Ali's Wedding

Filmkritik: Ali’s Wedding

Wenn Netflix neben einem guten Programm noch einen weiteren Zweck erfüllt, dann den, auch einmal über den Tellerrand hinaus zu sehen, wenn man das will. Das neueste Beispiel ist „Ali’s Wedding“, ein australischer Film, der allerdings hauptsächlich in einer traditionell muslimischen Gemeinde in Melbourne spielt. Und sich mit den Problemen beschäftigt, die eine solche Tradition mit sich bringt. Lohnt sich die etwas andere Rom-Com?

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Das Leben in einer muslimischen Kultur ist für viel noch immer verbunden mit der Unterdrückung von Frauen, dem bedingungslosen Gehorsam gegenüber dem Patriarchen und der Religion. Dass vieles von dem noch immer stimmt – und die Menschen trotzdem Wege finden, ein Leben zu leben, wie sie es für richtig halten, zeigt Ali’s Wedding. Und gibt Einblicke, in gar nicht so andere Abläufe im Alltag. 

Ali's Wedding
Die hübsche und kluge Dianne hat es Ali angetan.

Ali’s Wedding: Die Handlung

Ali (Osamah Sami) ist der Sohn des Priesters einer muslimischem Gemeinde im australischen Melbourne. Seit sein älterer Bruder durch eine Landmine ums Leben kam, ist er der von allen erwartete, zukünftige Arzt in der Familie und so lernt er jede freie Minute, um die Aufnahmeprüfung für die Universität zu schaffen. Dabei fällt ihm das Büffeln gar nicht so leicht. Was auch seine kleine Schwester weiß, die eigentlich das Zeug zur Ärztin hätte.

Genau wie Dianne (Helana Sawires), Tochter eines libanesischen Fastfood-Laden-Besitzers, die die Aufnahmeprüfung mit Bravour besteht – im Gegensatz zu Ali. Weil die Gemeinde Diannes Leistung nicht anerkannt und ihr Vater sie nicht studieren lassen will, wird Ali aktiv und stimmt den Mann um. Um seinen eigenen Vater nicht zu enttäuschen, lügt Ali aber, was seinen eigenen Test angeht. Und das hat für ihn, seine wachsende Liebe zu Dianne und die ganze Familie einschneidende Folgen …

Ali’s Wedding: Leider wahr

Gleich zu Beginn stellt der Film klar, dass er auf wahren Tatsachen beruhe – leider. Und dieser Zusatz ist nachvollziehbar, denn nicht alles, was der Film zeigt, ist angenehm oder schön. Da ist zum einen die streng geregelte Lebensweise der Mädchen und Frauen, die hier weder kritisch hinterfragt, noch verteidigt wird. Aber auch die Flucht der Familie aus dem Irak wird nicht verschwiegen, die der Vater nur durch Hilfe guter Freunde überhaupt überlebte. Sami, der mit am Drehbuch schrieb, und dem Regisseur Jeffrey Walker gelingt es aber, all das mit einer gewissen Leichtigkeit und einem hintergründigen Humor zu erzählen.

Und das macht deutlich, dass Sami mit seinem Co-Autor Andrew Knight tatsächlich eine romantische Komödie drehen wollte, die in der muslimischen Welt spielt, und keine Problemanalyse des Islam. Zwar spielt die Religion eine große Rolle. Aber die jungen Männer und Frauen der Gemeinde machen keinen Hehl daraus, dass sie sich auch nach Dingen sehnen, die für andere Australier selbstverständlich sind. So möchte Dianne unbedingt studieren und Ärztin werden, was die strenggläubigen Männer der Gemeinde gar nicht gern sehen.

Ali's Wedding
Weil Ali bereits versprochen ist, kann sich das paar nur heimlich treffen.

Ali’s Wedding: Trockener Humor trifft Romantik

Was sicher auch eine Tragödie hätte werden können, versehen die Macher mit so viel trockenem Humor, dass Lacher nicht ausbleiben. Wenn der junge Ali mit seinem Bruder beispielsweise im Iran versucht, einen Blick auf Frauen zu erhaschen – und sie immer wieder vom gleichen Polizisten erwischt werden. Oder beim Musicaltrip in die USA, wo Ali und Co. ein Stück über Saddam Hussein ausführen sollen, der schon am Flughafen endet, da Alis Fußball-Kommentare im Smartphone für terroristische Nachrichten gehalten werden.

Es ist schön zu sehen, dass der Film mit den Vorurteilen gegenüber Muslimen genauso spielt wie mit manchen Riten des Glaubens, ohne jemals verletzend oder böse zu werden. Darin erinnert er ein wenig an „Kick it like Beckham“, bei dem es zwar um Hindus in London geht, die Grundprobleme des Kulturclashs aber durchaus ähnlich aufzeigt. Dazu ist Ali’s Wedding bis in die Nebenrollen passend und gut besetzt. Und so leidenschaftlich gespielt, dass man bald nicht nur mit dem eigentlich unmöglichen Paar Ali und Dianne mitfiebert. Sondern auch immer wieder über eine Kultur lachen darf, die eigentlich nicht als sonderlich humorvoll bekannt ist.

Das macht Ali’s Wedding nicht nur zu einer interessanten Horizont-Erweiterung. Sondern auch zu einem wirklich niedlichen Film mit viel Humor und auch ein paar tragischen Augenblicken. Auch wenn er zum Thema Liebe oder Tradition nicht wirklich neue Botschaften zu bieten hat.

Fazit:

Witziger als mancher vielleicht erwartet, erzählt Ali’s Wedding mit leichter Hand von den schwierigen Problemen der nach den Traditionen lebenden Muslime in einem westlichen Land. Ohne jemals eine Wertung dazu abzugeben, bezieht der Film doch Stellung und zeigt auf, ohne anzuklagen. Dass die ganze Geschichte dann auch noch wahr ist, adelt den Film noch ein wenig mehr. Und so ist Ali’s Wedding eine meist amüsante, leise Komödie mit guten Darstellern und einer glaubwürdigen Aussage.

Ali’s Wedding läuft ab dem 8. Juni 2018 bei Netflix.

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