Mark Wahlberg hat sich schon seit vielen Jahren in Hollywood als Action-Star etabliert, auch wenn er mittlerweile auch sein komödiantisches Talent bewiesen hat und regelmäßig in Filmen wie „Plötzlich Familie“ auftaucht. Mit „Spenser Confidential“ verbindet Wahlberg beides, denn hier darf er sowohl zuschlagen als auch hin und wieder witzig sein. Warum Actionfans hier ruhig einschalten können und Freunde der Buchreihe um den Bostoner Privatdetektiv sich mit Grauen abwenden, erfahren Sie hier.
Regisseur Peter Berg und sein Star Mark Wahlberg haben mittlerweile so etwas wie eine alte Ehe gemeinsam. Schon zum fünften Mal drehten die beiden mit Spenser Confidential einen Film zusammen. Diese Vertrautheit merkt man dem Film auch an. Berg weiß genau, wie er seinen Hauptdarsteller inszenieren muss, Wahlberg spielt so locker auf wie selten. Warum die Autoren Sean O’Keefe und Brian Helgeland („Mystic River“) die Werke von Robert B. Parker in den Film hineingezogen haben, bleibt unklar. Was taugt der Film?
Spenser Confidential: Die Handlung
Weil er einen korrupten Vorgesetzten angegriffen hat, muss Streifen-Cop Spenser (Mark Wahlberg) für einige Jahre ins Gefängnis. Wieder draußen, kümmert sich lediglich sein alter Freund Henry (Alan Arkin) um ihn und nimmt Spenser bei sich auf. Im gleichen Zimmer wie der Ex-Cop wohnt auch die massige Hawk (Winston Duke, „Black Panther“), der eine Karriere als Profiboxer anstrebt. Außer Spensers altem Partner Mike (Bokeem Woodbine) lässt sich aber niemand aus der Polizistenzeit sehen. Spenser beginnt, als Boxtrainer zu arbeiten.
Doch dann wird ausgerechnet der Mann ermordet, für dessen Angriff Spenser in den Knast ging. Und ein junger schwarzer Cop, den man tot in seinem Auto findet, wird als Mörder gebrandmarkt. Da erwacht in Spenser erneut sein untrüglicher Gerechtigkeitssinn und er macht sich auf eigene Faust auf, um den Mord aufzuklären. Dabei begegnet er nicht nur immer wieder seiner verrückten Ex-Freundin Cissy (Iliza Shlesinger), sondern auch diversen Bostoner Schlägern, die plötzlich alle etwas von ihm wollen. Kann der Ex-Cop diesen Fall lösen, bevor er getötet wird?
Spenser Confidential: Solide Action
Wer die bisherigen Arbeiten von Peter Berg kennt, der weiß: Der Mann kann Action inszenieren! Das beweist er auch wieder in Spenser Confidential. Die Actionszenen, von denen der Film etliche aufweist, sind gekonnt in Szene gesetzt und funktionieren dementsprechend gut. Wahlberg, seit Jahren geübt darin, macht ebenfalls eine gute Figur – und macht sogar Zuschauern Freude, die den muskelbepackten Schauspieler gar nicht sonderlich mögen. Denn als Spenser muss Wahlberg jede Menge einstecken und ist in kaum einer Szene unversehrt zu sehen.
Dazu liefern die Autoren einen lockeren Ton für einen Film, der sich sehr sicher zwischen komödiantischen Momenten und solider Action bewegt. Das hat der Film hauptsächlich den schrägen Nebenfiguren zu verdanken. Alan Arkin ist als väterlicher Freund den gesamten Film als grantelnder Alter zu sehen – und hat daran sichtlich Spaß. Shlesinger ist als durchgeknallte Hundesfrisörin ebenfalls pointensicher. Und Winston Duke darf vor allem durch trockene One-Liner punkten – und ebenfalls tüchtig hinlangen. Action- und Buddy-Movie-Fans können also einschalten.
Spenser Confidential: Als Romanverfilmung das Grauen
Das sollten Leser und Fans der vielbändigen Romanreihe von Robert B. Parker lieber nicht tun. Denn mit der Beschreibung des Romanhelden hat die Interpretation von Mark Wahlberg denkbar wenig zu tun. Der literarische Spenser ist wie Wahlbergs Version Ex-Cop und Ex-Boxer, damit hören die Gemeinsamkeiten allerdings auch schon auf. In den Büchern ist Spenser ein abgebrühter Privatdetektiv, den mit der Zeit eine aus Respekt entstandene, tiefe Freundschaft mit Hawk verbindet, Bostons bekanntestem und besten Kopfgeldjäger.
Zudem mag Spenser Gedichte, gutes Essen und die kultivierten Gespräche mit seiner Freundin, der Psychologin Susan. Das hat alles derart wenig mit dem Film von Peter Berg zu tun, dass man sich als Zuschauer, der die Romane oder die TV-Serie mit Robert Urich und Avery Brooks kennt, schon fragt, warum Spenser Confidential überhaupt mit den Romanen in Verbindung gebracht wird. Coole Namen für die Figuren wären Helgeland bestimmt auch noch eingefallen. Möglicherweise sind die Bücher in den USA so bekannt, dass sich die Macher davon einen Boost für den Film versprochen haben.
So bleibt ein solider Actionfilm für Fans des Genres, die von Spenser vorher nie gehört haben. Und eine echte Frechheit von einer Adaption für alle, die schon einmal einen Roman von Parker gelesen haben. Immerhin inszeniert Berg seinen Film mit einer gewissen Lässigkeit, die ihm in früheren Arbeiten manchmal abging. Und Alan Arkin ist als stets grummelige Vaterfigur richtig sehenswert. Im Kino wäre Spenser Confidential sicherlich gefloppt, bei Netflix ist der leidlich unterhaltsame Film aber ganz gut aufgehoben.
Fazit:
Bei Spenser Confidential teilt sich das Publikum in zwei Gruppen auf. Die vermutlich weit größere Gruppe, die nie einen Roman der Detektivserie gelesen hat, bekommt einen lockeren und recht unterhaltsamen Action-Buddy-Movie ohne große Höhepunkte oder Ausfälle. Und die kleinere Gruppe von Krimilesern, die die Bücher von Robert B. Parker schätzen, sehen eine Version des Romanhelden, der so gut wie nichts mit der Version aus den Buchseiten zu tun hat. Für die ist der Film einfach nur ärgerlich.
Spenser Confidential startet am 6. März 2020 bei Netflix.