Obwohl Disney dem eigenen Studio inzwischen bei absoluten Zahlen den Rang abgelaufen hat, gehört Pixar noch immer zu den besten und innovativsten Animations-Studios auf der Welt. Und bevor sich die Kreativen wieder verstärkt um neue Ideen kümmern, steht mit der dritten Fortsetzung ihres allerersten Hits nochmal ein Sequel auf dem Programm. Ist „Toy Story 4“ wieder genauso stark wie seine Vorgänger? Oder wären aller guten Dinge doch drei gewesen? Lauterfilme.de klärt auf.
Die Abenteuer von Cowboy Woody und Astronaut Buzz Lightyear läuteten die Erfolgsgeschichte von Pixar im Jahr 1995 ein. Der erste, komplett aus dem Computer stammende Animationsfilm Toy Story war ein Megahit. Schnell folgten weitere Blockbuster wie „Findet Nemo“ oder „Wall-E“, schließlich kaufte der Entertainment-Gigant Disney im Jahr 2006 den vorherigen Partner komplett und besitzt seitdem mit Pixar und dem eigenen Animations-Studio die zwei erfolgreichsten Lieferanten von Film-Hits. Reiht sich Toy Story 4 in diese Kette ein?
Toy Story 4: Die Handlung
Woody und seine Spielzeug-Freunde leben mittlerweile bei der kleinen Bonnie, die die Toys im dritten Teil von Andy übernahm. Obwohl Bonnie nur selten mit den alten Spielzeugen spielt, tun Woody und Buzz ihr Bestes, um das kleine Mädchen zu beschützen. So schmuggelt sich Woody sogar in Bonnies Tasche, als die Kleine zum ersten Mal in den Kindergarten muss. Dort wird er Zeuge, wie sich Bonnie ein eigenes Spielzeug aus einer alten Gabel und einem Pfeifenreiniger baut – Forky. Doch Forky kapiert nicht, er er jetzt ist.
Und deshalb will sich Bonnies neues Lieblingsspielzeug auch ständig in jeden Mülleimer werfen, der dreizackige Kleine hält sich für Abfall. Nur mit viel Mühe gelingt es Woody und Buzz, Forky von der Selbtsentsorgung abzuhalten. Doch dann beschließen Bonnies Eltern, mit ihrer Tochter und ihren Spielzeugen in den Urlaub zu fahren. Das bietet Forky eine Unmenge an Chancen, einen Abfalleimer zu finden. Und tatsächlich geht Forky verloren. Bei der Rettungsaktion findet Woody aber vielmehr als nur das verlorene Spielzeug von Bonnie …
Toy Story 4: Viel mehr als ein Kinderfilm
Noch immer haben es nicht alle Kinogänger realisiert, aber Pixar ist längst kein Studio mehr, dass sich ausschließlich auf niedliche Kinderfilme beschränkt. Schon früh begannen die Kalifornier, neben den technischen Aspekten ihrer damals bahnbrechenden Arbeit, auch dramaturgisch und inhaltlich hochwertige Filme zu produzieren. Und wer an die ersten 20 Minuten von „Up!“ oder den Weltraum-Spaziergang in Wall-E denkt, der sieht, welche Sternstunden des modernen Kinos Pixar schon geschaffen haben. Auch Toy Story 3, der Vorgänger, gilt unter Kennern als Meisterwerk.
Und auch mit Toy Story 4 beweisen Regisseur Josh Cooley und seine Crew, dass Pixar nichts verlernt hat. Selbst eigentlich so abstruse Ideen wie das selbstgebaute Kinderspielzeug aus Müll, das wie Frankensteins Monster nicht weiß, was es ist, funktionieren wieder so gut, dass es viele Zuschauer garantiert vor Rührung schüttelt. Zudem erzählt Cooley mit dem vierten Teil auch eine rasante und actionlastige Story, die mit einigen für kleine Kinder wohl zu gruseligen Antagonisten aufwarten kann. Es hat einen Grund, warum es Horrorfilme über Bauchredner-Puppen gibt!
Toy Story 4: Ode an die Freundschaft
Neben den rasant inszenierten Actionszenen bestechen wieder einmal die Nebenfiguren. Ob der besagte Forky, die Kirmes-Stofftiere Bunny und Ducky oder die winzige Polizistin Giggle – da sitzt so gut wie jeder Gag. Auch die spielerische Art, wie sich die wilde Story entwickelt und dabei echte Spannungsmomente setzt, ist beachtenswert. Und schließlich gelingt es Cooley auch, zahlreiche Nebenhandlungen in den Plot zu integrieren, ohne den Film damit zu überfrachten. Alles läuft harmonisch ineinander und verbreitet so eine angenehme Wärme.
Die Filmreihe hatte ihren Schwerpunkt stets auf Freundschaft und Loyalität. Und hier passt auch Teil vier hervorragend dazu. Denn Woodys aufopferungsvoller Kampf für das Glück der kleinen Bonnie geht zu Herzen, ohne je kitschig oder schmalzig zu werden. Dazu bringen die Macher auch viel zu viel guten Humor ins Spiel. Das bittersüße, wohl endgültige Ende der Toy-Story-Saga dürfte echten Fans der Reihe dann aber noch einmal den Hals eng werden lassen.
Und dass Pixar hier erneut vorführt, wozu sie technisch mittlerweile in der Lage sind, ist auch keine Überraschung. Die Figuren bewegen sich in absolut fotorealistischen Umgebungen – wenn die Macher es so wollen. Einige Dinge sehen natürlich nach wie vor nicht so perfekt aus, wie es möglich wäre, weil Cooley und sein Team einen bestimmten Look absichtlich einfach oder künstlich haben möchten. Wie immer dient alles einem größeren Ziel, dass auch Toy Story 4 wie die meisten Vorgänger, wieder bezaubernd und charmant erreicht.
Fazit:
Toy Story 4 ist ein würdiger (wahrscheinlicher) Abschluss der Saga um die Spielzeuge von Andy mit den Helden Woody und Buzz. Technisch perfekt und inhaltlich sowohl spannend als auch sehr gefühlvoll, schickt Regisseur Josh Cooley seine Toys auf ein letztes großes Abenteuer. Und schafft mit Forky einen der tragikomischsten Anti-Helden des Kinojahres. Für nicht allzu junge Kinder ein großer Spaß, für Erwachsene hält Toy Story 4 sogar ein paar philosophische Ansätze bereit.
Toy Story 4 startet am 15. August 2019 in den deutschen Kinos.