend geraten ist. Das ist auch deshalb seltsam, weil Regisseur Adam Randall zuvor mit der Netflix-Serie „I Am Not Ok With This“ und dem Thriller „I See You“ durchaus gute Arbeit abgeliefert hat. In Night Teeth ist von seinem Talent für Spannung und Humor leider nichts zu sehen.

Jorge Lendeborg Jr
Denn die beiden Damen, die Benny chauffiert, haben ein blutiges Geheimnis.

Wenig Handlung, wenig Spannung

Auch die Liste der Schauspieler täuscht. Denn Stars wie Megan Fox sind nur sehr kurz dabei, lediglich Alfie Allen ist ein bekannter Name, der tatsächlich ein wenig Screentime im Film bekommt. Doch auch seiner Rolle fehlt es an Tiefgang und Ausarbeitung. Zwar erfährt der Zuschauer bald, dass es in L.A. offenbar zu einem Krieg unter den Vampiren gekommen ist und Victor dafür die Verantwortung trägt, mehr ist zu diesem Thema aber nicht zu hören. Und auch die Verbindung zu Bennys Bruder Jay, der irgendwie in der Sache mit drinhängt, ist mehr als dünn und wird kaum wirklich erklärt. Und so beschränkt sich der Film in weiten Teilen darauf, einem Typen und zwei Vampirinnen dabei zuzusehen, wie sie durch die nächtliche Stadt fahren.

Das ist zumindest optisch in Ordnung, die Kamera-Arbeit ist ordentlich, die Hochglanz-Bilder von Clubs und Partys ansehnlich. Auch mit dem nicht komplett vorhersehbaren Finale kann Night Teeth punkten, dazu kommt ein ganz gelungener Running-Gag. Allerdings baut der Autor am Ende gleich wieder unlogische Dinge ein, die der Film auch nicht mehr aufklärt. Dass Jorge Lendeborg Jr. und Debby Ryan zusammen ganz gut agieren, reißt den sehr durchschnittlichen Film dann auch nicht mehr raus. Bei der Menge an angerissenen Themen, die der Film danach nicht weiter verfolgt, wäre hier eine Serie vielleicht die bessere Wahl gewesen.

Alfie Allen
Ebenso wie ihr Boss Victor, der für seinen Aufstieg in der Vampir-Hierarchie über Leichen geht.

Fazit:

Mit Night Teeth bietet Netflix leider keiner Zielgruppe eine ordentliche Ladung Unterhaltung. Für Horrorfans ist der Dark-Fantasy-Thriller weitgehend uninteressant, als Teenie-Romanze bietet er ebenfalls zu wenig um zu gefallen. Und die aus anderen Filmen zusammengesuchte Handlung ist auch deutlich schwächer ausgefallen als bei den Vorbildern. Fans der Schauspieler kommen vielleicht auf ihre Kosten, sonst gibt es aber nur wenig Gründe, sich dieses bestenfalls durchschnittliche Werk anzusehen. Wer ohnehin jeden Vampirfilm mitnimmt, weil er die Kreaturen der Nacht so mag, findet vielleicht noch etwas, das ihm gefüllt, der Rest verpasst nichts, wenn er Night Teeth auslässt.

Night Teeth startet am 20. Oktober 2021 bei Netflix.

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