Midway

Filmkritik: Midway – Für die Freiheit

„Midway – Für die Freiheit“ ist der neue Film von Roland Emmerich und bei ihm erwartet man automatisch gewaltige Bilder und eine Menge Action und Zerstörung auf der Leinwand. Sei es durch ein Monster wie in Godzilla (1998), durch Naturkatastrophen oder eben Aliens – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Die Story scheint dabei immer etwas in die hinteren Reihen zu rücken. Dadurch wird sie nicht zwingend schlecht, aber der Hauptgrund für einen Kinobesuch bilden definitiv die Bilder seiner Filme. Lohnen die sich auch diesmal?

von Felix Brüggemann

Midway – Für die Freiheit verspricht typische Bombast-Action von Roland Emmerich und das Versprechen wird auch erfüllt. In 140 Minuten präsentiert der Film große Seeschlachten, imposante Flugzeugträger und gelungene Luftaction. Die eigentliche Stärke von Midway – Für die Freiheit liegt aber woanders.

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Kampfpilot Dick Best muss sich von seiner Frau Ann verabschieden.

Midway – Für die Freiheit: Die Handlung

Amerika wird am 7. Dezember 1941 von einem Luftangriff der Japaner überrascht. Es gelingt dem Kaiserreich, den Flottenstützpunkt Pearl Harbor erheblich zu schwächen und zwingt die Vereinigten Staaten gleichzeitig zum Handeln und in den Einzug des 2. Weltkrieges, die bis dahin formal als neutral galten. Die Konsequenz ist ein Luftangriff auf Tokio und vor allem die Frage, wie die USA den entscheidenden Vorteil in diesem Krieg erlangen kann, der im Gefecht um die Midway-Inseln gipfelt.

Im Fokus von Midway – Für die Freiheit sind dabei unter anderem der Kampfpilot Dick Best (Ed Skrein), der nach den Ereignissen von Pearl Harbor auf Vergeltung aus ist. Außerdem stehen Edwin Layton (Patrick Wilson) vom militärischen Geheimdienst und Admiral Cehster W. Nimitz (Woody Harrelson, „Zombieland“) immer wieder im Mittelpunkt der Handlung.

Midway – Für die Freiheit: Vergleiche zu Pearl Harbor passen nicht

Der Titel des Films verrät es schon, der Film endet im Gefecht um die Midway-Inseln und geschichtskundige Menschen wissen, wer gewonnen hat. Mit „Pearl Harbor“ gibt es bereits einen Streifen, der gezeigt hat, wie die Konsequenz der Amerikaner auf den Luftangriff der Japaner aussah. Warum braucht es also Midway? Weil die wahre Schlacht in dem Film hinter den Kulissen existiert, aber dazu gleich mehr.

Zuerst muss der Vergleich mit Pearl Harbor wieder gestrichen werden, der hier der Vollständigkeit halber erwähnt wird und vermutlich der erste Film ist, der dem Zuschauer in den Kopf kommt, wenn man von Midway hört. Die beiden Streifen haben nämlich einen Fokus, der unterschiedlicher nicht sein könnte. Bei Pearl Harbor stand die Liebesgeschichte von Ben Affleck, Josh Hartnett und Kate Beckinsale im Vordergrund und der Krieg drum herum war mehr das Gerüst der Dramaturgie.

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Geheimdienstmann Edwin Layton sorgt für entscheidende Informationen über den Gegner.

Midway – Für die Freiheit: Hinter den Kulissen existiert die wahre Spannung

Bei Midway – Für die Freiheit gibt es keine Liebesgeschichte, stattdessen stehen die Ereignisse nach Pearl Harbor im Vordergrund. Und die große Frage, wie die Amerikaner den Japanern einen Schritt voraus sein können. Die wahre Schlacht geschieht also hinter den Kulissen! Hier existiert die Spannung in dem Film, denn wenn die Ereignisse bereits bekannt sind und auch der Sieger schon feststeht, wie kann Midway dann sehenswert sein?

Indem Roland Emmerich aufzeigt, wie es zu dem Gefecht gekommen ist, welche große und vor allem entscheidende Rolle der Geheimdienst der Vereinigten Staaten gespielt hat und was parallel auf der japanischen Seite geschehen ist. Der Film zeigt nämlich sowohl die Pläne der Japaner als auch der Amerikaner. Warum wurde Tokio als Gegenmaßnahme der Amerikaner gewählt? Woher wussten sie, dass Midway das nächste große Ziel der Japaner sein würde? Hätte Japan von den amerikanischen Plänen wissen können? Das mag zwar auf den ersten Blick etwas sehr theoretisch klingen, aber das Wissen um den nächsten Schritt des Gegners hat über den Sieg entschieden. Die Frage nach dem Warum, wertet den Film daher erheblich auf.

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Admiral Niemitz leitet auf US-Seite die Schlacht um Midway.

Blasse Figuren und Lücken in der Geschichte.

Am Ende spielt der Großteil von Midway natürlich trotzdem in Flugzeugträgern oder in der Luft. Denn wie eingangs erwähnt, steht Roland Emmerich eben für gewaltige Bilder und große Schlachten und das soll der Zuschauer natürlich auch bekommen. Dabei bleiben die einzelnen Figuren dann leider etwas auf der Strecke, da jeder im Prinzip nur das eine Ziel hat: den Krieg gewinnen! Dabei spielt es auch eine Rolle, ob Emmerich auf die amerikanische oder japanische Seite schaut.

Der Film konzentriert sich auf die Ereignisse um Midway, und bemüht sich dabei auch, die Geschehnisse davor zu beleuchten. Hierbei bekommt der Zuschauer einen guten Einblick in die Strategie der Amerikaner. Und auch wenn die Seite der Japaner ebenfalls etwas beleuchtet wird, wird leider nie wirklich ersichtlich, warum das Kaiserreich überhaupt den Überraschungsangriff auf Pearl Harbor geflogen hat. Hier hätte Emmerichs Film gern informativer sein dürfen.

Fazit:

Midway bietet mehr als sein Versprechen nach großen Bildern und viel Action. Gerade der Fokus auf die taktischen Hintergründe des Geschehens macht die Handlung überaus interessant. Roland Emmerich liefert gewohnt, was man von ihm erwartet, hätte durch etwas weniger Epos und mehr Zeit für die japanische Seite, aber auch ein kompletteren Bild des Geschehens zeichnen können. Die einzelnen Charaktere bleiben leider an der Oberfläche, unterstützen dabei aber den Kern der Geschichte.

Midway – Für die Freiheit startet am 7. November 2019 in den deutschen Kinos.

Midway
Kriegsheld Jimmy Dolittle kommt dem Feind etwas näher als geplant.