Kingsmen

Filmkritik: Kingsmen – The Golden Circle

Vor zwei Jahren mischte Regisseur Matthew Vaughn („X-Men: Erste Entscheidung“) mit dem blutig-albernen „Kingsmen: The Secret Service“ den Agententhriller gehörig auf und landete einen weltweiten Hit. Kein Wunder also, dass nun Teil zwei der Comicverfilmung in die Kinos kommt. Kann die Fortsetzung überzeugen?

Comicautor Mark Millar gehört zu den fleißigen Lieschen seiner Zunft. Neben vielen Ausgaben für die beiden großen US-Verlage Marvel und DC schuf er auch eigene Kreationen, von denen „Kick-Ass“ bereits verfilmt wurde. Auch dort stand beißende Komik neben zum Teil derb-brutalen Szenen und sorgte für einen seltsamen Mix, der auch den ersten Kingsmen durchzog. Hat sich die Fortsetzung ebenfalls wieder daran orientiert?

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Drei Männer im Schnee: Die Agenten Galahad (neu), Galahad (alt) und Whiskey müssen den Plan der bösen Poppy vereiteln.

Kingsmen – The Golden Circle: Die Handlung

Nach dem Tod von Galahad (Colin Firth) im ersten Film steht nun Eggsy (Taron Egerton) als neuer Galahad an der Spitze der Kingsmen, dem streng geheimen Agentenprogramm ihrer Majestät. Und das hat überall Feinde, wie Eggsy gleich zu Beginn merkt, als ein ehemaliger Kingsmen-Anwärter (Edward Holcroft) ihn töten will. Nach hartem Kampf und unter Einsatz zahlreicher Gadgets kann Eggsy zwar entkommen, doch sein Misstrauen ist geweckt. Zu Recht, wie er bald merkt, als der geheimnisvolle Feind alle Agenten und Anführer der Kingsmen mit einem Schlag vernichtet. Nur Eggsy und Techniker Merlin (Mark Strong) überleben und sind nun auf die Hilfe ihres US-Pendants angewiesen – den „Statesmen“. Mithilfe der Agenten in Cowboykluft kommen sie schließlich ihrem Gegner auf die Spur – einem Drogenkartell namens The Golden Circle unter der Führung von Poppy Adams (Julianne Moore). Sie verfolgt einen Plan, um die ganze Welt zu erpressen …

Kingsmen – The Golden Circle: Klare Kante

Kein Zweifel, Matthew Vaughn weiß jetzt, was er will. Nachdem der erste Kingsmen-Film noch arg unentschlossen zwischen beinharten, zynischen Szenen und alberner Überdrehtheit hin und herschwankte, hat Vaughn nun einen klaren Kurs vor Augen. Zwar inszeniert er immer noch tiefschwarze Szenen an der Grenze des guten Geschmacks, legt die Richtung aber viel sicherer als eindeutige Parodie auf die Agententhriller der vergangenen Jahre fest. Und deshalb bleibt dem Publikum das Lachen auch nicht mehr im Hals stecken wie noch beim Vorgänger. 

Schon zu Beginn überdreht er den Bogen an technischem Schnick-Schnack und heftigen Schlägereien derart, dass außer eine Persiflage auf gängige Klischees keine Deutungsmöglichkeit bleibt – und diesen Level schraubt er im Lauf des Films noch genüsslich nach oben. Obwohl längst nicht jeder Gag sitzt, gelingt es Vaughn und seiner Mitautorin Jane Goldman („The Limehouse Golem„), einen typischen James Bond-Plot zu nehmen und daraus eine hysterisch überzeichnete Farce zu machen, die tatsächlich fast durchgehend gut unterhält.

Kingsmen – Ausstattung vom Feinsten

Dass Kingsmen – The Golden Circle in der Spur bleibt, hat er auch seinem Ensemble zu verdanken. Julianne Moores Poppy ist mindestens so durchgeknallt wie Samuel L. Jacksons Bösewicht im ersten Teil, nervt aber weniger. Colin Firth spielt seinen englischen Gentleman gewohnt solide und die US-Stars Jeff Bridges als Anführer der Statesmen sowie die Agenten Tequila (Channing Tatum) und Whiskey (Pedro Pascal) haben auch sichtlich Spaß an diesem Agenten-Quatsch. Nicht zu vergessen: Halle Berry als nerdige Wissenschaftlerin.

Ebenso wichtig ist hier aber die Ausstattung. Dem Film kann man deutlich ansehen, wohin ein gehöriger Teil des Budgets geflossen ist. Ob das die drollig-alberne Zentrale der Statesmen ist oder Poppys Hauptquartier, ein US-Dorf der 50er Jahre-Nachbau mitten im Dschungel – die Sets sorgen für die perfekte Atmosphäre in Vaughns wilder Parodie. Und auch die Hetzjagd um die halbe Welt – ein klassisches Markenzeichen der 007-Filme – war sicher nicht billig, funktioniert aber ausgezeichnet. Egal, ob Eggsy und Co. nur eine Bar zu Kleinholz verarbeiten oder gleich Teile der Alpen in Schutt und Asche legen – stets ist es derart übertrieben, dass der Grundton von Kingsmen – The Golden Circle gleich bleibt.

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Sophie Cookson spielt auch im zweiten Teil Eggsys Kollegin „Lancelot“.

Zwar sind im zweiten Teil längst nicht mehr alle Ideen so frisch wie im Auftakt der Reihe, dafür hat Vaughn nun aber seinen Weg gefunden, wie er die Abenteuer der Kingsmen erzählen möchte. Wem Teil eins aus genau diesem Grund nicht zugesagt hat, könnte an der Fortsetzung mehr Spaß haben. Wer gerade den Mix aus Zynismus und schwarzem Humor schätzte, für den dürfte The Golden Circle eine Spur zu brav erzählt sein.

Ein dritter Teil der Reihe wurde von Vaughn inoffiziell bereits angekündigt, er arbeite schon am Script und wünsche sich Dwayne Johnson als nächsten Bösewicht. Man darf gespannt sein.

Fazit:

Im Ton stimmiger als Teil eins, dafür auch eine Spur harmloser und braver in der Umsetzung, bietet Kingsmen – The Golden Circle erneut ein Feuerwerk aus überdrehten Ideen und vielen Seitenhieben auf das ernsthafte Agentenfilm-Genre. Das ist zwar nicht mehr so frisch wie im ersten Film, bietet aber für Mainstream-Verhältnisse noch immer sehr freche Momente und balanciert mit viel Spaß an der Grenze zum schlechten Geschmack.

Kingsmen – The Golden Circle startet am 21. September in den deutschen Kinos.

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