Ein Drama um zwei Schwestern, die sich nach ihrer Kindheit immer weiter auseinander gelebt haben. Bis ein trauriger Grund sie wieder zusammen bringt. „Euphoria“, der erste englischsprachige Film der schwedischen Regisseurin Lisa Langseth, hört sich an wie schwermütiges Arthouse-Kino, trotz Stars wie Alicia Vikander und Eva Green – aber stimmt das auch?
Schweden hat in den vergangenen Jahren einige Schauspieler nach Hollywood exportiert. Die momentan bekannteste ist sicher Alica Vikander, die nicht nur mit einem anderen Superstar – Michael Fassbender – verheiratet ist, sondern auch die neue Lara Croft in „Tomb Raider“ spielte. Davor erlangte sie Aufmerksamkeit in „Ex Machina“, „The Danish Girl“ (Oscargewürdigt) und „Tulpenfieber“, kennt sich also auch im Autorenkino aus. In Euphoria spielt sie nicht nur eine der Hauptrollen, sie produzierte den Film auch mit. Sollte man sich das ansehen?
Euphoria: Die Handlung
Auch wenn es ein paar Minuten dauert, bis die Wahrheit ans Licht kommt, ahnen kann man es schon früh. Emilie (Eva Green), die ältere Schwester der Künstlerin Ines (Alicia Vikander) ist todkrank. Weil es bei Ines momentan nicht so gut läuft, nimmt sie die Einladung an, ihre Schwester in Europa zu treffen, nachdem sie sich Jahre nicht gesehen haben. Und als Emilie mit ihr in ein ganz spezielles Sanatorium reist, erfährt die jüngere Schwester endlich die Wahrheit: Emilie hat Krebs im Endstadium und will an diesem Ort ihr Leben beenden.
Zuerst reagiert Ines wütend und ist dicht davor, sofort abzureisen, doch durch gutes Zureden der Sterbebegleiterin Marina (Charlotte Rampling) bleibt Ines. Und versucht, längst zerrissene Bande zwischen ihr und ihrer so nervtötend gefühlvollen Schwester wieder zu flicken. Denn die zeit läuft den beiden davon und es gäbe noch so viel zu sagen, was unausgesprochen im Raum schwebt. Aber kann sich Ines in der kurzen Zeit wirklich wieder an ihre Schwester gewöhnen, bevor die geht?
Euphoria: Kurz – und doch zu lang
Mit gut 100 Minuten ist Euphoria wirklich nicht sonderlich lang, fühlt sich aber deutlich länger an. Das liegt hauptsächlich an der Story, die eigentlich nicht genug hergibt für einen Spielfilm. Spätestens nach 30 Minuten weiß der aufmerksame Zuschauer, was ihn noch erwartet – und das hätte keine gute Stunde mehr dauern müssen. Um trotzdem auf die Länge zu kommen, erzählt Lisa Langseth ihren Film sehr langsam – und kann so trotz ihrer guten Schauspieler nicht immer fesseln.
Dabei gelingen ihr durchaus Momente, die emotional packen. So ist die Abschiedsfeier des schwer reichen, aber ebenfalls todkranken Mr. Daren (Charles Dance) beim Zusehen extrem unangenehm – und steht in gelungenem Kontrast zu Emilies Art zu gehen. Und auch Charlotte Rampling als weise Marina hat mit beiden Schwestern zusammen und einzeln einige Szenen, die in ihrer schlichten Wahrheit berühren. Aber insgesamt passiert einfach zu wenig, um sich die letzten Tage einer geschundenen Restfamilie durchgehend begeistert anzusehen.
Euphoria: Gute Schauspieler reichen nicht
Was nicht an den Schauspielern liegt. Alicia Vikander spielt die scheinbar so stahlharte junge Frau nachvollziehbar wütend und gereizt. Und Eva Green meistert die Rolle der emotional durchgehend überreagierenden, sterbenden Schwester ebenso gut. Auch das Zusammenspiel der beiden so ungleichen Charaktere wirkt immer authentisch. Aber die Schwestern brauchen einfach zu lange, um letztlich simple Botschaften und Zusammenhänge zu verstehen und zueinander zu finden.
Denn wie oft muss man eine junge Frau im Grünen sitzen sehen, die gedankenverloren auf Bäume und den See blickt, um zu verstehen, dass sie sich mit etwas beschäftigt? Langseth findet das deutlich häufiger wichtig, als dem Film gut tut. Da die Regisseurin auch das Drehbuch verfasste, muss man ihr die redundante Erzählung auch anlasten. Sie inszeniert die Story derart zurückgenommen, dass man viel zu selten wirklich mit den Figuren fühlt. Und so bleibt die ganze Geschichte im Endeffekt zu oberflächlich und gewöhnlich.
Für Fans der Schauspieler lohnt sich Euphoria natürlich trotzdem. Aber die können gegen die bleierne Langsamkeit, die manchmal an Thomas Manns „Zauberberg“ erinnert, auch nicht anspielen. 30 Minuten kürzer wäre der Film deutlich besser geworden, so ist schlicht zu viel Ballast dabei, den keiner braucht.
Fazit:
Ein tolles Ensemble mäandert weitgehend vor sich hin, um nur gelegentlich einmal emotionale Nadelstiche zu setzen. Euphoria ist einfach derart langsam und lahm inszeniert und erzählt, um letztlich nicht viel zu liefern, dass er mehr Mühe als Spaß macht. Hier hätte eine kürzere Laufzeit – oder mehr Story – wirklich geholfen.
Euphoria startet am 24. Mai 2018 in den deutschen Kinos.