Bloodshot

Filmkritik: Bloodshot

Vin Diesel fährt einmal mehr auf! In einer Comic-Verfilmung spielt der muskelbepackte Darsteller mit „Bloodshot“ einen nahezu unzerstörbaren Superhelden aus dem Labor. Kann Diesel, der sich neben seiner Leib- und Magenrolle in den „Fast and Furious“-Teilen auch schon in anderen actionlastigen Rollen versuchte, hier überzeugen? Ist der Film auch für Marvel- und DC-Fans eine Alternative. Oder ist Diesels Superhelden-Auftritt ähnlich ärgerlich wie seine Rückkehr zur „Triple X“-Rolle?

Bloodshot wer? Selbst eingefleischten Superhelden-Comicfans in Deutschland dürfte dieser Name nur wenig sagen. Denn erst seit 2019 werden erstmals in kleinen Auflagen die Abenteuer von Bloodshot und anderen Helden aus dem amerikanischen Valiant Verlag bei uns angeboten. Hinter DC, Marvel und Image belegt der Verlag auch in seiner Heimat USA nur einen der hinteren Plätzen in Sachen Verkaufszahlen. Warum also bringt Sony nun einen Film mit diesem unbekannten Helden auf den Markt? Eine einfache Antwort gibt es auf diese Frage nicht.

Bloodshot
Kann vor Kraft kaum laufen: Ray Garrison alias Bloodshot.

Bloodshot: Die Handlung

US-Elitesoldat Ray Garrison (Vin Diesel) kehrt von einem erfolgreichen Einsatz zurück, wird kurze Zeit später aber vom äußerst gewalttätigen Terroristen Martin Axe (Toby Kebell) erwischt. Erst muss der Soldat zusehen, wie Axe Garrisons Frau umbringt, dann fängt sich Garrison selbst eine Kugel in den Kopf ein. Doch er ist nicht tot, stattdessen erwacht er im Labor des ehrgeizigen Forschers Dr. Emil Harting (Guy Pearce). Der erklärt ihm, dass sie aus Garrison durch Zugabe von unzähligen winzigen biomechanischen Robotern eine neue Art Waffe gemacht haben.

Bald lernt Garrison die anderen Soldaten seiner neuen Einheit kennen. Da ist KT (Eiza Gonzales, „Six Underground“), eine ehemalige Kampfschwimmerin, die von Harting eine künstliche Lunge bekam. Und der Einzelkämpfer Dalton (Sam Heughan), der auf Beinen aus Stahl läuft. Die Erinnerungen an sein früheres Leben sollte Garrison eigentlich nicht mehr besitzen, doch bald erinnert er sich wieder an den Mord an seiner Frau. Und bricht sofort aus dem Labor aus, um Martin Axe zu töten. Durch seine neuen Fähigkeiten ist er dabei so gut wie unverwundbar …

Bloodshot: Action von gestern

Ein fast unzerstörbarer Held mit Selbstheilungskräften und spektakulären Kampf-Fähigkeiten – das ist im Superhelden-Genre nun wahrlich nichts Neues. Und dieser Prämisse ordnet sich auch der ganze Film unter. Bloodshot bietet keinen einzigen Moment irgendetwas, was Zuschauer nicht schon mindestens einmal woanders gesehen haben. Wenn man dem Film etwas Originelles unterstellen möchte, dann die Tatsache, dass der Look durch den mechanischen Anteil der Geschichte manchmal eher an „Terminator“ als an „Wolverine“ oder „Superman“ erinnert.

Allerdings ist die Qualität von den genannten Filmen weit entfernt, denn die Spezialeffekte hier sind bestenfalls Durchschnitt. Besonders bei einem Kampf in einem Fahrstuhlschacht ist deutlich zu sehen, dass hier nicht die Schauspieler gegeneinander kämpfen, sondern im Computer generierte Gestalten. Und genauso beliebig wie die optischen Effekte sind auch die Kampfchoreographien in Bloodshot. Im Vergleich zu den momentan besten Filmen wie „Mission Impossible“ oder „John Wick“ wirken die Szenen in Bloodshot fast antiquiert.

Bloodshot
Kampfschwimmerin KT ist nur dank einer künstlichen Lunge noch am Leben.

Bloodshot: Schnelle Schnitte, wenig Durchblick

Zudem sind die Szenen auch derart schnell geschnitten, dass oftmals das Geschehen auf der Leinwand kaum zu erkennen ist. Wer hier gerade wen verprügelt – das kann das Publikum häufig nur raten. Es scheint, als sei Diesel zwar durchaus auf Muskelmasse trainiert, allerdings wirkt es so, als hindere ihn genau diese Masse daran, sich schnell und geschmeidig zu bewegen. Und das wird bei einem Superhelden-Film normalerweise eben auch erwartet. Das Schnitte-Gewitter macht das Ansehen dieser Action-Momente leider nicht besonders spannend.

Dazu kommt, dass Vin Diesel kein Genie in Sachen Schauspiel ist und die inneren Kämpfe seiner Figur, so denn welche vorhanden sein sollten, nicht nach außen transportieren kann. Damit passt er sich allerdings gut an seine Kollegen an, die ebenfalls wenig dafür tun, aus dem Klischeebild des irren Wissenschaftlers oder neidischen Kollegen zu entkommen. Hier haben sich die beiden Drehbuchautoren Jeff Wadlow („Wahrheit oder Pflicht“) und Eric Heisserer („Arrival“, „Bird Box“) nur wenig Mühe gegeben, echte Menschen zu erschaffen. 

Und so ist Bloodshot ein zutiefst generischer und durchschnittlicher Film geworden, der zwar mit einer sehr hübschen Eiza Gonzales und einem immerhin witzigen Lamorne Morris als genialem Hacker punkten kann, ansonsten aber nur wenig zu bieten hat, was den Gang ins Kino lohnen würde. Wenn Vin Diesel weiterhin solche Filme in die Kinos bringt, wird er sich nach dem Ende der Fast and Furious-Reihe über seine Zukunft wohl Gedanken machen müssen. Filme wie Bloodshot braucht ein Superhelden-Fan jedenfalls nicht.

Fazit:

Würde man bei Bloodshot von einem schlechten Film reden, man würde ihm Unrecht tun. Denn so richtig mies ist hier eigentlich nichts. Allerdings ist auch gar nichts an diesem Film in irgendeiner Weise besonders erwähnenswert, originell oder gar gut. Und so liefert der Film über den unzerstörbaren Krieger keinen Grund, warum das Publikum sich seine Abenteuer im Kino ansehen sollte. Lediglich der etwas höhere Blutgehalt im Vergleich zu Marvel-Filmen könnte Fans der härteren Gangart in Bloodshot locken.

Bloodshot startet am 5. März 2020 in den deutschen Kinos.

Bloodshot
Was in schneller Bewegung kaum auffällt, verrät sich im Einzelbild: Die Computer-Effekte in Bloodshot sind nicht die besten.