Damit hatte wohl selbst Disney nicht gerechnet. Als „Die Eiskönigin“ 2013 in die Kinos kam, eroberte sich der Film binnen weniger Wochen den Thron als erfolgreichster Animationsfilm aller Zeiten. Mehr als 1,2 Milliarden Dollar konnten die Abenteuer von Elsa, Anna und Olaf einspielen. Da ist der Druck auf eine Fortsetzung natürlich immens. Haben die Macher des ersten Teils einen würdigen zweiten Teil nachgelegt oder bietet „Die Eiskönigin 2“ zu wenig Neues für einen guten Film?
Der große John Lasseter, einst Pionier bei Pixar und bis Ende 2018 Kreativ-Chef des Disney Animation, gab den Regisseuren und Autoren Jennifer Lee und Chris Buck einen Freibrief. Sie durften die Story der Fortsetzung so entwickeln, wie immer sie es für richtig hielten. Das sollte vermutlich ein wenig Druck von den beiden nehmen, ob es geholfen hat, ist aber unklar. Denn dass die beiden auch möglicherweise unausgesprochene Wünsche von Disney nicht ignorieren wollten, zeigt der fertige Film deutlich.
Die Eiskönigin 2: Die Handlung
Drei Jahre sind vergangen, seit Elsa und Anna das Königreich Arendelle gerettet haben und seitdem gemeinsam regieren. Eigentlich läuft alles gut, doch dann beginnt Elsa, eine geheimnisvolle Stimme zu hören, die außer ihr niemand wahrnimmt. Und die sie nach Norden ruft, wo ein geheimnisvoller Nebel seit vielen Jahren den Zugang zum magischen Wald und den mit Arendelle verfeindeten Stamm der Northumbra versperrt. Weil sich die Schwestern an Geschichten über Magie erinnern, die ihre Mutter ihnen als Kind erzählte, reisen die dennoch dorthin.
Gemeinsam mit Olaf, Kristoff und Sven gelingt es ihnen tatsächlich, den Nebel zu durchdringen. Was sie dahinter entdecken, übertrifft nicht nur ihre kühnsten Erwartungen, sondern entwickelt sich auch schnell zur Bedrohung ihres Königreiches. Und schließlich entscheidet sich auch das Schicksal der beiden Schwertern im hohen Norden. Denn endlich erfährt Elsa den Grund, warum sie seit so vielen Jahren schon ihre Kräfte besitzt – und was sie damit anfangen soll. Aber kann sie ihre Aufgabe auch lebend überstehen?
Die Eiskönigin 2: Nur kein Risiko!
Der Vorgänger war nicht nur extrem erfolgreich an den Kinokassen, er schuf auch einen der größten Hits, den je ein Disneyfilm hervorgebracht hat. „Let It Go“ (dt. Lass jetzt los) lässt noch heute die Herzen von Millionen zehnjähriger Mädchen schneller schlagen. Dazu erdachten Buck und Lee mit dem Schneemann Olaf einen der witzigsten und rührendsten Charaktere in der langen Disney-Historie. Kein Wunder also, dass sich genau diese Faktoren im zweiten Teil im Überfluss wiederfinden, freie Hand hin oder her.
Denn natürlich wollte das Regie-Duo keinen Flop riskieren, indem es allzu viele Änderungen und Neuerungen in der Fortsetzung einführte. Und so gibt es hauptsächlich das, was die Fans kennen und lieben – nur mehr davon als in Teil eins. Gefühlt hat der Zuschauer nach zehn Minuten bereits drei Songs hinter sich, von denen allerdings keiner das Zeug dazu hat, das nächste Let it Go zu werden. Das ändert sich auch bis zum Ende des Films nicht. Und es gibt natürlich auch mehr Szenen mit Olaf, denn der ist jetzt ja schon von Anfang an dabei.
Die Eiskönigin 2: Perfekt für die Zielgruppe
Von Anfang an planten die Macher Teil zwei generalstabsmäßig durch. So wurden sämtliche Kreativen des ersten Films erneut verpflichtet. Songschreiber, Autoren, Komponist – alle waren wieder im Boot. Und das mag auch der Grund sein, warum sich Die Eiskönigin 2 trotz neuer Story und sechs Jahre Zeit so wenig neu und frisch anfühlt. Hier sind einfach zu viele Mitwirkende auf Nummer sicher gegangen. Für einen fast sicheren dritten Teil der Reihe würde man sich etwas mehr frisches Blut im Kreativbereich wünschen.
Dennoch ist Die Eiskönigin 2 natürlich kein schlechter Film – ganz im Gegenteil. Vor allem für die Zielgruppe junger Mädchen löst der Film vermutlich nahezu jedes Versprechen ein, das er im Vorfeld gegeben hat. Starke weiblich Identifkationsfiguren, ein wenig Boygroup-Flair, einen knuddeligen und lustigen Stofftier-Kumpel und ganz viel Musik. Besser kann man sein Publikum kaum bedienen. Gleichaltrige Jungs werden mit dem Film aufgrund fehlender Helden dafür schon wesentlich weniger anfangen können. Aber für die war schon Teil eins nicht gedacht.
Und wer sich die Handlung einmal näher ansieht, merkt schnell, wie wenig eigentlich in 103 Minuten passiert und wie vorhersehbar das alles ist. Nun gilt Disney nicht unbedingt als Haus der spannenden Twists und coolen Storys, aber ein wenig mehr als hier hätte es gerne sein dürfen. Der Mäuse-Konzern behält hier eisern seinen Kurs bei, den er mit „Aladdin“ und „König der Löwen“ bereits erfolgreiche gefahren hat. Lieber eine Wiederholung vertrauter Rezepte als etwas Neues mit Risiko.
Fazit:
Auch wenn die Macher im Vorfeld freie Hand hatten, um ein neues Abenteuer um Elsa, Anna und Olaf zu stricken, so ist Die Eiskönigin 2 doch altbackenes Disney-Wohlfühl-Kino geworden, dass keinerlei Risiko eingeht. Und dem Zuschauer genau das gleiche bietet, was in Teil eins bereits so gut funktioniert hat. Wie üblich bei Fortsetzungen ohne echte, eigene Idee, ist diese Wiederholung trotz guter Machart nicht mehr ganz so gut wie das Original. Harten Fans des Vorgängers wird aber auch der Aufguss noch gefallen.
Die Eiskönigin 2 startet am 20. November 2019 in den deutschen Kinos.