Feel The Beat

Filmkritik: Feel The Beat

Nicht immer beweist Netflix bei Eigenproduktionen im Bereich Film ein glückliches Händchen. Bei einem Genre liegt der Streaming-Riese im Vergleich aber recht gut – der Rom-Com. Ob die erste Liebe von Teenagern, frisch verlassene Frauen oder reifere Semester, die es nochmal wissen wollen – neben einigen echten Gurken hat Netflix auch einige sehr ansehnliche Vertreter des Genres im Programm. Kann sich auch der neueste Streich namens „Feel the Beat“ in die ansehnliche Kategorie einordnen?

Da es bei einer klassischen Rom-Com, in die sich hier sogar noch eine Sport-Team-Thema eingeschlichen hat, nicht um besonders unvorhersehbare Geschichten handelt, hängt beim Aufguss bekannter Handlungselemente besonders viel vom Charme der Darsteller und dem Humor des Scripts ab. Dazu kommen nach Möglichkeit originelle Nebenfiguren und Side-Kicks, die für das gewisse Etwas sorgen, das die Handlung in aller regel nicht bieten kann. Wie Feel the Beat dabei abschneidet, verrät die Kritik.

Feel The Beat
Das ging schief! Beim Vortanzen verärgert April nicht nur die Produzentin, sondern schickt sie gleich ins Krankenhaus – das Karriere-Aus für die junge Frau?

Feel The Beat: Die Handlung

Profi-Tänzerin April (Sofia Carson) erwischt einen rabenschwarzen Tag. Sie muss im strömenden Regen zu einem Vortanzen, schnappt einer altern Dame deshalb das Taxi weg – und muss feststellen, dass diese alte Dame die Rollen besetzt. nach einem tragischen Unfall scheint Aprils Karriere in New York vorbei, und so fährt sie zurück nach Hause. Dort warten neben ihrem Vater Frank (Enrico Colantoni) auch die ehemalige Tanzlehrerin Barb (Donna Lynne Champlin) auf die junge Frau – und ihr Ex-Freund Nick (Wolfgang Novogratz), den sie damals übel abserviert hat.

Barb wünscht sich nichts sehnlicher, als das ihre beste Schülerin, die es scheinbar in New York geschafft hat, einmal ihre neuen Schülerinnen unterrichtet. Doch weder April, noch die Kinder, unter denen auch Nicks kleine Schwester ist, finden die Idee besonders gut. Bis April erfährt, dass beim nationalen Tanzwettbewerb im Finale ein berühmter Broadway-Produzent in der Jury sitzt. Nun will April unbedingt gewinnen und setzt alles daran, aus den wenig begabten Kids perfekte Tänzer zu machen. Das kann natürlich nicht gut gehen …

Feel the Beat: Schonmal gesehen

Feel the Beat ist das filmische Pendant zu einem Teller Nudeln. So gut wie jeder hat das schonmal gegessen, viele schon sehr oft. Und trotzdem kann ein leckerer Teller Nudeln nicht nur satt machen, sondern regelrecht Spaß. Dass hier inhaltlich nur Nudeln serviert werden, dürfte jedem klar sein, der schon einmal so einen Film gesehen hat. Die Frage ist also, wie würzig ist die Soße, passt der Käse zum Rest oder mit anderen Worten: Wie sehr haben sich alle Beteiligten bemüht, aus einem schon hunderte Male genutzten Plot etwas Ordentliches herauszuholen?

Tatsächlich muss man dem Team zugestehen, dass es hier einen guten Job gemacht hat. Sofia Carson gibt die zickige Bitch mit dem goldenen Herzen überzeugend und bringt auch die glaubhafte Optik für eine Tänzerin mit. Doch nicht nur bei hier hat das Dating einen guten Job gemacht. Donna-Lynne Champlin ist als witziger Side-Kick zwar ein wandelndes Klischee, aber eins mit viel Charme, die aus der Rolle das Beste herausholt. Und Brendan Kyle Goodman spielt Aprils schwulen Kumpel ebenfalls mit viel Spaß an der stereotypen Rolle.

Feel the Beat
Zurück in ihrer kleinen Heimatstadt versucht April in der dortigen Tanzschule wieder Fuß zu fassen.

Feel the Beat: Power-Kids

Doch viele Filmfans wissen: Das alles nutzt wenig, wenn die Kinderrollen, von denen es in Feel The Beat einige gibt, dem Publikum schwer auf die Nerven gehen. Und häufig genug sind die vermeintlich witzigen Kleinen leider nur nervtötend und albern. Aber auch hier zieht sich der Film gut aus der Affäre. Zwar darf der Zuschauer nicht viel mehr erwarten als typische Figuren (die Übergewichtige, die Gehandicappte, die Wütende und die, bei der Mama dagegen ist), aber das stört in Feel The Beat erstaunlich wenig. Denn die jungen Damen überzeugen allesamt.

Allerdings klammert der Film männliche Rollen weitgehend aus. Viel mehr als reine Stichwortgeber sind die Herren der Schöpfung hier nicht, die Love-Story ist dünn und nicht sonderlich raumgreifend und die Darsteller haben wenig Chancen, sich in den Vordergrund zu spielen. Da wundert es nicht, dass ausgerechnet der Jüngste von allen die stärksten Szenen hat. Eine etwas interessante männlich Figur hätte der Film schon vertragen können. Das macht Feel The Beat allerdings auch nicht deutlich schwächer, denn Frauenpower steht hier im Vordergrund.

Drehbuch-Autor Michael Armbruster setzt in seiner Story auf erfreulich leisen Humor und versucht nur selten, mit Körperflüssigkeiten zu punkten. Stattdessen beweist er Geschick für Situationskomik und Running Gags. Beides funktioniert in Feel The Beat recht gut. Gemeinsam mit der routinierten Inszenierung der australischen Regisseurin Elissa Down wird aus dem Projekt zwar dennoch nur der bereits versprochene Teller Nudeln, aber die sind bissfest, die Soße hat Würze und auch die fruchtige Note passt. Eine leichte Wohfühl-Komödie, die satt macht.

Fazit:

Wenn dem Publikum die ewig gleichen Geschichten vorgesetzt werden, sollte der Rest überzeugen. Und das klappt bei Feel The Beat ganz gut. In der nicht sonderlich tiefschürfenden Mischung aus Klischees wie Zuhause ist es doch am schönsten und Freude haben ist wichtiger als Gewinnen und Erfolg kommt es auf die Schauspieler und die Gags an, um so eine Story vom Boden zu hieven. Und das gelingt tatsächlich ganz gut. Hier ist exakt das drin, was schon die Verpackung verspricht, wer so etwas mag, hat hier auf jeden Fall seinen Spaß.

Feel The Beat startet am 19. Juni 2020 bei Netflix.

Weitere Kritiken zu Netflix-Filmen finden Sie hier.

Der Film liegt in deutscher Synchronisation vor.

Feel the Beat
Und tatsächlich gelingt April als beinharte Trainerin der Mädchen Erstaunliches. Aber reicht das zum Sieg?