Pyewacket

Filmkritik: Pyewacket – Tödlicher Fluch

Wenn ein Horrorfilm seine Zuschauer weder mit permanenten Jumpscares aus den Sitzen holt, noch eine Reihe Teenager mehr oder weniger originell beseitigt, ist er heutzutage schon fast eine Ausnahme. So wie der kanadische „Pyewacket“, der stattdessen auf Atmosphäre und Story setzt. Lohnt sich der Blick auf die schrecklichen Erlebnisse der jungen Leah?

Regisseur Adam MacDonald ist im Horrorsektor kein Unbekannter. Nachdem er als Darsteller unter anderem im Werwolf-Thriller „Wolves“ dabei war, sattelte er 2014 um und brachte als Drehbuchschreiber und Regisseur „Backcountry“ heraus. Der fiese Trip in die Wildnis Kanadas brachte ihm gute Kritiken ein – und offenbar eine Produktion für Pyewacket. Überzeugt MacDonald auch beim zweiten Versuch?

Pyewacket
Mit ihren Freunden spricht Leah oft über dunkle Magie und Beschwörungen.

Pyewacket: Die Handlung

Die 15-jährige Leah (Nicole Muñoz) hat es nicht leicht. Vor kurzem ist ihr Vater gestorben und ihre Mutter (Laurie Holden, Andrea aus „The Walking Dead“) hat sich von diesem Schlag noch immer nicht erholt. Das Mädchen fühlt sich allein und flüchtet mit ihren Schulfreunden zunehmend in eine Welt aus Okkultismus und dunkler Magie. So besucht sie Lesungen von Schriftstellern, die sich mit diesen Themen beschäftigen. Und spricht viel mit ihrer besten Freundin Janice (Chloe Rose) darüber.

Als ihre Mutter ihr aber mitteilt, dass sie ein Haus mitten im Wald kaufen und dort hinziehen will, fällt Leah aus allen Wolken. Kurz nach dem Einzug haben die beiden Frauen einen hitzigen Streit, über den Leah derart in Rage gerät, dass sie im Wald ein dunkles Ritual durchführt, um den Dämonen Pyewacket zu rufen, der ihre Mutter töten soll. Als sie sich am nächsten Morgen wieder mit ihrer Mutter versöhnt, ist das Ritual bald vergessen. Bis sich immer mehr seltsame Dinge in dem abgelegenen Haus ereignen …

Pyewacket: Hölle oder Wahnsinn?

Pyewacket lief im Frühjahr mit ansprechenden Kritiken bei den Fantasy-Filmfest-Nights, nun ist der Film auch auf DVD und Blu-Ray erschienen. Für eine Kinoauswertung hat es hingegen nicht gereicht, was sowohl schade wie auch verständlich ist. Denn Pyewacket macht es dem Zuschauer nicht unbedingt leicht, mit der „Geister, die ich rief“-Story warm zu werden. Heldin Leah ist zu Beginn nicht sonderlich sympathisch, die Mutter noch weniger. Und eine ganze Weile verbringt der Film damit, Leahs Welt einzuführen und die Charaktere zu entwickeln.

Erst zur Mitte des Films zieht die Spannung überhaupt ein wenig an, verzichtet aber auch dann auf Blutbäder oder Katzen, die aus Kisten springen. Stattdessen interessiert sich MacDonald mehr für die Psyche seiner labilen Protagonistin und lässt den Zuschauer ebenso im Dunkeln tappen wie Leah: Hat sie tatsächlich die dunkle Macht von Pyewacket beschworen, die nun auf dem Weg ist, ihre Mutter zu töten? Oder finden die unheimlichen Dinge, die Leah erlebt, in Wirklichkeit nur in ihrem Kopf statt?

Pyewacket
Hat sie mit so einem Ritual tatsächlich ein Wesen gerufen, dass jede Form annehmen kann?

Pyewacket: Dunkler Trip ins Innere

Dass Pyewacket trotz weitgehender Abstinenz schrecklicher Bilder funktioniert, liegt hauptsächlich an Nicole Muñoz, die Leah so realistisch zum Leben erweckt, dass man ihr das Grauen, das sie verspürt, jederzeit abnimmt. Und sich als Zuschauer davon anstecken lässt. Als dann das Wesen endlich auftaucht, ist der Schockeffekt entsprechend groß. Hier hat Adam MacDonald einen guten Job gemacht, indem er gezielt mit Unschärfen und Bewegungen am Bildrand arbeitet und so das Diffuse der Ereignisse auch optisch darstellt. Thematisch hingegen hätte er gern ein wenig mehr Gas geben dürfen.

Zwar ist es als Stilmittel durchaus erkennbar, dass er Informationen zum geheimnisvollen Dämonenwesen Pyewacket fast völlig ausspart, um das Ganze so unheimlich wie möglich zu machen. Ein wenig mehr Hintergrund wäre der Story aber doch zuträglich gewesen. Denn so erfährt der Zuschauer arg wenig von der vermeintlichen oder echten Bedrohung. Und kann kaum mitraten oder mitfiebern, was Leah tun könnte, um sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien.

Unter dem Strich bleibt so ein sehr ansehnlicher Horrorfilm, der aber sein Potenzial nicht gänzlich ausschöpft und am Ende doch etwas zu sehr mit angezogener Handbremse inszeniert ist, um richtig zu erschrecken. Atmosphärisch dicht und als Hybrid aus Horror und Coming of Age-Drama gehört er aber zu den besseren Genre-Beiträgen des Jahres.

Fazit:

Pyewacket hat Momente, in denen er trotz geringer Effekte und wenig Blut ganz ausgezeichnet funktioniert. Regisseur Adam Mac Donald gelingt es aber nicht, die Spannung über die gesamte Laufzeit des Films hochzuhalten. Für hartgesottene Fans des Genres fällt der Film dazu etwas zu harmlos aus, auch wenn das Spiel mit der Subjektivität der Handlung sehr sehenswert ist. Ein ordentlicher, aber kein richtig guter Horrorfilm.

Pyewacket ist ab dem 13. Juli 2018 als Blu-Ray und DVD im Handel.

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Pyewacket
Liegt Leahs Mutter tot im Wald? Oder ist an dieser Stelle eigentlich gar nichts?