Scary Stories

Filmkritik: Scary Stories to tell in the Dark

Selbst wenn sein Herz durchaus auch der Fantasy gehört, so ist Guillermo del Toro doch in den vergangenen Jahren einer der neuen Großmeister des Horrors geworden. Das beweist er auch als Produzent von „Scary Stories to tell in the Dark“, den der Norweger Andre Øvredal („The Autopsy of Jane Doe“) inszenierte. Der Film basiert auf einer Jugendbuch-Reihe aus den 80er Jahren, ähnlich wie „Gänsehaut“. Können Øvredal und del Toro hier an alte Erfolge anknüpfen?

In den USA sollte der Film vor allen jüngere Teenager ansprechen. Und das gelang ihm auch – mit einem PG 13-Rating. In Deutschland hat Scary Stories dieses Kunststück nicht geschafft. Der mitunter ordentlich gruselige Film hat sich hierzulande eine verdiente „frei ab 16 Jahren“ bei der FSK abgeholt. Dennoch ist der Produktion anzumerken, dass er sich eigentlich an eine jüngere Zielgruppe richtet. Funktioniert Scary Stories trotzdem auch für ein älteres Publikum?

Scary Stories
Stella und ihre Freunde finden im alten Bellows-Anwesen ein sehr gefährliches Buch.

Scary Stories: Die Handlung

Mill Valley, eine Kleinstadt in Pennsylvania im Jahr 1968. Stella (Zoe Margret Coletti) und ihre Kumpel Auggie (Gabriel Rush) und Chuck (Austin Zajur) wollen sich am stadtbekannten Schläger Tommy zu Halloween für erlittene Prügel rächen – doch das geht schief. Tommy jagt de drei und ihren neuen Freund Ramon (Michael Garza) in das seit vielen Jahren leerstehende Anwesen der Bellows-Familie, um die sich in der Stadt düstere Legenden ranken. Angeblich war die Tochter Sarah eine Hexe, die schwarze Magie beherrschte.

Im Haus findet Stella tatsächlich ein Buch, das von Sarah geschrieben wurde. Ein Tagebuch ist es aber nicht, stattdessen hat Sarah gruselige Geschichten dort hineingeschrieben. Beim Lesen muss Stella feststellen, dass sich die Stories verändern. Nun beziehen sie sich auf ihre Freunde und sie selbst. Zuerst glaubt ihr niemand, doch bald verschwinden in der Kleinstadt die ersten Jugendlichen. Sind die von Sarah Bellows erdachten und offenbar zu unheiligem Leben erwachten Monster aus dem Buch dafür verantwortlich?

Scary Stories: Gelungene Kreaturen

Eigentlich ist es ja nicht unbedingt normal, dass ein Produzent mehr Aufmerksamkeit bekommt als der Regisseur. Doch Øvredal ist eben deutlich unbekannter als del Toro. Und dazu hat der Mexikaner auch noch an der Story mitgeschrieben. Viel auffälliger ist sein Mitwirken allerdings bei der Optik des Films. Vor allem die sehr gelungenen Monster tragen eindeutig die Handschrift del Toros und hätten so oder sehr ähnlich auch aus einem seiner eigenen Filme stammen können. Die Kreaturen sind allerdings auch das klare Highlight des Films.

Denn die ausgefallene Optik sorgt für einige der originellsten Monster, die das Horror-Kino in den vergangenen Jahren hervorgebracht hat. Ob die bleiche Frau oder der unzerstörbare Jangly Man – Genrefans dürften an diesen Kreaturen ihre Freude haben. Zumal die nicht nur spektakulär aussehen, sondern auch so unterschiedlich ausfallen, dass jede für sich ein kleiner Star des Films ist. Und diesen Star-Appeal hat Scary Stories auch bitter nötig.

Scary Stories
Schläger Tommy hätte die alte Vogelscheuche vielleicht nicht so schlecht behandeln sollen.

Scary Stories: Drehbuch mit Schwächen

Denn obwohl die jungen Darsteller ihre Sache durchaus gut machen, springt der Funke einfach nicht so richtig über. So ist das Publikum zwar durchaus interessiert an den Begegnungen zwischen Mensch und Monster, aber emotional packend sind die nicht alle. Dazu ist auch das Drehbuch nicht stark genug, das zwar die einzelnen Geschichten gut miteinander verbindet, das aber mit gelegentlichem Leerlauf bezahlen muss. Denn nicht jede der Scary Stories verdient das Attribut tatsächlich. Und so schleicht sich hin und wieder etwas Langeweile ein.

Außerdem merkt man dem Film jederzeit an, dass er ursprünglich für ein etwas jüngeres Publikum gedreht wurde. Zwar kann Scary Stories immer wieder mit atmosphärisch dichten Momenten glänzen, aber die letzte Konsequenz, die ein R-Rated-Film sich hätte erlauben dürfen, fehlt hier mitunter schmerzlich. Und so wird auch der Gruselfaktor immer wieder an die Kandare genommen, statt dem Terror durch die Monster freien Lauf zu lassen.

Daher ist die eigentlich gute Mischung aus Coming-of-Age-Momenten und fiesen Monstren lange nicht so packend, wie sie hätte sein können. Was bleibt, sind die sympathischen Figuren und der edle Look des ganzen Films, was ein wenig fehlt, ist echter Horror. Während in den USA die Kernzielgruppe ins Kino durfte, um den Film zu sehen, schiebt die FSK hier den Riegel vor. Horrorfans, die es gerne richtig fies und gruselig mögen, gehen lieber in den gleichzeitig startenden „Halloween Haunt“. Für sanften Grusel ist Scary Stories aber eine gute Wahl.

Fazit:

Etwas zu harmlos für Horrorfans, trotz der Freigabe ab 16 Jahren, ist Scary Stories in the Dark zwar geraten, aber der hauptsächlich für 13-14-jährige Besucher gemachte Film kann mit wunderbar gruseligen Monstern und einem tollen Set-Design aufwarten. Um auch ältere Zuschauer so richtig zu erschrecken, fehlt ein wenig Biss. Wer etwas zarter besaitet ist, sich zu Halloween aber dennoch ein wenig im Kino gruseln möchte, kann hier aber bedenkenlos ein Ticket kaufen. Denn Regisseur Andre Øvredal lässt auch mit angezogener Handbremse hin und wieder durchscheinen, wie es eigentlich geht.

Scary Stories to tell in the Dark startet am 31. Oktober 2019 in den deutschen Kinos.

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