Vermächtnis von Montezuma

Serienkritik: Das Vermächtnis von Montezuma

Seit vielen Jahren gab es immer wieder Gerüchte um einen dritten Teil der „Vermächtnis“-Reihe, in dem Nicolas Cage erneut als Benjamin Gates nach verschollenen Schätzen suchen sollte. Nachdem sich bei dem Projekt aber lange nichts getan hatte, beschloss Disney, die Grundidee der beiden Filme zu nehmen und eine Serie für den hauseigenen Streamingdienst Disney+ daraus zu machen – für ein jüngeres Publikum. Ob ein dritter Film damit vom Tisch ist, scheint momentan unklar. Fest steht hingegen, dass ab dem 14. Dezember eine Gruppe junger Leute um eine junge Mexikanerin nach dem sagenhaften Schatz des aztekischen Herrschers Montezuma sucht. Zehn Folgen wird die Schatzjagd dauern, eine zweite Staffel ist in Aussicht. Worum es genau geht und wie sehr die Serie den Filmen ähnelt, verrät die Kritik.

Harvey Keitel
Jess lernt den Freimaurer und Ex-Cop Peter kennen – und die Begegnung verändert ihr Leben.

Die Handlung

Jess (Lisette Alexis) ist ein sogenannter „Dreamer“. Das bezeichnet junge Menschen, die als Kinder mit ihren Eltern illegal in die USA kamen und ständig mit der Angst vor Abschiebung leben. Daher muss Jess auch unauffällig leben und sich viele Dinge des Alltags versagen, um nicht erwischt zu werden. Ihr Job bei einer Lagervermietung führt sie schließlich zu einem alten Mann, dessen Lager mit Antiquitäten vollgestopft ist und der mit der Miete im Rückstand ist. Was sie nicht weiß: Es handelt sich dabei um den ehemaligen FBI-Agenten Peter Sadusky (Harvey Keitel), der als Schutzengel für Gates auf dessen Schatzjagden fungierte und zu den Freimaurern gehört. Sie erfährt im Gespräch, dass Sadusky auf eine Versöhnung mit seinem Enkel Liam (Jake Austin Walker) hofft. Daraus wird nichts mehr – am nächsten Tag ist Sadusky tot.

Obwohl es gefährlich für sie ist, kann Jess die Sache nicht auf sich beruhen lassen. So versucht sie, Liam einen Brief von seinem Großvater zu geben. Als der ablehnt, wirft sie selbst einen Blick hinein – und findet Hinweise auf einen versteckten Schatz der Ureinwohner Amerikas. Mit ihren Freunden Tasha (Zuri Reed), Oren (Antonio Cipriano) und Ethan (Jordan Rodrigues) stellt sie weitere Nachforschungen an. Und kommt dabei der skrupellosen Billie (Catherine Zeta-Jones) in die Quere, die schon seit vielen Jahren nach Hinweisen auf den Schatz sucht. Die clevere Jess, die für ihr Leben gern Rätsel knackt, erfährt während der Suche auch, dass ihre Eltern nicht die waren, die zu sein sie vorgaben. Ihr Vater hatte ebenfalls mit dem Schatz zu tun, kann sie sein Erbe antreten?

Viel Teenie-Drama

Der neuen Serie Das Vermächtnis von Montezuma ist schnell anzumerken, dass sie als Weiterführung der beiden Filme gedacht ist. Nicht nur, dass mit Harvey Keitel und Justin Bartha zwei bekannte Gesichter zurückkehren – und für eine mögliche zweite Staffel Nicolas Cage als Gaststar bereits zugesagt haben soll. Auch die Story und die Art, wie familienfreundlich sie erzählt ist, ähnelt den beiden Filmen frappierend. Zwar ist die junge Heldin noch nicht mit ganz so vielen Wassern gewaschen wie Ben Gates. Aber die Schurkenrolle ähnelt dem von Sean Bean gespielten Charakter aus Teil eins sehr. Nur dass es eben diesmal eine Frau ist, die offenbar auch noch dubiose Hintermänner als Auftraggeber hat.

