Der Zwang des Erfolgs! Bei Kosten von gut 20 Millionen Dollar spielte „A Quiet Place“ mehr als 340 Millionen ein. Damit war A Quiet Place 2 nicht nur eine Möglichkeit, sondern eigentlich ein Muss. Und die Fortsetzung kam eigentlich auch schnell und hätte keine zwei Jahre nach dem ersten Film weltweit in die Kinos kommen sollen – stattdessen kam Corona. Mit mehr als einem Jahr Verspätung startet der Film nun aber am 24. Juni in Deutschland. Und im Gegensatz zu manch einem zweiten Teilt ist dieser Film tatsächlich eine waschechte Fortsetzung. Das gilt für die Story ebenso wie für die Leute vor und hinter der Kamera. Kann A Quiet Place 2 mit dem Original mithalten?

Die Handlung
Rückblende: Als die Abbots ihren Sohn Marcus zu einem Baseball-Spiel in der Stadt bringen, beginnt die Invasion der Aliens und nur Minuten nach ihrem ersten Auftauchen ist bereits die Hälfte der Bevölkerung nicht mehr am Leben. Jetztzeit: Kurz nachdem Vater Lee (John Krasinski) sich für seine Kinder geopfert hatte und Mutter Evelyn (Emily Blunt) mit Tochter Regan (Millicent Simmonds) einen Weg gefunden hat, die Aliens zu bekämpfen, macht sich die kleine Familie auf den Weg, um andere Überlebende zu finden und eine sichere neue Heimat zu entdecken. Weil Marcus (Noah Jupe) in eine Falle gerät, muss die Familie bald wieder ums Überleben kämpfen. Und rettet sich in eine alte Fabrikanlage.
Dort treffen sie auf Emmet (Cillian Murphy), einen Freund von Lee, der nach dem Tod seiner Lieben zurückgezogen in einem Bunker in der Fabrik lebt. Dort entdecken die Kinder ein Radiosignal, das immer wieder den gleichen Song spielt – offenbar ein Hinweis auf den Aufenthaltsort der Überlebenden. Um anderen Menschen zu helfen, macht sich die taubstumme Regan auf den Weg zur Küste, denn der Sender scheint auf einer der nahen Inseln zu liegen. Evelyn kann Emmet überreden, ihr zu folgen, um sie zurückzuholen. Doch in der Fabrik ist es bald genauso lebensgefährlich wie auf dem Weg zum Wasser. Und das nicht nur durch die nach Gehör jagenden Aliens auf der Erde …
Starke Fortsetzung
Wer sich mit Filmen ein wenig auskennt, der weiß, wie selten es gelingt, dass eine Fortsetzung auch nur annähernd so gut wird wie der erste Teil. Der Fachmann führt dann „Der Pate 2“ an oder „Aliens“, danach wird die Luft aber auch schon dünn. A Quiet Place 2 leidet wie fast alle Fortsetzungen auch unter typischen Problemen. Dennoch gelingt Regisseur und Drehbuchautor John Krasinski ein starker zweiter Teil, der nicht nur die Story des ersten Films sinnvoll weitererzählt, sondern auch ähnlich spannend ausfällt wie der Vorgänger. Fans von A Quiet Place kommen also auch hier voll auf ihre Kosten. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings auch – wer den ersten Teil nicht mochte, wird hier auch nicht glücklich. Was auch daran liegt, dass es wenig Neues gibt.
Denn wie schon im Vorgänger leidet die Story unter der wenig glaubwürdigen Prämisse, dass die Menschheit in mehr als einem Jahr nicht entdeckt hat, wo die Schwäche der Aliens sein könnte, obwohl es eigentlich auf der Hand liegt. Diese Kröte muss das Publikum natürlich auch im zweiten Teil schlucken. Doch abermals gelingt es Krasinski, Szenen zu schreiben und zu inszenieren, die dem Zuschauer im Gedächtnis bleiben, weil sie einfach gut gemacht sind. Diesmal schafft er mit gleich zwei Erzählsträngen darüber hinaus sogar mehr Abwechslung als im auf einen Ort begrenzten, dafür allerdings auch 40 Millionen Dollar billigeren Vorgänger. Sowohl die alte Fabrik als auch die Reise ans Meer dienen Krasinski diesmal als Spielplatz für seine Ideen. Und die funktionieren auch in der Fortsetzung noch erstklassig.

