Logan Lucky

Filmkritik: Logan Lucky

Wenn Steven Soderbergh einen Film über einen mehr als dreisten Raub dreht, werden sicher bei vielen Kinofans Erinnerungen an seine „Ocean“-Trilogie wach. Kann sich „Logan Lucky“ mit dem Megaerfolg des Regisseurs messen?

Stars hat Soderbergh auch wieder aufgefahren, bleibt aber eine Nummer kleiner. Statt George Clooney, Julia Roberts und Brad Pitt dürfen diesmal Channing Tatum, Daniel Craig und Adam Driver ran, um das entspannteste Ding zu drehen, das seit langem auf der Leinwand zu sehen war. In den USA strafte das Publikum Logan Lucky mit Desinteresse – zu Recht?

Logan Lucky
Bobbie Jo bringt alles in Rollen, denn sie will mit Jimmys Tochter wegziehen. Also braucht Jimmy schnellstens Geld, um das zu verhindern.

Logan Lucky: Die Handlung

So richtig gut läuft es nicht für die Familie Logan: Jimmy (Channing Tatum) hat gerade einen Job verloren und muss nun auch noch von Ex-Frau Bobbie Jo (Katie Holmes) hören, dass die mit Logans Tochter und neuem Gatten wegziehen will. Bruder Clyde (Adam Driver), dem seit seinem Kriegseinsatz ein Arm fehlt, schlägt sich als Barkeeper durch. Und Schwester Mellie (Riley Keough) verdient als Friseurin auch keine Reichtümer. Daher beschließt Jimmy, dass es an der Zeit ist, reich zu werden: Er will die Einnahmen vom Nascar-Rennen „Coca-Cola-Cup 600“ klauen. Dass er dazu Safeknacker Joe Bang (Daniel Craig) braucht, der gerade im Knast sitzt, ist dabei nur eines der Probleme, die Jimmy lösen muss. Doch er lässt sich nicht unterkriegen und plant einen Raub, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Haben die Logans endlich Glück oder bleibt das Pech an ihnen kleben?

Logan Lucky: Locker-leichter Spaß

So locker und leicht, der schwimmt sogar in Milch! Diesen Werbeslogan für einen Schokoriegel könnte sich auch jemand für diesen Film ausgedacht haben, denn wie bei Soderbergh häufig der Fall, hat der renommierte Regisseur auch diesmal wieder luftig und entspannt inszeniert. Dabei gelingt es ihm, das Publikum in kürzester Zeit für die Logan-Familie einzunehmen und mit ihnen zu zittern, ob der fragile und hochkomplexe Plan tatsächlich aufgeht. Oder ob einer der zahlreichen Stolpersteine auf dem Weg zum großen Geld Jimmy, Clyde und Mellie doch noch ins Straucheln bringt. 

Wie so oft bei Soderbergh verdankt der Regisseur einen guten Film seiner Fähigkeit, die Stars in ausgesprochene Spiellaune zu versetzen. Das ist ihm auch bei Logan Lucky wieder gelungen. Besonders Daniel Craig spielt als leicht debiler, aber geschickter Gangster mit sichtlichem Vergnügen gegen sein Bond-Image an. Gemeinsam mit seinen noch dümmeren Brüdern bildet er das komödiantische Herz des Films, vor allem im Zusammenspiel mit dem stets schlecht gelaunten Clyde. Allein für Drivers Blick, wenn Craig aus Versehen beim Raub dessen künstlichen Arm mit einsaugt, lohnt sich schon fast die Kinokarte.

Logan Lucky
Die knallharte FBI-Agentin Sarah lässt sich auch vom cleveren Jimmy nicht so einfach hinters Licht führen.

Logan Lucky: Cleverer Plot

Aber die Schauspieler sind es nicht allein. Auch das Drehbuch von Rebecca Blunt (dahinter verbirgt sich Soderberghs Gattin Jules Asner) überzeugt in allen Belangen. Denn die clevere Geschichte hält nicht nur ständig die Spannung hoch, sie bindet auch eine große Anzahl Figuren ein, die alle genug Platz bekommen, um zu funktionieren. Ob das die sehr kluge FBI-Agentin Sarah (Hillary Swank) ist, der blasierte Geschäftsmann Max (Seth MacFarlane) oder dessen Nascarfahrer Dayton (Sebastian Stan). Sie alle haben einen sinnvollen und die Story bereichernden Part im Film und sorgen so für kluge Ablenkungen für den Zuschauer. Denn der dürfte sich bei vielen der Charaktere fragen, wann die nun endlich für die Geschichte relevant werden. Keine Sorge – sie werden es früher oder später alle.

Soderbergh verleiht dabei auch seinen vermeintlichen und tatsächlichen Verlierern eine gewisse Würde und spart sich Lacher auf dessen Kosten. So erschafft er statt typischen Abziehbildern, wie sie oft in Komödien zu sehen sind, echte Menschen, deren täglichen Kampf um ein besseres Leben in der tiefsten Provinz der USA Soderbergh mit viel gutmütigem Augenzwinkern würdigt. Lediglich die Frage, warum ein derart brillanter Geist wie Jimmy Logan sich bisher mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt, lässt der Regisseur unbeantwortet. Das wäre dann wohl doch zu schwierig geworden.

Fazit:

Keine Frage: Diese gelungene Gangster-Komödie ging in den USA deutlich unter Wert weg. Soderbergh führt ein Ensemble aus vielen Stars in Spiellaune locker und entspannt durch einen cleveren Plot, der einfach Spaß macht. Zwar ist hier nicht jede Szene ein Schenkelklopfer, aber das Lächeln dürfte den meisten Zuschauern von Anfang bis Ende erhalten bleiben. Soderberghs Hillybilly-Variante von „Ocean’s Eleven“ verspricht bereits zu Beginn launige zwei Stunden – und er hält Wort.

Logan Lucky läuft ab 14. September in den deutschen Kinos.

Logan Lucky
Klarer Fall von Denkste: Der scheinbar leicht tumbe Jimmy Logan ist tatsächlich ein extrem kluger Kopf.