Auch was die schillernden historischen Persönlichkeiten und Orte angeht, bleibt die Serie auf den Spuren der Filme. Diesmal gibt es unter anderem einen Ausflug nach Graceland, weil ein gewisser Elvis Presley mit dem Schatz zu tun hat. Durch die schiere Menge an Figuren wirken die ersten vier Folgen, die Disney vorab zur Verfügung stellte, allerdings um einiges chaotischer als die recht stringent erzählten Filmhandlungen. Bis alle Charaktere eingeführt sind und die ungefähre Richtung der Serie klar wird, sind die beiden ersten Episoden auch schon fast vorbei. Und weisen dabei nur wenige Momente auf, die richtig an die Filme erinnern. Grund dafür ist ein Umstand, der auch schon die neue „Willow„-Serie beinhaltet: Teenager-Lovestorys.

Das Vermächtnis von Montezuma
Welches Geheimnis enthält diese Kugel im Versteck der Freimaurer? Jess findet es heraus.

Immer dann gut, wenn es um Rätsel geht

Denn was in den Kinoabenteuern zwischen Diane Kruger und Nicolas Cage passiert und die Jagd nach Spuren und Hinweisen ein wenig aufpeppt, nimmt in Das Vermächtnis von Montezuma deutlich breiteren Raum ein. Geht da nicht möglicherweise etwas zwischen Jess und Liam? Was empfindet Jess‘ Kumpel Ethan wirklich? Und hat die beendete Beziehung zwischen Tasha und Oren doch noch eine Chance? Das mag für die Kernzielgruppe der 12-15-jährigen Zuschauer spannend sein, wer ein wenig älter ist, dürfte diese Herzschmerz-Szenen allerdings eher als nervtötend empfinden – zumal ohnehin bereits groß etikettiert ist, wohin das alles führen wird. Vor allem bremsen diese Momente immer wieder den eigentlichen Höhepunkt der Serie aus: Schatzjagd und Rätselknacken.

Wann immer es aber darum geht, Hinweise zu entdecken oder Rätsel zu entschlüsseln – die Serie startet passenderweise mit einem Escape Room – kann die neue Disney+-Serie durchaus überzeugen. Denn dann erinnert sich am meisten an die Filme, die ebenfalls dort ihre Stärken aufweisen. Während diese sich aber hauptsächlich mit der Entstehung des weißen Amerikas und speziell der USA beschäftigten, ehrt die Serie die Kultur der indigenen Bevölkerung von Amerika, speziell die Azteken, Inka und Maya. Das wirkt allerdings in keinem Moment aufgesetzt, sondern passt sich schon durch die Wahl der Hauptdarstellerin sehr natürlich in die Story ein.

Das Vermächtnis von Montezuma
I’m going to Graceland! Die Spur des Schatzes führt in die weltberühmte Villa von Elvis.

Der bekannteste Name im Cast ist natürlich Catherine Zeta-Jones, die unlängst auch als Morticia Addams in „Wednesday“ zu sehen war. Ihr pragmatische und gar nicht so bösartig wirkende Schurkin Billie hat nicht nur ein paar der besten One-Liner der Serie, sondern darf auch charakterlich bei aller notwendigen Bosheit sehr clever sein. Ob sich die Serie in den späteren Folgen nach einem durchwachsenen Start noch verbessert, lässt sich zwar nicht vorhersagen.  Die Zeichen für eine bessere zweite Hälfte der ersten Staffel stehen aber gut, sind doch am Ende von Folge vier endlich alle Steine ins Rollen gebracht für eine hoffentlich spannende Schatzsuche.

Fazit:

Mit den ersten vier Folgen kann Das Vermächtnis von Montezuma noch nicht komplett überzeugen. Dafür braucht die Serie schlicht zu lange, ehe sie in Sachen Schatzsuche endlich in die Gänge kommt. Ein erstes Highlight ist hier Episode drei mit einem Besuch einer sehr bekannten Unterkunft des Rock’n’Roll-Königs. Die Darsteller sind sympathisch, leiden aber noch unter zu vielen Szenen, in denen sie lediglich als Stichwortgeber fungieren und bekommen hoffentlich noch etwas mehr Profil im Lauf der Staffel. Die Filme haben daher, auch dank des deutlich kleineren Casts, noch die Nase vorn. Vor allem für eine jüngere Zielgruppe bringt die Serie aber durchaus einiges mit.

Das Vermächtnis von Montezuma startet am 14. Dezember 2022 bei Disney+.

Justin Bartha
Riley Poole stößt zum Team der Schatzsucher – und gerät mit Jess gleich in Lebensgefahr!