Toller Neuzugang
Dafür kann sich Krasinski auch bei seiner Gattin Emily Blunt und den anderen Schauspielern bedanken. Vor allem Neuzugang Cillian Murphy brilliert in der Rolle des undurchsichtigen Helden wider Willen, der seinen Schmerz völlig ohne Worte artikuliert und ein echter Gewinn für die Fortsetzung ist. Aber auch Blunt und die beiden jungen Darsteller Simmonds und Jupe sind wie schon in Teil eins großartig. Ohne das gute Spiel der Darsteller wäre A Quiet Place 2 tatsächlich nur die Hälfte wert. Aber Krasinski beweist neben seinen inszenatorischen Fähigkeiten auch ein Händchen für ein gutes Script. Denn die Öffnung der Story von der kleinen, fast intimen Location der Farm hin zu einem größeren Maßstab, in dem auch andere Figuren Platz finden, tut dem Film sehr gut.
Zudem verhindert diese Erweiterung der Welt auch eine zu starke Kopie von Teil eins, wobei natürlich die Aliens nicht mehr die gleiche Faszination und Bedrohung auszustrahlen wie im Vorgänger. Aber das liegt nun einmal in der Natur der Sache und ist kaum zu ändern. Bedrohlich und tödlich genug sind sie aber immer noch und sorgen daher auch in A Quiet Place 2 für genug Momente, in denen das Publikum kaum zu atmen wagt. Das Stilmittel der völligen Stille setzt Krasinski auch im zweiten Teil der Geschichte wieder geschickt ein und verstärkt damit den Spannungseffekt gekonnt. Das führt außerdem zu wenig Jump Scares und dafür deutlich mehr atmosphärisch langsam aufgebauten Szenen. Die dann auch eine intensivere Wirkung zeigen als der schnelle Schock.

Und die Erfolgsgeschichte geht weiter. Jeff Nichols, Autor und Regisseur des Rassismus-Dramas „Loving“ bekam von Paramount den Auftrag, ein Spion-off zu entwickeln, das 2023 in die Kinos kommen soll. Und im Mai 2021 verriet Emily Blunt, dass John Krasinski eine Idee für einen möglichen dritten Teil hat. Da A Quiet Place 2 bereits 200 Millionen Dollar eingespielt hat, obwohl er in vielen Teilen der der Welt noch gar nicht läuft, dürfte das Studio definitiv an dieser Idee interessiert sein. Teil 3 dürfte also in den nächsten Jahren folgen.
Fazit:
Wer den Vorgänger nicht mochte, dürfte auch mit A Quiet Place 2 wenig anfangen können. Denn der Film ist eine direkte und unmittelbare Fortsetzung des Sci-Fi-Horror-Hits von 2018. Diesmal konnte sich John Krasinski ganz auf seine Aufgaben als Autor und Regisseur konzentrieren und er legt erneut einen absolut sehenswerten Film vor. Wenn man etwas kritisieren möchte, dann die fehlende Innovation in Sachen Handlung. Krasinski variiert bestenfalls seine Themen aus Teil eins, ein starker neuer Aspekt kommt aber nicht hinzu. Dafür holt er sich mit Cillian Murphy sehenswerte Cast-Verstärkung und bringt seine Frau Emily Blunt und die Kinderdarsteller Millicent Simmonds und Noah Jupe erneut zu Höchstleistungen. Eine sichere Bank für alle Fans des ersten Teils.
A Quiet Place 2 startet am 24. Juni 2021 in den deutschen Kinos.
