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Filmkritik: A Star Is Born

Wenn ein Stoff in einem Zeitraum von 80 Jahren bereits zum vierten Mal in Hollywood verfilmt wird, dann muss „A Star Is Born“ etwas Zeitloses an sich haben. In der neuesten Version nach einer Pause von mehr als 40 Jahren spielen Bradley Cooper und Lady Gaga das Musiker-Paar, deren beider Leben sich durch ihre Begegnung grundlegend ändert. Cooper führte auch Regie bei der Neuauflage. Kann die sich sehen und hören lassen?

Bereits 1937 erzählte Hollywood die Geschichte des Star-Musikers, der sich in eine unbekannte Sängerin verliebt und sie selbst zum Star macht, zum ersten Mal. Allerdings ist die bisher letzte Version von 1976 mit Barbra Streisand und Kris Kristofferson wohl die bekannteste Fassung zurzeit. Können Bradley Cooper und Lady Gaga mit ihrem Remake den beiden Superstars der 70er Jahre den Rang ablaufen?

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Superstar Jackson Maine ist erfolgreich, aber nicht glücklich.

A Star Is Born: Die Handlung

Er hat soviel und fühlt sich doch leer. Jackson Maine (Bradley Cooper), Megastar der Country-Rock-Szene, verbringt nach Konzerten seine Zeit lieber in Bars und lässt sich voll laufen, statt mit seinem Leben etwas Sinnvolleres anzufangen. Eines Nachts entdeckt er beim Trinken die Hobby-Sängerin Ally (Lady Gaga), die ihn mit ihrer Stimme und ihrer Ausstrahlung sofort fasziniert. Nach einer durchgeredeten Nacht bringt er sie heim und lädt sie zu seinem Konzert am Abend ein. Erst ziert sie sich, lässt sich dann aber doch einfliegen und wartet hinter der Bühne.

Da holt Jackson sie nach vorn und singt mit ihr ein Duett, das Ally erst in der Nacht zuvor geschrieben hat. Fans filmen mit und bald ist das Video eine virale Sensation. Alle wollen wissen, wer die neue Sängerin an Maines Seite ist, doch der hätte Ally lieber für sich allein. Als aber ein Manager die junge Frau unter Vertrag nimmt und zum kommenden Popstar aufbauen will, gerät dadurch die Beziehung von Jackson und ihr ins Wanken. Immer häufiger sucht der Sänger die Flucht in Alkohol und Drogen, statt in den Armen seiner Frau …

A Star Is Born: Zwiegespalten

A Star Is Born beginnt furios. Die Konzertaufnahmen von Jackson Maine, mit denen Bradley Cooper den Film startet, führen ein hohes Niveau aus Sound und Bild ein, das A Star Is Born über seine gesamte Laufzeit auch halten kann. Selten sind Musiker auf der Bühne besser und emotionaler inszeniert worden. Dafür hat sich der Regisseur und Hauptdarsteller, der seine Rolle auch selbst singt, ein dickes Lob verdient. Und auch der Beginn der Beziehung zwischen ihm und Ally gelingt dem 43-jährigen fast perfekt, der Zuschauer klebt beiden förmlich an den Lippen.

Doch es ist in diesem Film wie in einer Beziehung. Sobald der graue Alltag Einzug hält und Cooper seine Story abseits der Bühne weitererzählt, gerät der Film ins Straucheln und funktioniert weit weniger gut als zuvor. So ist die erste Stunde des Films wirklich magisch, der zweite Teil hingegen fällt in jeder Beziehung merklich ab und wird zum rührseligen Melodram in gefährlicher Nähe zum Kitsch. Denn den Konflikt vom drogensüchtigen Star und seiner Partnerin mit dem eigenen Willen, es nach ganz oben zu schaffen, haben wir schon deutlich häufiger als drei Mal gesehen – und Cooper ist zu diesem Thema auch nichts Neues eingefallen.

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Dann lernt er die junge Sängerin Ally kennen – und findet endlich, was er seit Jahren sucht.

A Star Is Born: Gar nicht Gaga

Zwar spielt Cooper den Verfall seiner Figur glaubhaft und gut, aber auch wenig subtil – und manche Szenen, wie die Emmy-Verleihung, inszeniert er fast mit dem Holzhammer und nimmt ihnen so eine Menge der emotionalen Wucht, die eigentlich darin steckten. Lady Gaga hingegen spielt ihre Rolle der natürlichen und aufrechten Frau derart überzeugend, dass man sich fast gewünscht hätte, sie wäre unter ihrem echten Namen Stefani Germanotta angetreten, denn mit der Kunstfigur Lady Gaga hat Ally nicht das Geringste gemeinsam.

Und dass sie singen kann, stellt Gaga im Film auch mehr als einmal unter Beweis. Highlights sind aber auch hier die Momente, die mit wenig Glanz, dafür aber umso mehr Gefühl ausgestattet sind. Ob ihr erstes Duett oder ihr erster eigener Song allein auf der Bühne, diese Szenen vergisst man nicht so schnell. Die glatten Popnummern hingegen, die vor allem im zweiten Teil des Films zu sehen und zu hören sind, hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. Ebenso wenig wie die anderen Figuren des Films, sei es der von Sam Elliot gespielte Bruder Jacksons oder Allys Vater.

Dazu kommt ein Ende, das deutlich zu platt und schlicht ausfällt, um wirklich zu berühren. Die Entscheidungen, die uns die Drehbuch-Autoren hier auftischen, sind nicht sehr nachvollziehbar und wirken erneut eher weinerlich und kitschig als emotional packend. Was bleibt, ist die ungemein starke erste Stunde und eine durchgehend sehenswerte Lady Gaga.

Fazit:

Hätte Bradley Cooper das unglaublich starke Niveau der ersten Stunde halten können, er hätte den wohl bisher besten Film unter dem Namen A Star Is Born abgeliefert. Doch mit dem Alltag des Paares und dem schleichenden Verfall der männlichen Hauptfigur konnte er nicht genug anfangen, um auch die zweite Hälfte so packend zu gestalten. Für Musikfans ist er dennoch ein heißer Tipp, weil Cooper die Live-Auftritte spektakulär gut inszeniert und Lady Gaga eine sehr starke Sängerin ist. 

A Star Is Born startet am 4. Oktober 2018 in den deutschen Kinos.

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Doch Allys Erfolg und seine Drogensucht machen Jackson zu schaffen. Kriegt er die Kurve?