Lupin Teil 2

Serienkritik: Lupin Teil 2

Er ist zurück! Nachdem Omar Sy sich im Januar nach nur fünf Folgen und mit einem fiesem Cliffhanger vom Netflix-Publikum verabschiedet hatte, kommt nun „Lupin Teil 2“ zum Streaming-Dienst. In weiteren fünf Folgen erzählt der Showrunner George Kay die Story um den findigen Dieb Assane Diop, der ein großer Fan der literarischen Figur Arsene Lupin ist, vorläufig zu Ende. Eine Fortsetzung ist möglich, aber nicht zwingend notwendig. Wie gut ist die zweite Hälfte der spannenden Geschichte geworden? 

Die Handlung

Drama pur! Am Ende der ersten Episoden hatte sich ein Handlanger des fiesen Pellegrini sich Assane Diops (Omar Sy) Sohn Raoul (Etan Simon) geschnappt. Während seine Mutter Claire (Ludivine Sagnier) fast wahnsinnig wird vor Sorge, schnappt sich Assane kurzerhand einen Wagen und verfolgt den Mann. Denn der Pariser Cop Guedira (Soufiane Guerrab) hatte Assane verfolgt und dabei zufällig die Entführung gesehen – samt dazu gehörigem Fahrzeug. Nun nimmt er gemeinsam mit Diop die Verfolgung auf, um den Jungen zu retten. Natürlich glaubt er, dass Assane nicht weiß, wer er in Wirklichkeit ist. Aber ob das auch stimmt? In aller Regel ist Assane seinen Verfolgern doch immer einen Schritt voraus.

Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, da die restlichen fünf Folgen ohnehin nicht mehr allzuviel Story beinhalten und zügig auf das Finale zusteuern. Fans der ersten Folgen müssen sich allerdings ein wenig umstellen, ganz so wild und phantasievoll wie in Episode eins bis fünf geht es in sechs bis zehn nicht zu, auch wenn die Ideen aus den Arsene Lupin-Romanen natürlich trotzdem noch hin und wieder vorkommen …

Omar Sy ist Lupin

Wenn man es nicht besser wüsste, müsste man Lupin eigentlich für ein Werbevideo für Urlaub in Paris halten. Denn auch im zweiten Teil der Staffel gelangt Assane an fast magische Orte. Wie etwa die Katakomben tief unter der Stadt. Aber auch ans nächtliche Seine-Ufer in all seiner Schönheit. Lupin sieht auch im zweiten Teil der Staffel richtig gut aus. Und das macht schon einen Teil des Reizes der Serie aus. Ein anderer Aspekt des Erfolgs dürfte in der Leichtigkeit liegen, mit der die Story erzählt wird. Natürlich wird sie dadurch oft genug unrealistisch und würde den Check auf glaubhafte Polizeiarbeit sicher nicht bestehen, dazu entkommt Assane seinen Häschern immer wieder zu leicht. Aber es macht schlicht und ergreifend Spaß, Omar Sy bei seinen Gentleman-Gauner-Kapriolen zuzusehen.

Und somit ist der Hauptgrund für den Erfolg der Serie erreicht. Ohne den megasympathischen Schauspieler wäre Lupin nicht, was sie ist. Sein Lächeln, seine Körperlichkeit und sein Charme sorgen dafür, dass der Zuschauer auch die eine oder andere holprige Stelle im Drehbuch hinnimmt, einfach, weil Sy sie so hinreißend spielt. Das wissen auch die Macher der Serie, die die Anzahl der Szenen ohne den Superstar auf ein Minimum beschränken. Und so trägt Omar Sy die Serie auch im zweiten Teil fast allein. Was gar nicht an den anderen Schauspierlern liegt, die machen allesamt ihren Job ordentlich. Aber keiner von ihnen hat eben eine annährend so interessante Rolle wie der Star, der längst über Frankreich hinaus bekannt ist.

Lupin Teil 2
Assane und sein bester Freund Ben haben viel Arbeit vor sich, um einen genialen Plan umzusetzen.

Nicht ganz so originell wie Teil 1

Dennoch leidet Lupin Teil 2 stärker als der erste Schwung der Story an vorhersehbaren Plots. Die Tricks von Assane sind eben nicht unendlich, in der zweiten Hälfte schleicht sich so manche Variation bereits bekannter Gaunereien ein. Und überrascht entsprechend weniger als vorher. Auch die Schurken bekommen in den neuen Folgen kein stärkeres Profil und bleiben beliebig. Welche dunklen Motive Pellegrini antreiben, bleibt ebenso im Dunkeln wie der eine oder andere Storyplot. Auch einen sicheren Abschluss der Geschichte kann man zwar im Finale vermuten, die Macher halten sich aber deutlich sichtbar Möglichkeiten offen, Assanes Story weiterzuspinnen.

Ob die zahlreichen Verweise und Anspielungen auf Geschichten aus den Lupin-Romanen, die in Lupin Teil 2 reichlich vorhanden sind, die Serie spannender und besser machen, lässt sich wohl nur beurteilen, wenn man die Vorlagen kennt. Und davon dürfte es in Deutschland nicht sonderlich viele Zuschauer geben. Möglicherweise funktioniert die Serie in Frankreich, wo mutmaßlich mehr Krimifans sich mit Arsene Lupin auskennt, noch besser. Doch auch ohne dieses Wissen unterhält Lupin Teil 2 ebenso gut wie die ersten fünf Folgen – wenn man seine Ansprüche nicht zu hoch schraubt.

Lupin Teil 2
Auch Pellegrinis Tochter Juliette will Assane endlich von der Schuld ihres Vaters überzeugen.

Fazit:

Lupin Teil 2 setzt nicht nur die Story nahtlos fort, sondern auch die Stimmung und den Tonfall der Serie. Es wurde eben alles am Stück gedreht und das merkt man der Serie trotz der Zweiteilung auch an. Leider fällt die zweite Hälfte in Sachen Spannung ein wenig ab, auch die Story wird ein wenig vorhersehbarer. Omar Sy ist allerdings genauso großartig, charmant und witzig wie in den fünf ersten Episoden. Und das dürfte letztlich das sein, was den meisten Fans der Serie am wichtigsten ist. Wer also schon den ersten Teil der Serie mochte, kann guten Gewissens auch den Rest ansehen – und wird seinen Spaß haben.

Lupin Teil 2 startet am 11. Juni 2021 bei Netflix.

Lupin Teil 2
Wird Pellegrini endlich seine gerechte Strafe erhalten?