Barbaren Staffel 2

Serienkritik: Barbaren Staffel 2

Die deutsche Serienproduktion „Barbaren“ war eine kleine Überraschung, als sie fast auf den Tag genau vor zwei Jahren bei Netflix startete. Denn trotz einiger markanter Schwächen kam die Saga um die historisch verbürgte Varusschlacht, bei der die vereinten Barbarenstämme drei römische Legionen besiegten, beim Publikum gut an. Folgerichtig bestellte der Streamingdienst eine Fortsetzung, die nun, erneut mit sechs Folgen, ins Programm kommt. Und wer sich ein wenig in Geschichte auskennt, weiß, dass der Krieg zwischen Römern und den Stämmen mit diesem Sieg noch nicht beendet war. Welche historisch verbürgten Figuren in Barbaren Staffel 2 vorkommen und ob Fans der ersten Episoden auch hier wieder einschalten sollten, verrät die Kritik.

Die Kritik zu Barbaren Staffel 1 gibt es hier.

Barbaren Staffel 2
Arminius heißt nun Ari und herrscht über die Cherusker. Doch Rom hat noch lange nicht aufgegeben, das weiß der erfahrene Kämpfer.

Die Handlung

Ein Jahr ist vergangen, seit Arminius (Laurence Rupp), der sich jetzt Ari nennt und Anführer der Cherusker ist, die Römer vernichtend geschlagen hat. Nur ein stark befestigtes Lager am Fluss ist von der einst so großen römischen Armee noch übrig. Doch weil er in Rom aufwuchs, kennt Ari den Feind gut und weiß, dass das Imperium mit frischen Legionen zurückkehren wird, um Germanien endgültig zu erobern. Frieden mit Rom, das weiß Ari, wird es nicht geben. Doch die Cherusker und ihre verbündeten Stämme haben allein nicht genug Krieger, um das Lager der Römer zu erobern und sie endgültig aus dem Norden zu vertreiben. Sie brauchen die Hilfe der Markomannen, die angeblich mehr als 70000 Mann unter Waffen haben.

Aber deren Anführer Marbod (Murathan Muslu) hat wenig übrig für den Krieg – und für Ari. Marbod hat ebenfalls in Rom gelebt, kennt die Gepflogenheiten des Imperiums und ist sich sicher, mit den Römern deshalb einen Frieden halten zu können. Und so geht er nur zum Schein auf Aris Angebot ein und zerpflückt dessen Ideen beim Thing, auf dem alle Stammesfürsten zusammentreffen. Aris Frau Thusnelda (Jeanne Goursaud) traut dem Anführer der Markomannen nicht und auch ihr alter Freund Folkwin (David Schütter) sieht Aris Bemühungen, Marbod zu einem Bündnis gegen Rom zu bewegen, eher skeptisch. Und die beiden sehen sich in ihren Befürchtungen bald bitter bestätigt …

Alte Stärken

Die gute Nachricht: Wer die erste Staffel mochte, wird auch mit Barbaren Staffel 2 zufrieden sein. Denn viel hat sich im Vergleich nicht verändert. Mit dem erfahrenen Stefan Rudowitzky („Hinterland„) hat Netflix für die zweite Staffel einen neuen Showrunner eingesetzt, der auch bei vier Episoden Regie führt. Und mit Murathan Muslu auch gleich einen seiner Lieblingsschauspieler mitbrachte. Der spielt den historisch verbürgten Marbod und dürfte vor allem den Zuschauern sauer aufstoßen, die überall Beweise für Woke-Kultur sehen. Den Charakter verbindet ein besonderes Schicksal mit Rom und Ari. Und so sorgt er nun für die Art Verwicklungen und Probleme, die bereits in Staffel 1 für viele Fans das Salz in der Suppe waren.

Wenn sich im Vergleich zu den ersten Episoden etwas geändert hat, dann sind es die Soap-Elemente der Serie. Die haben in Barbaren Staffel 2 zugenommen und spielen nun eine etwas prominentere Rolle als zuvor. Was genau passiert, soll hier nicht verraten werden, aber die Autoren haben hier so manchen Charakter in die Handlung geschrieben, der auch in einer Seifenoper eine gute Figur gemacht hätte. Weil das aber meistens gut in den Hauptplot – den Krieg gegen Rom – eingebettet ist, dürften auch Historien-Puristen damit halbwegs leben können. Denn schließlich läuft auch in Staffel 2 wieder alles auf die große Schlacht in der letzten Folge hinaus. Die, anders als noch Staffel 1, mit einem heftigen Cliffhanger endet. Nach dem Willen von Netflix wird es also weitergehen, wenn die Zahlen stimmen.

