Wie der Vater

Filmkritik: Wie der Vater …

Wie sehr ähneln wir alle im Verhalten unseren Eltern – selbst wenn wir gar nicht mit ihnen aufgewachsen sind? Dieser Frage geht die Kömodie „Wie der Vater …“ von Regisseurin und Drehbuchautorin Lauren Miller Rogen nach. Und die spannte dafür neben Kristen Bell und Kelsey Grammer auch den eigenen Gatten Seth Rogen für eine Nebenrolle ein. Lohnt sich die neue Netflix-Komödie?

Neben Liebeskomödien, bei denen der Held oder die Heldin nach dem Partner fürs Leben sucht, stehen auch Filme in Hollywood hoch im Kurs, in denen es um die Beziehung zur eigenen Familie geht. Woher komme ich? Warum bin ich, wie ich bin? Das sind häufig Fragen, die in mehr oder weniger düsteren Dramen gestellt und beantwortet werden. Miller Rogan versuchte hier, es mit einer Komödie zu tun. Hat das funktioniert?

Wie der Vater
Vom Verlobten am Altar stehen gelassen: Rachel hat nicht gerade eine leichte Zeit.

Wie der Vater …: Die Handlung

Rachel (Kristen Bell) ist ein echter Workaholic und telefoniert sogar kurz vor dem Gang zum Altar mit ihren Kunden. Weil sie deshalb etwas zu spät erscheint und ihr Boss, der gleichzeitig der Priester ist, über ihre beruflichen Vorzüge lamentiert, wird es Bräutigam Owen doch zu bunt und er verlässt Rachel. Dass in diesem Moment ausgerechnet noch Rachels Vater Harry (Kelsey Grammer) auftaucht, den sie 25 Jahre nicht gesehen hat, macht die Situation nicht besser.

 Und doch landet sie nach einer durchzechten Nacht mit Harry völlig sturztrunken auf dem Kreuzfahrtschiff, auf dem sie eigentlich mit Owen ihre Flitterwochen verbringen wollte – und ihr Vater ist ebenfalls dort! Anfangs blockt Rachel jeden Annäherungsversuch ihres Vaters komplett ab und ignoriert ihn weitgehend, doch mithilfe der netten Tischrunde, die Rachel und Harry kennenlernen, beginnt das Eis zwischen dem Vater und seiner Tochter langsam zu tauen …

Wie der Vater …: Wenig elegantes Script

Die Annäherung zweier Menschen, die sich lange nicht mehr gesehen haben, kann ein schöner Stoff für Filme sein. Und das besondere Verhältnis zwischen Vater und Tochter hat ebenfalls schon vielen Filmen als Inhalt gedient. Aber wenn man so eine wenig originelle Geschichte erzählen will, sollte man der Ausgangslage zumindest etwas Neues oder besonders Interessantes hinzuzufügen haben. Das ist bei Lauren Miller Rogans Drehbuch leider nicht der Fall. Sie erzählt dem Zuschauer eine Story, an der so gar nichts Besonderes oder Interessantes ist.

Denn die traditionelle Kern-Aussage des Films, dass Blut doch dicker ist als Wasser, bringt Miller Rogen wenig elegant und reichlich vorhersehbar in ihrem Film unter. Neben vielen Versuchen, eine halbwegs lustige Stimmung in die eigentlich eher deprimierende Handlung zu bringen, bleibt gar nicht so viel Zeit für echte Gespräche zwischen Vater und Tochter – und die fallen dann auch noch flach und wenig subtil aus. Wirklich glaubhaft wirken die Versuche der Aussöhnung zwischen Vater und Tochter daher nicht.

Wie der Vater
Dass sie nach einer durchzechten Nacht dann ausgerechnet mit ihrem seit der Kindheit verschollenen Vater auf die Kreuzfahrt geht, die eigentlich als Flitterwochen gedacht waren, hilft auch nicht … zunächst.

Wie der Vater …: Die Schauspieler reißen es raus

Dass man sich Wie der Vater … dennoch ansehen kann, liegt daher weder am Script noch an der relativ biederen Regie, sondern nur an Kristen Bell und Kelsey Grammer, die aus ihren recht eindimensionalen Rollen noch das Beste machen. Die Chemie als Vater und Tochter stimmt und besonders Bell nimmt man den Part als kopfgesteuerter Workaholic mit emotionalen Problemen jederzeit ab. Aber auch Grammer hat in den wenigen halbwegs gut geschriebenen Szenen, in denen er ein wenig Emotion zeigen darf, einen guten Job gemacht.

Die Mitglieder der Tischrunde hingegen, drei Paare höchst unterschiedlicher Zusammensetzung, bleiben leider blass und sind bloße Stichwortgeber für die Stars, obwohl sich die Darsteller alle Mühe geben, aus ihren kleinen Rollen herauszuholen, was möglich ist. Auch der kurze Auftritt von Miller Rogens Ehemann Seth bleibt nicht im Gedächtnis, dazu ist die Rolle einfach zu platt geschrieben. Oftmals ist es schwierig, genau festzustellen, warum ein Film nicht so funktioniert, wie er sollte. Hier ist es einfach.

Lauren Miller Rogen hätte das Drehbuch noch deutlich überarbeiten müssen, um aus einem durchschnittlichen Plot mehr als Durchschnitt herauszuholen und der Story mehr Raffinesse zu verpassen. Das hat sie leider nicht getan. Wie es lustiger geht, lesen Sie hier.

Fazit:

Obwohl „ganz nett“ bekanntlich der kleine Bruder von „scheiße“ ist, viel mehr als ganz nett lässt sich über Wie der Vater … nicht sagen. Lediglich die beiden Hauptdarsteller Kristen Bell und Kelsey Grammer sowie ein paar witzige Szenen und Momente heben den Film auf ein gerade noch ansehnliches Niveau. Regisseurin und Autorin Lauren Miller Rogen hat aus ihrem leider nur mäßigen Script einen ebensolchen Film gemacht.

Einen Überblick über weitere Kritiken zu Netflix-Filmen finden Sie hier.

Wie der Vater … läuft ab dem 3. August 2018 bei Netflix.

Wie der Vater
Der One-Night-Stand mit einem Kanadier erweist sich im Nachhinein ebenfalls als wenig hilfreich.