Tage wie diese

Filmkritik: Tage wie diese

Alle Jahre wieder startet Netflix die Festtags-Offensive mit mehr oder weniger gelungenen Filmen, die in irgendeiner Weise mit Weihnachten zu tun haben. Nach dem wenig begeisternden „Weihnachten in der Wildnis“ geht es nun mit der Verfilmung eines erfolgreichen Jugendbuches weiter. In „Tage wie diese“ erleben die jungen Leute einer eingeschneiten Kleinstadt einige Dinge, die möglicherweise Auswirkungen auf ihr weiteres Leben haben. Ein weiterer Wohlfühl-Film bei Netflix?

Man nehme einen erfolgreichen Roman für die junge Zielgruppe, packe angesagte junge Darsteller dazu und verrühre alles mit hippem Sound und ein paar harmlosen Gags – und fertig ist der Hit? Hin und wieder hat Netflix mit diesem Rezept tatsächlich schon schöne Filme ins Programm bekommen, manchmal ging der Plan aber nur bedingt oder gar nicht auf. Zu welche Kategorie Tage wie diese gehört, klärt die Kritik.

Tage wie diese
Tobin (hinten) und Angie sind befreundet, seit sie fünf Jahre alt sind. Doch nun will Tobin mehr als Freundschaft.

Tage wie diese: Die Handlung

Jubilee (Isabela Merced) hat eine schwere Entscheidung für ihr weiteres Leben zu treffen. Und läuft im Zug nach Hause ausgerechnet Sänger-Superstar Stuart (Shameik Moore) in die Arme – mit interessanten Folgen. Tobin (Mitchell Hope) ist schon seit Jahren in seine allerbeste Freundin Angie (Kiernan Shipka, „Chilling Adventures of Sabrina“) verliebt – und traut sich einfach nicht, ihr das auch zu sagen. Addie (Odeya Rush) traut ihrem Freund Jed nicht, weil der auf Instagram nie ihre gemeinsamen Bilder liked.

Deren beste Freundin Dorrie (Liv Hewson, „Santa Clarita Diet“) hat ganz andere Sorgen. Sie kann eine Frau nicht vergessen, mit der sie eine unvergessliche Nacht verbracht hat. Und ausgerechnet die kommt in den Diner, in dem Dorrie arbeitet – und tut so, als würde sie Dorrie nicht kennen. Kollege Keon (Jacob Batalon, „Spider-Man Homecoming“) will ein großer DJ werden und darf das Diner für eine Weihnachts-Party nutzen – doch sein großes Vorbild, das er eingeladen hatte, erscheint nicht …

Tage wie diese: Kein „Tatsächlich Liebe“

Auch wenn die Idee, mehrere Geschichten ineinander zu verschachteln, an den britischen Weihnachts-Klassiker Tatsächlich Liebe erinnert – an diese Qualität kommt Tage wie diese bei weitem nicht heran. Denn die Storys haben weder den Witz noch die emotionale Tiefe des Kultfilms mit Hugh Grant. Stattdessen präsentiert der Film weitgehend generische und wenig aufregende Plots zu den einzelnen Figuren, die man so oder nur unwesentlich anders schon viele Male gesehen hat. Hier liegt also nichts Neues unter dem Baum.

Ein paar Highlights kann der Film trotzdem aufweisen. So spielt Joan Cusack eine überaus ungewöhnliche Pannenhelferin – und damit die einzige halbwegs schräge Rolle in Tage wie diese. Und das macht sie gewohnt gut und holt aus dem sonst eher mäßigen Script zumindest ein paar Lacher. Zudem überzeugt der Soundtrack, der, wie so oft in letzter Zeit, zum Großteil aus Musik der 80er besteht, obwohl der Film in der heutigen Zeit spielt. In einer Szene kommt sogar ein frühes Stück der Rolling Stones zu Ehren.

Tage wie diese
Addie ist vom Freund genervt – und vernachlässigt darüber ihre beste Freundin Dorrie.

Tage wie diese: Nicht durchgehend überzeugend

Immerhin gelingt es Regisseur Luke Snellin in seinem ersten abendfüllenden Spielfilm, die Geschichten so flott zu erzählen, dass Tage wie diese in seinen 95 Minuten keinerlei Leerlauf hat – irgendetwas passiert immer. Aber vieles bleibt das Script dem Zuschauer schuldig. So ist beispielsweise vom furchtbaren Schneesturm, der das Dorf eigentlich im Griff haben sollte, nichts zu sehen. Es schneit manchmal ein wenig – das ist es dann aber auch. Warum das eine besondere Situation sein soll, wie die Story suggeriert, erklärt sich nie.

Und auch die einzelnen Paare, um die es geht, sind in ihrer Glaubwürdigkeit sehr unterschiedlich. So strahlt Isabela Merced wie immer Star-Appeal aus, ihr im Script berühmter Partner ist als Superstar aber eher blass. Kiernan Shipka und Mitchell Hope funktionieren als beste Freunde hingegen sehr gut, was in einer wundervollen Gesangsnummer gipfelt, in der sie den textlich passenden Song „The Whole of the Moon“ von den Waterboys singen. Der natürlich auch aus den 80ern stammt. Dennoch fehlt auch diesem Paar, wie allen anderen, ein wenig Aufregung und Tiefgang.

Denn wie es sich nach Ansicht von Netflix offenbar für eine Weihnachts-Rom-Com gehört, darf hier so gar nichts die friedliche Stimmung stören. Und so bleiben die Probleme der unterschiedlichen Paare entweder harmlos oder werden entsprechend einfach aufgelöst. Da hat der Streaming-Anbieter auch im Bereich der Teenager-Rom-Com durchaus schon mehr riskiert. Tage wie diese macht besonders Fans einzelner Schauspieler ein warmes Gefühl im Bauch, ist aber filmisch und inhaltlich sonst kein großer Wurf.

Fazit:

Schade! Die Besetzungsliste und der Plot versprachen mehr, als Tage wie diese letztlich halten kann. Denn die Rom-Com um eine Gruppe Teenager in einer eingeschneiten Kleinstadt hat zwar ein paar schöne Ansätze, ist aber ansonsten viel zu bieder und harmlos, um echtes Interesse an seinen Figuren zu wecken. Da hilft weder der gute Cast noch vereinzelte gelungene Szenen weiter. Tage wie diese ist eine eher durchschnittliche Weihnachts-Ausgabe typischer Coming-of-Age-Geschichten.

Tage wie diese läuft ab dem 8. November 2019 bei Netflix.

Kritiken zu weiteren Netflix-Filmen finden Sie hier.

Lauterfilme.de freut sich über Facebook-Follower! Wenn Sie gern mehr Kritiken und News lesen möchten, finden Sie den Like-Button in der Desktop-Version oben rechts und mobil ganz unten auf der Seite. Danke!

Tage wie diese
Gespräche mit dem Superstar: Jubilee lernt durch Zufall den angesagten Sänger Stuart kennen.