Der Vorgänger gehörte zwar nicht zu den erfolgreichsten zehn Netflix-Produktionen im Bereich Film, aber offenbar war er erfolgreich genug, um einen zweiten Teil zu rechtfertigen, den der Streaming-Dienst jetzt ins Programm nimmt. Zwar haben auch bei Netflix Thriller und Actionfilme die Nase vorn, gerade im Bereich der Teenager-Komödien und Liebesfilmen hat Netflix aber bereits einige recht ansehnliche Werke produziert. Einer davon war Teil 1. Kann „The Kissing Booth 2“ ebenfalls wieder überzeugen?
Die Kritik zu The Kissing Booth finden Sie hier.
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Harmlos, aber irgendwie süß! Netflix hat ein Händchen für Komödien, die sich um die erste Liebe und das Ende der Schule drehen. Das haben die Programmgestalter gleich mit einem ganzen Schwung Filmen bewiesen. Ob „The Perfekt Date“, „Wie Jodi über sich hinauswuchs“ oder auch die beiden „To All the Boys“-Filme. Kann auch die Fortsetzung um Noah und Elle die Zuschauer wieder begeistern? Oder legt Netflix mit diesem Film einen Flop hin? Das klärt die Kritik.
The Kissing Booth 2: Die Handlung
Es gab turbulente Verwicklungen, bis Elle (Joey King) Noah (Jacob Elordi), den großen Bruder ihres besten Freundes Lee (Joel Courtney) endlich in die Arme schließen konnte. Doch nun beginnt Noah sein Studium in Harvard, 5000 Kilometer weg von Elle. Der unsicheren Oberschülerin macht die Distanz zu schaffen – und Noahs neue Freundin Chloe (Maisie Richardson-Sellers), die zwar angeblich nichts von ihm will, aber derart umwerfend aussieht, dass Elle Komplexe bekommt. Zudem wirkt Noah seltsam distanziert.
Aber auch Lee hat mit seiner Beziehung zu Rachel (Meganne Young) so seine Schwierigkeiten. Den eigentlich möchte er Elle trösten und bei ihr sein, andererseits fühlt sich Rachel jedes Mal wie das fünfte Rad am Wagen, wenn sie zu dritt unterwegs sind. Und dann kommt Elle auch noch der neue Schüler Marco (Taylor Perez) in die Quere, die sie offensichtlich ganz interessant findet. Weil er ihr bei einer wichtigen Sache aus der Klemme hilft, kommen die beiden sich schließlich näher. Hat die Liebe von Elle und Noah so tatsächlich eine Chance?
The Kissing Booth 2: Aufbrechen von Schablonen
Es tut sich was beim Film! Das zeigen auch die Teenager-Komödien und Love-Storys von Netflix. Waren früher die weiblichen Stars der Filme meist absolute Model-Typen, so hat sich das zumindest bei Netflix gewandelt. Denn in ihren Filmen sehen meist die Herren aus wie aus einem Mode-Katalog entsprungen, und den weiblichen Figuren gestatten die Drehbücher, Regisseure und Casting-Teams einen anderen Look. Was nicht heißen soll, dass die Schauspielerinnen keinen Charme hätten oder nicht hübsch wären, sie bedienen aber keine klassischen Klischees mehr.
Das ist auch bei Joey King zu sehen, die extrem niedlich ihre Rolle spielt, aber eher nicht auf dem Titelblatt der Vogue landen dürfte. Dass dem nicht nur so ist, sondern der Film genau diese Tatsache auch noch thematisiert, ist eine der Stärken von The Kissing Booth 2. Auch wenn ihre Nase vielleicht zu groß ist, ihre Körpergröße zu gering oder ihre Oberweite nicht dem entspricht, was früher als wichtig galt, so streiten sich doch zwei extrem gut aussehende Typen um sie. Eine schöne Botschaft, die Regisseur Vince Marcello da übermittelt.
The Kissing Booth 2: Keine Überraschungen
Deshalb von einer Innovation zu sprechen, fällt angesichts der sehr generischen Handlung allerdings schwer. Denn der Film läuft zu 95 Prozent exakt so ab, wie man das erwartet. Da Marcello allerdings auch schon Teil 1 inszenierte und auch sonst vor und hinter der Kamera weitgehend die gleichen Leute standen, durften die Fans des ersten Films erwarten, eine Fortsetzung zu bekommen, die sich in möglichst wenigen Dingen vom Vorgänger unterscheidet. Und das ist Marcello zweifelsfrei gelungen. Das hat Vor- und Nachteile.
Wer den ersten Film schon mochte, wird auch diesen genießen können. Denn der Charme der durchgehend sympathischen Charaktere hat nicht nachgelassen, die zuckersüße Inszenierung mit ein wenig Herz-Schmerz-Garnitur schmeckt auch noch im zweiten Gang. Wer hingegen schon den ersten als deutlich zu realitätsfern ablehnte, wird auch mit der Fortsetzung nicht glücklich. Denn die Welt, in der Elle, Noah, Lee und die anderen leben, hat mit dem Durchschnitts-Dasein der meisten Zuschauer sicher wenig zu tun. Hier gibt es ein Märchen zu sehen.
Das ist aber solide inszeniert und gefilmt, hat eine sehr niedliche Nebenhandlung um ein Coming-Out und ist auch sonst derart politisch korrekt, dass man sich als Zuschauer selbst dann noch wohl fühlt, wenn es die Protagonisten gerade nicht tun. Innerhalb dieser Scheinwelt ist die Handlung dann immerhin so stimmig, dass man die Probleme der Teenager gut nachvollziehen kann. Hier zielt Netflix klar auf das nicht nur in den USA große Disney-Publikum ab. Keimfrei und harmlos, dafür aber vor allem dank Joey King und Joel Courtney sehr charmant.
Fazit:
Mit The Kissing Booth 2 liefert Netflix den Fans des ersten Teils exakt das, was sie erwarten. In nahtloser Fortsetzung muss sich das junge Glück mit neuen Problemen auseinandersetzen, die zur Belastung für ihre Liebe werden. Das verpackt Regisseur Vince Marcello aber in so viel zuckrige wie auch lustige Momente, dass es einfach Spaß macht, sich das Ganze anzusehen – wenn man denn auf solche Filme steht. Für die Kernzielgruppe Mädchen und junge Frauen gibt es jedenfalls viel zu sehen und mitzufühlen. Harmlos, aber liebenswert.
The Kissing Booth 2 startet am 24. Juli 2020 bei Netflix.