Spider-Man Far From Home

Filmkritik: Spider-Man Far From Home

Mit dem Start von „Spider-Man Far From Home“ kommen Fans in eine Situation, die es seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gab. Der Film beendet Phase drei des MCU – und zumindest offiziell ist kein einziger neuer Marvel-Film angekündigt, auch wenn an einigen bereits gearbeitet wird. Zudem ist Far from Home möglicherweise auch der letzte Auftritt des Helden im MCU, denn die Kooperationsverträge zwischen Disney und Sony sollen angeblich mit diesem Film fürs Erste enden. Kann das zweite Solo-Abenteuer mit Tom Holland überzeugen?

Obwohl Marvel viele hundert Helden und Schurken sein eigen nennt, so nimmt Spider-Man doch einen Sonderplatz ein. Denn kein Superheld ist derart bodenständig und hat mit so vielen Alltagssorgen zu kämpfen, wie die freundliche Spinne von nebenan. Das macht Peter Parker neben Wolverine zum bis heute beliebtesten Helden des Verlages. Und es dürfte Disney nachhaltig nerven, dass Konkurrent Sony die Rechte an der Figur hält und wohl auch nicht an Disney zurückverkaufen wird. Was kann der vielleicht letzte Film des Wandkletterers im MCU?

Spider-Man Far From Home
Eigentlich möchte Peter auf dem Trip nach Europa endlich MJ näher kommen und ihr seine Gefühle gestehen …

Spider-Man Far From Home: Die Handlung

 Hurra, Klassenfahrt! Für Peter (Tom Holland) und seine Mitschüler geht es nach Europa – mit Start in Venedig. Und weil Peter seine Gefühle für MJ (Zendaya) entdeckt hat, will er sie auf der Reise damit konfrontieren – nach einem ausgeklügelten Plan. Doch sein Alter Ego Spider-Man kommt Peter dabei in die Quere. Denn Nick Fury (Samuel L. Jackson) und Maria Hill (Cobie Smulders) brauchen Spideys Hilfe und lassen Peter das auch durch Happy Hogan (Jon Favreau) ausrichten. Doch Peter ignoriert Furys Anrufe – er will einmal nur Peter sein.

Doch Fury lässt sich nicht abschütteln und taucht schließlich sogar in Venedig auf, um Peter zur Mithilfe zu bewegen. Denn die Erde wird von Elementarwesen aus Luft, Erde, Wasser und Feuer attackiert. Und ein neu aufgetauchter Held namens Quentin Back (Jake Gyllenhaal), der seine Heimat durch die Wesen verlor, kann die Kreaturen nicht alleine aufhalten. So wird aus Peters Sommerurlaub in Europa schnell ein lebensgefährliches Abenteuer, bei dem er nicht nur seine Geheimidentität riskiert – sondern auch seine große Liebe …

Spider-Man Far From Home: In der Tradition von Homecoming

Mit Chris McKenna ist einer der Drehbuchautoren von Spider-Man Homecoming wieder dabei, genau wie Regisseur Jon Watts. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die grundsätzliche Stoßrichtung des neuen Films sich vom Vorgänger nur wenig unterscheidet. Noch immer ist es wichtig, dass Peter ein ganz normaler Teenager ist, und nicht nur Spider-Man. Denn auch in Far Frome Home gibt Watts den Alltagsproblemen eines jugendlichen Superhelden, der auch Privatleben haben möchte, wieder viel Raum.

Und so sind Peters unbeholfene Versuche, MJ auf der Reise zu beeindrucken und gleichzeitig mit Beck und Fury die Welt zu retten, ein wichtiger Teil der Handlung. Daher fühlt sich Spider-Man Far From Home häufig auch eher an wie eine Teenie-Komödie in der Tradition von „Eurotrip“, als wie ein waschechter Superhelden-Film. Eine weitere, gelungene Variation in einem Genre, das langsam droht, durch zu viele, zu ähnliche Filme sein Publikum zu verlieren. Die thematisch Erweiterung durch einen so jungen Helden ist absolut sinnvoll.

Spider-Man Far From Home
Doch weil die Ede bedroht wird, heuert Nick Fury den jungen Superhelden als Unterstützung an.

Spider-Man Far From Home: Wenig Wissen – mehr Spaß

Schon in Homecoming konnten Comic-Puristen mit Hollands Version von Peter Parker gut leben, hatten aber Probleme mit Spider-Man. Denn der war, ausgestattet mit lauter Stark-High-Tech, nicht mehr die Figur aus den Comics. Das ist in Far From Home zumindest ein wenig besser geworden, unterscheidet sich aber noch immer deutlich vom einfachen Helden mit selbstgeschneidertem Kostüm und Netzdüsen Marke Eigenbau. Als Teil des Stark-Erbes und Agent von SHIELD ist Spider-Man weitaus mehr Teamplayer als früher – das wird nicht jedem Comicfan gefallen.

Dazu kommt, dass Far From Home für langjährige Leser auch nur wenig Überraschungen bereithält und zum sehr vorhersehbaren Film wird. Das neue Abenteuer ist damit das Gegenteil von Fan-Service: Je weniger man weiß, desto besser ist das Filmerlebnis. Und Spideys zweiter Solofilm leidet auch unter „Endgame“. Der emotionalen Wucht des großen Finales nach mehr als zehn Jahren hat Far From Home außer ein paar wirklich lustigen Momenten wenig entgegenzusetzen. Lediglich die Actionsequenzen sind hoher Marvel-Standard, allerdings sparsam eingesetzt.

Dennoch ist Spider-Man Far From Home durch seine starke Besetzung, dem guten Humor und einige herausragende Actionsequenzen ein gewohnt unterhaltsamer Marvel-Film und seinem Vorgänger durch etwas weniger Iron Man-Attitüde sogar leicht überlegen. Gegen Sam Raimis meisterhaften „Spider-Man 2“ kommt er trotzdem nicht an. Es bleibt aber zu hoffen, dass sich Disney und Sony über eine weitere Zusammenarbeit einig werden und die Fans Tom Holland noch lange als Teil des MCU sehen können. Denn er ist ein guter Spider-Man – und der beste, junge Peter Parker bisher. Post-Credit-Szenen gibt es, Andeutungen zu künftigen Filmen aber nicht.

Fazit:

Mit Spider-Man Far From Home schaltet Marvel nach dem epischen Avengers: Endgame mehrere Gänge zurück und ist sichtbar bemüht, eine eher kleine und meist witzige Story zu erzählen. In der die privaten Sorgen von Peter mindestens so wichtig sind wie seine Aufgaben als Superheld. Und das verkauft Tom Holland in der Titelrolle wieder sehr charmant und liebenswert. Comic-Fans könnten aufgrund der arg vorhersehbaren Story dennoch ein wenig enttäuscht sein. 

Spider-Man Far From Home startet am 4. Juli in den deutschen Kinos.

Spider-Man Far From Home
So muss Peter in ungewohntem Look gegen geheimnisvolle Invasoren kämpfen.