Salazars Rache

Filmkritik: Pirates of the Caribbean – Salazars Rache

Der erste Pirates-Film – damals noch als „Fluch der Karibik“ in den deutschen Kinos – war wohl einer der überraschendesten Mega-Blockbuster des Jahrtausends. Nach dem gelungenen ersten Teil verflachte die Reihe zusehends – bis zum extrem enttäuschenden vierten Teil. Ist Salazars Rache wieder besser geworden?

Sechs Jahre Pause gönnte Disney dem Franchise nach dem extrem vergurkten vierten Teil der Piraten-Saga und holte mit Joachim Rønning und Espen Sandberg auch gleich ein Regie-Duo, das mit „Kon Tiki“ nicht nur Seefestigkeit beweisen hat, sondern auch gelungenen Spannungsaufbau. Merkt man das ihrem Piratenfilm an?

Pirates 5 – Salazars Rache: Die Handlung

Nach einem kurzen Zeitsprung vom vierten Film – der junge Sohn von Will Turner sucht seinen Vater auf der Dutchman auf – gibt es gleich danach einen größeren. Wills Sohn Henry (Brendon Thwaites) ist erwachsen – und auf der Suche nach dem Dreizack von Poseidon. Das soll der einzige Gegenstand auf der Welt sein, der jeden Fluch brechen kann. So will er seinen Vater von der Flying Dutchman und zurück in die Arme seiner Mutter Elizabeth holen.

Auch Carina Smyth (Kaya Scodelario) sucht nach diesem wertvollen Artefakt – und besitzt sogar Aufzeichnungen darüber, wo der Dreizack zu finden ist. Das interessiert auch Captain Salazar (Javier Bardem), der einst in eine Falle des blutjungen Jack Sparrow (Johnny Depp) geriet und seitdem samt seiner Mannschaft verflucht ist. Von alldem ahnt Sparrow natürlich nichts, der wieder einmal bis zum Hals in selbstgemachten Schwierigkeiten steckt: Nachdem ein Bankraub grandios scheitert, sieht sich der Pirat mit einer neuen Tötungsmaschine konfrontiert – der Guillotine. Kann Jack mithilfe von Henry und Carina den Dreizack finden und Salazars Rache so entgehen? Und wird Henry seinem Vater helfen können?


Frischer Wind

So richtig umgeworfen haben die neuen kreativen Kräfte die Serie natürlich nicht, das hätte Disney wohl auch kaum zugelassen. Also gibt es wieder eine wundervolle Slapstick-Szene (Hinrichtung), einige spektakuläre Kreaturen (untote Haie) und ein neues Liebespaar, das nicht nur verdächtig nach Will und Elizabeth aussieht, sondern sogar zum Teil mit ihnen verwandt ist. Dazu kommen alte Bekannte wie Captain Barbossa (Geoffrey Rush) und Mr. Gibbs und neue Gesichter wie Salazar. Und dennoch: Salazars Rache wirkt nach sechs Jahren fast so frisch wie der noch immer unerreichte erste Teil der Serie.

Denn Rønning und Sandberg haben mit Autor Jeff Nathansons Hilfe eins erkannt:  Der Pirat, der inzwischen am meisten nervt, ist Jack Sparrow! Und den haben die Macher diesmal wohltuend zurückgenommen und Depps Gemurmel und Getorkel damit aushaltbarer gemacht. Das ewig leicht erschrockene Sparrow-Gesicht dominiert Teil fünf längst nicht so stark wie den Vorgänger und lässt auch anderen Figuren Luft zum Atmen. Was vor allem Thwaites und Scodelario für ihre Charaktere als neues Paar wider Willen auch eifrig nutzen. Und auch Rush und Bardem holen sich ihren Teil vom Kuchen, wenn auch der Bösewicht trotz Bardems Können nicht wirklich fesselt, dazu ist er letztlich zu beliebig.

Salazars rache
Will Papa Will Turner nach Hause holen: Der junge Henry hat große Pläne.

Billiger, aber nicht billig

Angeblich griff Disney auf die beiden neuen Regisseure zurück, da sie mit weniger Budget zufrieden waren. 230 Millionen sind es dennoch wieder geworden, aber Rønning und Sandberg lassen den Zuschauer das auch sehen. Ob ein als riesiger Schlitten genutztes Haus oder ein Spalt im Ozean – Schauwerte bietet Salazars Rache mehr als genug. Mit gut zwei Stunden ist er auch deutlich kürzer als das völlig überladene Monstrum Teil drei und erzählt seine Geschichte ohne Längen und mit einigen Höhepunkten.

Und das die eigentlich abgeschlossene ,aber doch recht tragische Liebesgeschichte zwischen Will und Elizabeth erneut zum Thema wird, dürfte die harten Fans der Reihe ebenfalls freuen. Rønning und Sandberg haben die wenig innovative, aber kluge und heimelige Geschichte gut verfilmt und viel mehr richtig als falsch gemacht. Und damit eine eigentlich tote „Cashcow“ von Disney zu neuem Leben erweckt. Denn das Salazars Rache tatsächlich der letzte Film sein soll, dürfte angesichts der Post Credit-Szene (Sitzenbleiben!) bezweifelt werden.

Fazit:

Natürlich ist auch Salazars Rache wieder ein Popcorn-Abenteuer reinsten Wassers, aber mit so viel Charme und fein dosiertem Johnny Depp inszeniert, dass die fünfte Kaperfahrt wieder richtig Laune macht. Frische Gesichter und alte Bekannte halten sich gut die Waage. Dazu kommen erneut spektakuläre Effekte und Stunts und bisweilen sehr gelungener Humor (Paul McCartney). Wer mit dem ersten Teil der Reihe seinen Spaß hatte, wird auch hier auf seine Kosten kommen. Nach Teil eins ist das klar der beste. Freunde des Autorenfilms lassen aber besser auch den fünften Teil der Reihe aus. Mehr als gut unterhalten will hier nämlich niemand.

Pirates of the Caribbean: Salazars Rache startet am 25. Mai in den deutschen Kinos.

Salazars Rache
Traumpaar für kommende Filme? Carina und Henry sind auf einem guten Weg.