I Kill Giants

Filmkritik: I Kill Giants

Fantasy boomt, Comicverfilmungen auch. Dass aber nicht all diese Filme aussehen müssen wie ein Marvel-Blockbuster, beweist der dänische Regisseur Anders Walter, der sich den Coming-of-Age-Fantasy-Comic „I Kill Giants“ vorgenommen und als melancholisches Kinoabenteuer inszeniert hat. Lohnt das Spiel um Realität und Phantasie einen Blick?

Mit seiner Geschichte um ein junges Mädchen, dass zwischen der realen Welt und der eigenen Fantasy-Welt hin und her wechselt, muss sich Comic-Autor Joe Kelly an großen Vorbildern messen lassen. Denn sowohl Guillermo del Toros Meisterwerk „Pans Labyrinth“ als auch „Sieben Minuten nach Mitternacht“ im vergangenen Jahr haben diese Prämisse exzellent umgesetzt. Kann die Story um die junge Barbara, die gegen Riesen kämpft, da mithalten?

I Kill Giants
Barbara muss sich immer wieder der Angriffe von Taylor und ihrer Freundinnen erwehren.

I Kill Giants: Die Handlung

Barbara (Madison Wolfe, „The Conjuring 2“) ist der Sonderling des kleinen Ortes auf Long Island. Obwohl die ältere Schwester Karen (Imogen Poots) alles versucht, um die kleine Familie zusammenzuhalten, lebt Barbara in ihrer ganz eigenen Welt. Mit eigenen Abwehzaubern, Ritualen und Waffen bekämpft sie böse Riesen, die die kleine Stadt immer wieder attackieren. Und die Barbara besiegt, ohne dass es je jemand erfährt. Daher ist das Mädchen auch völlig ohne Freunde und in der Schule das Gespött für alle.

Doch die frisch in die USA gezogene Britin Sophia (Sydney Wade) und die Schulpsychologin Mrs. Mollé (Zoe Saldana) versuchen, sich mit Barbara anzufreunden und hinter das Geheimnis ihres merkwürdigen Verhaltens zu kommen. Aber Barbara merkt schnell, dass ihr niemand die Gefahr durch die Riesen glaubt und so macht sie sich völlig allein auf den Weg in den Kampf gegen die fiesen Giganten, die ihre Familie und ihre Nachbarn bedrohen. Kann Barbara siegen? Und gibt es die Riesen tatsächlich? Oder ist das Mädchen verrückt?

I Kill Giants: Sensibles Drama

Trotz des Namens: So ein Gigant wie Pans Labyrinth ist I Kill Giants nicht geworden und auch Sieben Minuten nach Mitternacht erreicht er qualitativ nicht ganz. Dennoch ist er alles andere als ein schlechter Film. Was zu großen Teilen Madison Wolfe als Barbara zu verdanken ist. Die junge Schauspielerin, die bereits mit zehn Jahren vor der Kamera stand, liefert eine absolut sehenswerte Leistung ab und verlieht der Heldin des Films die nötige Tiefe und emotionale Nähe, um das Publikum mitzunehmen.

Denn schon früh ahnt man, dass sich hinter den Riesen vielleicht noch etwas Anderes verbirgt, als Barbara glaubt. Und genau deshalb ist es so packend, dem Mädchen bei ihrem Kampf dagegen zuzusehen. Wie hart Barbara tatsächlich kämpft – und gegen wen – das erfahren wir erst am Ende des Films. Und die Wahrheit geht in diesem Fall ganz schön an die Nieren. Regisseur Anders Walter kleidet diese immer melancholische und manchmal tieftraurige Geschichte in die passenden Bilder, um seine Story noch zu unterstreichen. Und er verleugnet dabei optisch nie die Herkunft der Story – den Comic.

I Kill Giants
Die Schulpsychologin Mrs. Mollé will Barbara gern helfen, weiß aber nicht wie.

I Kill Giants: Gut gespielt, gut getrickst

Dazu kann auch die FX-Abteilung überzeugen und liefert einige sehenswerte und mitunter sogar recht gruselige Kreaturen, die dazu auch noch recht originell ausfallen. Barbara selbst erzählt detaillierte Hintergründe zu den einzelnen Monstern und erweckt sie so für den Zuschauer zum Leben. Dabei umweht die Optik aber immer ein Hauch von Zweifel, ob wir wirklich sehen, was wir zu sehen glauben. Oder der vermeintliche Riese nicht doch ein Baum mit merkwürdig geformten Ästen ist.

Und auch die Ausstattung des Films, angefangen bei der Ausrüstung Barbaras bis zu ihren Versteck in einem alten Ruderboot und der Kleidung, die sie trägt, glänzt mit Detailreichtum und viel kreativer Kraft. Und trägt entscheidend dazu bei, Barbaras eigene Welt glaubhaft abzubilden. Mit der jungen Sydney Wade, Imogen Poots und Zoe Saldana hat Madison Wolfe dazu noch gute Partnerinnen an ihrer Seite, die ebenfalls alle einen sehr guten Job machen und die Story unterstützen.

Dass I Kill Giants dennoch nicht ganz so außerordentlich ausfällt wie Pan oder Mitternacht, liegt an der Erzählung. Denn so ganz überraschend kommt die Auflösung der Story nicht – und Kinofans haben eine sehr ähnliche Geschichte eben schon zweimal gesehen. Da hätte der neue Film schon etwas Neues, originelles erzählen müssen – und das tut die Story eben nicht.

Fazit:

Nicht so ein Meilenstein wie die Vorbilder, aber dennoch ein sehenswerter Coming-of-Age-Film, der sensibel und bildgewaltig die traurige Geschichte der jungen Barbara erzählt. Die wird von Madison Wolfe derart intensiv gespielt, dass I Kill Giants kaum jemanden kalt lassen wird. Für Fans von Pans Labyrinth und Sieben Minuten nach Mitternacht in jedem Fall eine Empfehlung.

I Kill Giants erscheint am 26. Juli auf Blu-Ray und DVD und ist ab dem 6. August bei Netflix zu sehen.

I Kill Giants
Sind die Riesen tatsächlich real oder nur Hirngespinste der jungen Barbara?