Jeanne Goursaud
Nur in den Armen seiner Frau Thusnelda findet Ari kurze Ablenkung von seinen Sorgen.

Alte Schwächen

Die schlechte Nachricht: Wer die erste Staffel der Serie nicht sonderlich mochte, wird auch mit Barbaren Staffel 2 wenig anfangen können. Denn die meisten Kritikpunkte haben sich nicht geändert. Noch immer sprechen die Römer altes Latein und die Stämme Germaniens modernes Deutsch. Noch immer sind nicht alle schauspielerischen Leistungen auf einem Niveau. Und noch immer versuchen die Autoren mit einigen Plots, eine Art Vikings-Stimmung zu erzeugen, die sich so richtig aber nie einstellen will. Zudem sind einige der Handlungsstränge derart unglaubwürdig oder zumindest unwahrscheinlich, dass die historische Glaubwürdigkeit sehr leidet. Am deutlichsten tritt das bei Folkwins Gefährtin Dido (Cynthia Micas) zutage, ihre Story ist wahrhaft hanebüchen.

Überhaupt haben die Autoren der Serie erneut das historische Geschehen um die Kämpfe der germanischen Stämme gegen Rom, über die ohnehin nur römische Aufzeichnungen existieren, wieder an die Zeit angepasst und erzählen Geschichten, die eher ins Heute als ins Gestern passen. So ist die Story um die tapfere Thusnelda und ihre Gefühle zwischen Ari und Folkwin eher modern interpretiert. Ebenso wie ihre Erfolge als Kriegerin. Weil über den Inhalt der zweiten Staffel im Vergleich zum Vorgänger historisch nichts erhalten ist, hat der Writers Room diesmal auch mehr Freiheiten gehabt, was Nebenhandlungen und dramaturgische Kniffe angeht. Und die reichlich genutzt.

Murathan Muslu
Diese Sorgen könnte Marbod, Anführer der Markomannen, mit seinen 70000 Kriegern zerstreuen – doch der hat andere Pläne.

Die Actionsequenzen sind wieder sehr ordentlich geraten, ob das Duelle sind oder die Schlacht im Finale. Zwar hält sich der Gewaltgrad im Vergleich zu Serien wie Game of Thrones in Grenzen. Aber unblutig ist Barbaren Staffel 2 definitiv nicht. Allerdings bleibt Barbaren auch in der zweiten Staffel auf einem Produktionslevel, der zwar ansehnlich ist, mit den Multi-Millionen-Serien aber nicht konkurrieren kann. Wer also tausende von Statisten erwartet, die sich gegenseitig abschlachten, sollte lieber nicht einschalten. Denn so etwas gibt das Budget schlicht nicht her. Fans von Historien-Serien können aber auch die Fortsetzung, der hoffentlich mindestens noch eine weitere folgt, bedenkenlos ansehen. Die Serie bleibt, wie sie war.

Fazit:

Mit Barbaren Staffel 2 bleibt Netflix auf bekanntem Terrain, auch wenn die eine oder andere Neuerung vor und hinter der Kamera stattfand. Wer die erste Staffel mochte, wird auch hier auf seine Kosten kommen. Und wem die Serie nicht gefallen hat, bekommt mit der zweiten Runde keine neuen Gründe, sie plötzlich zu mögen. Wenn sich etwas geändert hat, dann sind es mehr Soap-Elemente um Verrat und Familie, die den Plot bestimmen und ein fehlender historischer Bezug auf die konkrete Handlung. Abgesehen vom Cliffhanger, der historisch verbürgt ist. Ein Game of Thrones darf man von dieser Produktion nach wie vor nicht erwarten. Als kurzes und kurzweiliges historisches Abenteuer mit vielen dramaturgischen Freiheiten funktioniert aber auch die neue Staffel recht ordentlich.

Barbaren Staffel 2 startet am 21. Oktober 2022 bei Netflix.

Barbaren Staffel 2
Bevor Rom Verstärkung schicken kann, muss das Legionärs-Lager fallen. Haben die Stämme eine Chance gegen diese Übermacht?