Idris Elba als John Luther

Filmkritik: Luther The Fallen Sun

Detective John Luther kann bereits auf eine lange Karriere zurückblicken. Bereits seit 2010 schiebt der brillante Ermittler Dienst, fünf Staffeln hat die BBC insgesamt produzieren lassen. Nach dem Ende der Serie gaben aber weder Fans noch Macher der Reihe wirklich Ruhe. Schon bald gab es Gerüchte um einen möglichen Spielfilm, der die Story von Luther weitererzählen würde. Und der ist nun da! Mit „Luther The Fallen Sun“ präsentiert Streamingdienst Netflix, der auch die komplette Serie im Programm hat, ein neues Abenteuer des coolen Ermittlers mit dem untrüglichen Blick für Zusammenhänge. Kann Idris Elba in seiner Paraderolle auch im Filmformat überzeugen? Ist der Film wie die Serie? Antworten gibt es hier.

Andy Serkis in Luther Fallen Sun
Ein sadistischer Killer und Erpresser fordert John Luther heraus.

Die Handlung

John Luther (Idris Elba) sitzt im Gefängnis. Wegen diverser Gesetzesbrüche beim Aufhalten von gefährlichen Killern wurde er vor Gericht gestellt und verurteilt. Doch noch immer ist Luther ein Ermittler. Als ihm der sadistische Serienkiller David Robey (Andy Serkis) eine Nachricht ins Gefängnis sendet, in der er den Detective verspottet und weitere Gräueltaten ankündigt, weiß Luther, was er zu tun hat. Mit einem klugen Plan gelingt es ihm, aus dem Gefängnis zu entkommen und unterzutauchen. Eigentlich will er seiner Nachfolgerin Odette Rain (Cynthia Erivo) helfen. Doch die resolute Polizistin denkt nicht daran, Luthers Unterstützung anzunehmen, kündigt ihm stattdessen an, ihn erbarmungslos zu jagen.

Dennoch verliert der erfahrene Ermittler keine Zeit. Und setzt sich auf die Spur Robeys, der bei seiner Nachricht Spuren hinterlassen hat. Um die Polizei auf Stand zu halten, kontaktiert Luther vorher seinen alten Chef Martin (Dermot Crowley), der zwar seinen Freund nicht schützen kann, ihm aber trotzdem bei den Ermittlungen hilft. Obwohl Luther seinem Ziel immer näher kommt, erweist sich Robey als ernstzunehmender Gegner, der vor keiner Grausamkeit zurückschreckt, um sich und seine Pläne zu retten. Doch Luther gibt nicht auf. Längst hat er die Jagd auf das Monster in Menschengestalt zu einer sehr persönlichen Sache gemacht …

Auch für Einsteiger geeignet

Die erste Frage, die sich viele stellen, lautet: Kann ich den Film auch sehen, wenn ich die Serie nicht kenne? Die Antwort lautet: ja. Zwar gehen dann einige Anspielungen und komplexe Freundschaften zwischen die Figuren verloren, aber für die eigentliche Geschichte sind Vorkenntnisse nicht notwendig. Fans der Serie könnten von Luther The Fallen Sun sogar ein wenig enttäuscht sein. Denn obwohl der bisherige Serienschreiber Neil Cross auch diesmal am Werk war, fühlt sich der Film anders an als die Serie. Das liegt sicher auch an dem ordentlichen Budget, das Regisseur Jamie Payne in starke Bilder umsetzt. Und die mit dem Etat der BBC so vielleicht nicht umsetzbar gewesen wären. Aber auch die Story ist actionlastiger als zuvor und steckt dafür in Sachen Charakterzeichnung und Psycho-Analyse deutlich zurück.

So legt Cross in seinem Drehbuch keinen großen Wert auf die Motive des Killers und lässt ihn im Finale eine eher halbgare Erklärung abgeben. Das hat der Autor in früheren Serienfolgen schon deutlich besser gemacht. Offenbar stand es bei Luther The Fallen Sun mehr im Vordergrund, dem Publikum ein ordentliches Spektakel zu bieten. Das allerdings gelingt dem Film auch auf ganzer Linie. Ob der Ausbruch aus dem Gefängnis während eines Aufstands, die erste Begegnung zwischen Robey und Luther, oder der letzte Akt in eisiger Kälte: Optisch fährt der neueste Fall von John Luther für seine Verhältnisse große Geschütze auf. Der ganz besondere Reiz der Figur, die sich in den Serienepisoden in aller Regel aus den Dialogen mit Zeugen, Opfern und Tätern entwickelt, bleibt dagegen ein wenig auf der Strecke.

