Escape Room 2
Warner Bros.

Filmkritik: Escape Room 2 – No Way Out

Bei nur neun Millionen Dollar Kosten spielte „Escape Room“ 2019 mehr als 150 Millionen Dollar ein. Das der Film fortgesetzt würde, war also so sicher wie das Amen in der Kirche. Die eigentlich geplante Geschwindigkeit, mit der das geschehen sollte, trotzt aber Respekt ab. Denn der ursprüngliche Release war für April 2020 geplant – nur 15 Monate nach Erscheinen des ersten Films! Nun hat es coronabedingt doch länger gedauert, bis mit „Escape Room 2 – No Way Out“ (im Original „Escape Room: Tournament of Champions) die Fortsetzung in die Kinos kommt. Werden Fans auch diesen Film lieben? Oder unterscheidet sich das Sequel signifikant vom ersten Teil? Das klärt die Kritik.

Taylor Russell
Was aussah wie ein U-Bahn-Waggon, entpuppt sich für Zoey und Ben als Beginn einer neuen Tortur.

Die Handlung

Noch etliche Wochen nach ihrer Flucht aus dem tödlichen Escape Room-Komplex leidet Zoey (Taylor Russell, „Lost in Space„) unter den Folgen der traumatischen Erlebnisse dort. Auch Ben (Logan Miller), der Zoey sein Leben verdankt, hat die Ereignisse nicht vergessen. Dass es in den USA offenbar eine Gruppe ultrareicher Menschen gibt, die für Millionen von Dollar diese Escape Rooms bauen lassen und dann auf die Teilnehmer wetten, hat beide bis in die Grundfesten erschüttert. Während Ben die Sache auf sich beruhen lassen möchte, will Zoey unbedingt gegen die Gruppe namens Minos vorgehen und in New York nach Spuren suchen. Doch bislang konnte sie sich aufgrund ihrer Flugangst nicht dazu bringen, in ein Flugzeug zu steigen.

Doch auf Anraten ihrer Therapeutin machen sich Zoey und Ben schließlich mit dem Auto auf den Weg. Im Big Apple angekommen, inspizieren sie eine offenbar stillgelegte Fabrik, deren Koordinaten Zoey als mögliches neues Ziel von Minos ausgemacht hat. Doch statt etwas zu finden, verliert sie etwas – das Schmuckstück ihrer Mutter an einen Dieb. Ben und sie nehmen zwar sofort die Verfolgung auf, doch der Kerl ist schnell und flieht in die U-Bahn. Als Zoey und Ben ihm in einen Waggon folgen und der Dieb im letzten Moment entkommt, bevor sich die Türen schließen, hat Zoey sofort ein ganz mieses Gefühl. Und tatsächlich sind die anderen Passagiere darin alle bereits mit Minos in Berührung gekommen und haben überlebt – bis jetzt …

Typische Fortsetzung

Wenn ein Film eine Fortsetzung bekommt, wählen die Macher in der Regel eine von zwei Möglichkeiten. Entweder sie versuchen einen deutlich neuen Ansatz und heben die Geschichte auf eine neue Ebene wie „Planet der Affen: Revolution“ oder „Terminator 2“. Oder man entschließt sich, im Großen und Ganzen noch einmal das Gleiche zu erzählen, nur härter, fieser, ausgefeilter. Wie die meisten Horrorfilme und Thriller ist auch Escape Room 2 letzterer Methode gefolgt. Zwar erweitert der neue Film das bisher bekannte Universum um eine Winzigkeit, aber im Kern geht es um exakt das Gleiche wie im letzten Film: Eine Gruppe zusammengewürfelter Menschen muss in fiesen Fallenräumen mit Grips und Mut um das Überleben kämpfen.

Nun muss ein sehr ähnlicher Film mit kleinen Unterschieden zum Vorgänger weder erfolglos noch zwangsweise schlecht sein. „Halloween“ hat das eindrucksvoll unter Beweis gestellt, auch die „Nightmare“-Reihe strotzt nicht vor Innovation. Und schließlich „Saw“ und „Final Destination“, deren Schnittmenge Escape Room 2 darstellt, haben bewiesen, dass die fast identische Story mehrfach funktioniert, wenn die Fan-Base stimmt. Darauf hat Regisseur Adam Robitel bei seiner Fortsetzung offensichtlich auch gesetzt. Denn sonderlich viel Neues ist weder ihm noch seinen Drehbuch-Autoren eingefallen. Für den Unterhaltungswert des Films spielt das aber gar keine so große Rolle.

