Anna und die Apokalypse

Filmkritik: Anna und die Apokalypse

Zombies machen ihrem Zustand alle Ehre. Denn sie sind nicht nur nicht tot zu kriegen, wie immer neue Filme mit den wankenden Untoten beweisen. Sie erobern auch langsam Genre um Genre und machen sich mit „Anna und die Apokalypse“ nun auch im Musical breit. Wie gut vertragen sich schmissige Tanznummern und emotionale Balladen mit Blutfontänen und reichlich Tod und Zerstörung?

Der schottische Regisseur Ryan McHenry drehte schon 2011 einen Kurzfilm namens „Zombie Musical“, konnte aber eine lange Version dieser Idee nicht mehr selbst realisieren, da er 2015 an Krebs starb. So suchten die Produzenten den recht unerfahrenen Regisseur und Horrorfan John McPhail als Nachfolger aus und widmeten den fertigen Film dem Verstorbenen. Morbide genug ist also schon die Entstehungsgeschichte von Anna und die Apokalypse. Aber funktioniert die Mischung aus Musical und klassischem Zombie-Splatter auch?

Anna und die Apokalypse
Kleine Tanznummer im Klassenraum? Anna macht es möglich.

Anna und die Apokalypse: Die Handlung

Die junge Anna (Ella Hunt) ist auf der Highschool in der schottischen Kleinstadt Little Haven im letzten Jahr und kann es kaum erwarten, endlich von dort zu verschwinden. Vater Tony (Mark Benton) und ihr bester Freund John (Malcolm Cunning), der heimlich in sie verliebt ist, sind zwar dagegen, doch Anna spart schon lange auf einen Jahres-Trip nach Australien. Und will sich das auf keinen Fall vermiesen lassen. Mit dem Ausbruch eines Virus, das sämtliche Infizierten ausgerechnet am 23. Dezember in fleischfressende Zombies verwandelt, hat sie aber nicht gerechnet.

Im Überlebenskampf trifft sie nicht nur ihre Ex-Affäre Nick (Ben Wiggins) und dessen Kumpel, sondern auch auf die Schul-Eigenbrötlerin Steph (Sarah Swire), die ebenfalls nach einem sicheren Versteck suchen. Doch wohin sich die kleine Gruppe Jugendlicher auch wendet, die Bedrohung scheint überall zu sein. Allerdings lassen sich die Zombies mit einem Lied auf den Lippen und einer Riesen-Zuckerstange aus Hartplastik ganz passabel abwehren. Hat Anna eine Chance, sich und ihre Freunde vor den Untoten zu retten?

Anna und die Apokalypse: Zombies plus X

Zombies gehen ganz offenbar mit allem. Schon 2004 mixte Edgar Wright mit „Shaun of the Dead“ ganz großartig eine Buddy-Komödie mit Untoten. Und 2016 kam mit „Stolz und Vorurteil und Zombies“ der Beweis in die Kinos, dass auch eine Jane Austen-Adaption eine ordentliche Portion wandelnder Leichen vertragen kann. Nun versucht sich John McPhail an einer Musical-Variante des Themas – und auch die kommt schnell auf die Füße und läuft fast den ganzen Weg bis ins Finale ganz wunderbar.

Dass Horror und Musical zusammen geht, bewies bereits 2001 Regisseur Joss Whedon, als er in der sechsten Staffel seiner Serie „Buffy“ die komplette Episode „Noch einmal mit Gefühl“ zu einem Musical machte, die unter Fans der Serie bis heute Kultstatus genießt. Und auch McPhail gelingt es, das Drehbuch des verstorbenen Kollegen zu einer gelungenen Mischung aus guten und sehr guten Songs, mitreißenden Tanznummern und durchaus sehenswerten Gore-Einlagen zu machen. 

Anna und die Apokalypse
Als dann der erste Zombie im Schneemann-Kostüm auftaucht, verliert nicht nur Annas Kumpel John kurz die Fassung.

Anna und die Apokalypse: Statt perfekt lieber charmant

Das hat McPhail zum großen Teil seinen weitgehend unbekannten Darstellern zu verdanken. Ella Hunt meistert die Hauptrolle mühelos und ist in Sachen Tanz und Gesang stark genug, um das Publikum gut zu unterhalten. Malcolm Cunning ist in der tragikomischen Rolle des besten Freundes, der so gern mehr wäre, ebenfalls sehr sehenswert. Und Sarah Swire als cooler Sidekick sogar der heimliche Star des Films. Dagegen bleibt eines der wenigen bekannteren Gesichter ein wenig blass: Paul Kaye („Game of Thrones“) kann als fieser Lehrer nur bedingt überzeugen.

Die kleinen Schwächen der ungewöhnlichen Genre-Verbindung zeigen sich eher im Detail. So ist Anna und die Apokalypse selbst mit nur 90 Minuten ein wenig zu lang geraten. Die Idee rettet sich gegen Ende ein wenig mühsam über die Zeit. Dazu schafft es McPhail trotz des hohen Blutfaktors nicht, das Ableben verschiedener Charaktere wirklich zu Herzen gehen zu lassen. Bei der Inszenierung tragischer Todesfälle zeigt der Regisseur nicht immer ein glückliches Händchen. Und so entfalten die Horror-Elemente nicht die gleiche Wirkung wie die Musical-Teile.

Vor allem in den letzten 30 Minuten wirkt Anna und die Apokalypse manchmal eher wie ein sehr ambitioniertes Fan-Projekt als ein professioneller Kinofilm. Das macht allerdings auch einen nicht unbeträchtlichen Teil des Charmes aus, den der Film zweifelsfrei besitzt. Denn gerade, weil nicht alles perfekt ist und die Story zwischendurch auch mal ein wenig durchhängt, wirken die immer wieder eingeflochtenen Weihnachtsbotschaften besonders Herz erwärmend. Advent, Advent, ein Zombie brennt!

Fazit:

Anna und die Apokalypse ist manchmal schräges, manchmal launiges, aber immer charmantes Genre-Kino mit vielen schönen Ideen und viel Liebe im Detail. Die nicht immer sichere Regie und das eher durchschnittliche Drehbuch sorgen aber dafür, dass dem Film der Kultstatus bei Horrorfans vermutlich verwehrt bleiben wird – trotz guter Ansätze. Ein morbider Spaß für die Feiertage ist Anna und die Apokalypse aber allemal.

Anna und die Apokalypse startet am 6. Dezember 2018 in den deutschen Kinos.

Anna und die Apokalypse
Bald marschieren Horden von Untoten durch Little Haven auf der Suche nach Opfern.