Von Netflix selbst produzierte Komödien haben bei Kunden des Streaming-Dienstes nicht unbedingt den besten Ruf. Die enge Zusammenarbeit mit Adam Sandler hat zwar gute Filme hervorgebracht – die waren aber keine Komödien. Und sonst ist das Niveau der mutmaßlichen Schenkelklopfer oft derart unterirdisch, dass außer Pipi-Kaka-Witzen nicht viel passiert. Nun präsentiert die Produktionsfirma Sandlers mit „The Wrong Missy“ einen neuen Film, in dem der Besitzer zur Abwechslung gar nicht mitspielt. Ist das gut oder schlecht?
Eigentlich bringt The Wrong Missy einige Könner und Veteranen zusammen. David Spade gehörte zur US-Kult-Comedy „Staurday Night Live“, als auch Comedians wie Chris Rock oder Michael Myers dort aktiv waren. Und Lauren Lapkus bewies ihr Können als Freundin von Stewart in der letzten Staffel von „The Big Bang Theory“. Dazu gesellt sich Sarah Chalke aus „Scrubs“. Allerdings spielt auch Rob Schneider mit, der eigentlich ein Garant für schlechte Komödien ist. Konnte Regisseur Tyler Spindel dennoch einen guten Film abliefern?
The Wrong Missy: Die Handlung
Tims (David Spade) Blind-Date mit Missy (Lauren Lapkus) ist eine derartige Katastrophe, dass er aus Verzweiflung durchs Toilettenfenster zu fliehen versucht – und von Missy danach verarztet werden muss. Einige Zeit später rasselt Tim auf dem Flughafen zufällig mit Melissa (Molly Sims) zusammen – und durch eine Verwechslung beim Gepäck lernen sich die beiden näher kennen. Doch gerade, als es zur Sache gehen soll, wird ihr Flug aufgerufen und sie verschwindet aus Tims Leben – immerhin mit seiner Telefonnummer.
Als sich dann eine Missy bei ihm meldet, nimmt er an, es sei seine neue Flamme. Und so lädt er die vermeintlich die heiße Blondine zum Firmen-Wochenende nach Hawaii ein. Erst im Flieger wird ihm klar, dass er die ganze zeit mit der falschen Missy gechattet hatte. Und nun sitzt die nervige Frau vom Blind-Date an seiner Seite und will ihm noch im Flieger an die Wäsche. Auch vor Ort im Hotel wird es nicht besser. Und dabei taucht doch noch der neue Boss der Firma auf, der entscheiden soll, ob Tim neuer Vize-Präsident werden soll …
The Wrong Missy: Wie im falschen Film
Schon das Drehbuch-Duo Chris Pappas und Kevin Barnett geben einen ersten Hinweis auf die Qualität des Films, denn trotz einiger Comedy-Mitwirkungen hatten beide bisher noch keinen Hit. Spade kann ebenfalls schon lange keinen Publikumserfolg mehr aufweisen. Und die Happy Madison-Produktionsfirma von Adam Sandler hat neben ein paar ansehnlichen Komödien auch eine Menge unsäglicher Filme zu verantworten.Man könnte also bereits ahnen, welche Art Film einen erwartet, wenn man Netflix einschaltet. Und so kommt es denn auch.
Lapkus ist eigentlich eine ganz sympathische Schauspielerin. Die Rolle, die man ihr hier auf dem Leib schrieb, ist aber derart übertrieben nervtötend, dass viele ihrer Gags überhaupt nicht zünden. Es gibt in der ersten Stunde faktisch keine Szene, in der sie halbwegs erträglich ist. Umso unglaubwürdiger ist denn auch der extrem vorhersehbare Twist des Films. Spade ist in seiner Rolle als blasser Verlierer Tim zwar gut besetzt, aber eben entsprechend wenig dazu geeignet, starke Gefühle beim Publikum auszulösen – abgesehen vielleicht von Mitleid.
The Wrong Missy: Chance nicht genutzt
Am schlimmsten ist allerdings – wieder einmal – Rob Schneider, dessen Rolle tatsächlich keine einzige gelungene Pointe hat. So doof und albern wie immer blödelt sich der Mime auch in The Wrong Missy durch seine Szenen und hinterlässt echte Fremdschäm-Falten beim Zuschauer. Ansonsten mag man den Quatsch allerdings nicht dem Gesichtern vor der Kamera anlasten. Lauren Lapkus ist bereits seit 15 Jahren in allen möglichen TV-Comedy-Formaten zu sehen gewesen und nie unangenehm aufgefallen. Und Spade kann es eigentlich auch besser.
Das Hauptproblem des Films ist die fast ständige Übertreibung. Statt die feine Klinge des Humors zu führen und Szenen nur so wenig zu überhöhen, dass jeder sich noch hineinversetzen kann, schöpfen die Autoren aus dem ganz vollen Topf des Holzhammer-Humors. Ob ein Sturz von einer Klippe, den Missy wie eine Cartoon-Figur übersteht. Oder der Angriff eines Hais auf einen Tauchkäfig mit vorhergehendem Kotz-Humor. Das finden nur Zuschauer lustig, die sich auch bei „Jack und Kill“ oder „Waterboy“ vor Lachen ausschütten konnten.
Und so bleibt auch dieser Film in aller Regel flach und unlustig und schafft es nur sehr gelegentlich einmal, eine Pointe zu setzen, die tatsächlich witzig ist. Diese Momente lassen sich aber problemlos an einer Hand abzählen, was selbst für einen 90-Minüter wie The Wrong Missy keine beeindruckende Quote ist. Immerhin bietet der Film ein paar schöne Aufnahmen von Hawaii, ein Wiedersehen mit Molly Sims („Las Vegeas“) und einen gelungenen Cameo-Auftritt eines Sängers, wie damals im wesentlich besseren „Eine Hochzeit zum Verlieben“.
Fazit:
Was der Trailer schon andeutete und die Produktionsfirma erahnen ließ, bewahrheitet sich bei The Wrong Missy in fast jeder Szene: Holzhammer-Humor mit wenig Niveau. Wer Sex-Zoten und Witze über Körperausscheidungen mag, kann einen Blick riskieren, ebenso Fans von Adam Sandler, die wirklich jede seiner Komödien gelungen fanden. Der Rest könnte hier enttäuscht werden. Denn trotz eigentlich sympathischer Darsteller kann die öde und vorhersehbare Story kaum einmal einen Lacher erzeugen. Bei Netflix-Komödien leider keine Seltenheit.
The Wrong Missy startet am 13. Mai 2020 bei Netflix.
Der Film liegt in deutscher Synchronisierung vor.