Escape Room 2
Bald lädt sich die Spannung im Inneren gefährlich auf – buchstäblich!

Nur technisch unumstritten

Denn die Escape-Rooms der Neuauflage sind noch etwas fieser, durchdachter und einfallsreicher als die aus dem Original-Film. Und bedient daher weitgehend das Klientel der bereits genannten Saw und Fina Destination-Fans, ohne allerdings deren Blutgehalt zu erreichen. Denn wo die anderen Kino-Reihen in jedem neuen Teil die Kamera länger auf immer explizitere Todesarten richten, geht Robitel den umgekehrten Weg. Und überlässt bei besonders unappetitlichen Abgängen eines Protagonisten der Phantasie des Zuschauers den Großteil der Arbeit. Das nimmt dem Film aber weder Spannung, noch dürfte es, abgesehen von den Gorehounds, irgendjemandem im Publikum stören. Der Überlebenskampf ist auch ohne den höchsten Gewaltgrad zum Teil extrem spannend geraten.

Denn technisch macht Robitel hier vieles richtig. Die Kamera ist Komplize des Regisseurs, wenn er Schicht um Schicht die tödliche Gefahr in einem zunächst harmlos aussehenden Raum herausarbeitet. Mal statisch, mal dynamisch, passt sich der Blickwinkel stets der Situation an. Und gibt so gekonnt das Tempo vor, in dem der Puls des Zuschauers langsam steigt. Und weil die tödlichen Rätsel zwar schwer und zum Teil grausam, aber eben auch lösbar sind, fiebert das Publikum einen guten Teil der ohnehin nur 80 Minuten Laufzeit mit den unfreiwilligen Helden mit. Vor allem Taylor Russell als toughe, aber auch selbstlose Zoey, die den Kampf gegen Minos zu ihrem Projekt gemacht hat, fällt dabei positiv auf. Allerdings haben sie und ihr Kollege Logan Miller bereits Sympathiepunkte aus Teil eins. Gegen die die neuen Mitglieder des todgeweihten Rateteams vergeblich anspielen.

Zu wenig Kafka

Escape Room 2
Auch der nächste Raum, der aussieht wie eine Bank, wimmelt vor tödlichen Fallen.

Minuspunkte verdient sich Robitel hingegen damit, den durchaus interessanten Ansatz des kafkaesken Überwachungsapparates von Minos und die damit verbundene, allgegenwärtige Paranoia der Figuren, nicht wirklich gut ausgearbeitet zu haben. Robitel nutzt die Idee nur als Mittel zum Zweck, um seine Charaktere schnell wieder in Fallenräume zu verfrachten und lässt sie bald danach fast völlig aus den Augen. Und so endet Escape Room 2 dann auch leider wie erwartet: mit einer ziemlich unverhohlenen Ankündigung mindestens eines weiteren Films. Dazu muss Escape Room 2 allerdings trotz Corona-Hürde erst einmal ähnlichen Erfolg haben wie Teil eins.

Fazit:

Die Briten und Amerikaner haben für Filme wie Escape Room 2 einen recht unhöflichen, aber sehr treffenden Ausdruck: „more of the same shit“. Zwar haben Regisseur Adam Robitel und sein Drehbuch-Team die Hauptattraktion der Fallen-Räume diesmal noch ein wenig fieser und spektakulärer gestaltet, erzählen im Kern aber die gleiche Story wie im Original. Und erweitern auch den Kosmos der Reihe nur marginal. Die durchaus gelungene Anfangs-Situation des totalen Überraschungs-Apparates durch die Schurken der Handlung verfolgt Robitel hingen kaum weiter. Wer den ersten Teil mochte und eigentlich das Gleiche nochmal mit neuen Ideen sehen möchte, wird bei Escape Room 2 – No Way Out dennoch auf seine Kosten kommen.

Escape Room 2 – No Way Out startet am 19. August 2021 in den deutschen Kinos.

Escape room 2
Auch die Strandidylle ist trügerisch. Hier lauert der Tod unter dem Sand.