Idris Elba in Luther The Fallen Sun
Um das Monster in Menschengestalt aufzuhalten, muss Luther zuerst aus dem Gefängnis ausbrechen.

Der alte Luther als Light-Version

Allerdings entfernt sich das Drehbuch von Cross nicht so weit von der bekannten Figur, dass Serienfans nun komplett vor den Kopf gestoßen wären. Die Essenz des klugen und melancholischen Cops bleibt auch in Luther The Fallen Sun erhalten. Sie kommt nur etwas weniger zum Tragen als früher. Und schauspielerisch gibt es ohnehin nichts zu mäkeln. Idris Elba kennt diese Rolle so gut wie keine andere in seiner Karriere – und das merkt man. Hier sitzt jeder Blick, jede Geste, jedes Stirnrunzeln. Elba ist Luther, daran kann es auch nach dem Film keinen Zweifel geben. Allerdings ist er mit seiner Leistung keineswegs allein. So bekommt er mit Andy Serkis einen gleichwertigen Kollegen zur Seite gestellt, der beim Publikum innerhalb weniger Sekunden eine heftige Abneigung gegen seine Figur erzeugt, die bis zum Ende bestehen bleibt.

Auch hier sind es oft die kleinen Dinge, die den Charakter besonders abstoßend machen und einen Schurken erschaffen, der auch gut in Serien wie „Sherlock“ gepasst hätte. Zumal er eine gewisse Ähnlichkeit mit Charles Augustus Magnussen aufweist, einem Schurken aus der dritten Sherlock-Staffel. Abgerundet wird der starke Eindruck der Schauspieler durch Cynthia Erivo. Die vom knallharten Cop zur verletzlichen Frau und wieder zurück agieren darf und das problemlos umsetzt. Und mit leisem Humor darf Luthers langjähriger Vorgesetzter Martin Schenk eine Version des Colonel Trautmann-Charakters aus dem ersten „Rambo“-Film geben, der als einziger einschätzen kann, zu was Luther in der Lage ist, wenn er sich erst einmal an einem Gegner festgebissen hat. Und das mit kurzen, treffenden Sätzen auch kundtut.

Cynthia Erivo in Luther The Fallen Sun
Seine Nachfolgerin Odette Rain will Luthers Hilfe nicht. Sie will ihn sofort wieder einfangen.

So ist Luther The Fallen Sun vor allem für Freunde von harten Krimis mit genial-kranken Serienkillern eine absolute Empfehlung, während sich Freunde der eher leiseren Töne diesmal von Luther nicht so recht unterhalten fühlen dürften. Payne inszeniert seinen kaputten Helden deutlich öfter als überlebensgroße Ikonen als die Serie das getan hat. Luther vor der Kulisse des nächtlichen London, Luther, der langsam im Gegenlicht auf seine Gegner zurollt: So wenig realistisch die Story des Films ist, so wenig wirkt Luther in einigen Momenten noch wie ein normaler Mensch. Was seine Nehmerqualitäten einschließt. Wer auf harte, spannende Krimis steht, ist hier aber immer noch an der richtigen Adresse.

Fazit:

Mit Luther The Fallen Sun gehen die Macher der Serie neue Wege. Die liegen allerdings nicht allzu weit entfernt von den bekannten Pfaden, die die Serie so beliebt und erfolgreich machte. Idris Elba spielt seine wohl bekannteste Rolle gewohnt souverän, darf aber im Gegensatz zu vielen Episoden der BBC-Reihe diesmal auch körperlich sehr präsent sein. Autor Neil Cross packt diesmal bedeutend mehr Action in den Plot, was etwas zu Lasten der komplexen Psyche einiger Figuren geht, die Fans sonst von Luther kennen. Dafür dürfte der Film aber auch Neuzugänge unterhalten, die mit der Serie bislang noch wenig oder keinen Kontakt hatten. Und mit Andy Serkis und Cynthia Erivo sind neben Elba gleich zwei weitere Hochkaräter ihres Fachs zu sehen, die das Einschalten lohnen.

Luther The Fallen Sun startet am 10. März 2023 bei Netflix.

Idris Elba
Kann John Luther den Killer auch ohne die Hilfe der Polizei schnappen?