Als Seth MacFarlane verkündete, eine Comedy-Serie in der Tradition von „Star Trek“ drehen zu wollen, waren viele Fans des Trek-Universum wenig begeistert. Sie fürchteten, der Schöpfer von Serien wie „Family Guy“ und „American Dad“ würde mit „The Orville“ eine respektlose und sexistische Parodie auf ihre Lieblingsserien abliefern. War ihre Angst berechtigt?
Der Weltraum. Unendliche Weiten. Da sollte doch auch Platz für eine Persiflage auf Star Trek sein – oder nicht? Erfinder, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Seth MacFarlane war sich dessen jedenfalls absolut sicher und brachte seine Idee beim TV-Sender FOX unter. Die erste Staffel mit zwölf Folgen lief dort im vergangenen Winter und kommt jetzt zu Pro Sieben nach Deutschland. Eine zweite Staffel mit vermutlich 14 Folgen ist bereits bestellt worden. Lohnt sich das Einschalten?
The Orville: Die Handlung
Es beginnt peinlich. Als Unions-Offizier Ed Mercer (Seth MacFarlane) nach Hause kommt, erwischt er seine Frau Kelly (Adrianne Palicki) im Bett mit einem Außerirdischen. Ein Jahr später hat sich Mercer noch immer nicht von der nachfolgenden Scheidung erholt. Und ist deshalb umso erstaunter, dass die Admiralität ihm den Captains-Posten der „Orville“ anbietet, ein kleines Forschungsschiff für vielfältige Aufgaben.
Zusammen mit seinem Kumpel Gordon (Scott Grimes), einem nicht gerade schlauen, dafür aber überaus talentierten Piloten, geht er bald darauf an Bord, wo er die weiteren Crewmitglieder trifft. So den Zweiten Offizier Bortus (Peter Macon) aus dem Volk der Moklus, einer Rasse, die (fast) komplett männlich ist. Sicherheitschefin Alara (Halston Sage) stammt vom Planeten Xelayan, wo aufgrund der hohen Schwerkraft alle Einwohner immense Körperkräfte entwickeln. Die erfahrene Claire (Penny Johnson Jerald) dient als Medizinischer Chefoffizier und der Roboter Isaac studiert die menschliche Rasse als Wissenschaftsoffizier der Flotte. Nur ein Erster Offizier fehlt noch. Und das war ausgerechnet Eds Ex-Frau Kelly. Kein guten Vorzeichen für einen Vorstoß ins All …
The Orville: Mehr Star Trek geht nicht
Zu behaupten, The Orville sei ein wenig an Star Trek angelehnt, wäre so, als würde man sagen, zwei Äpfel wiesen eine entfernte Ähnlichkeit auf. The Orville ist eine Huldigung reinsten Wassers. Das fängt schon bei Vorspann und Musik an, bei denen Star Trek-Fans sicher beim ersten Mal nicht sicher sein werden, ob das nicht doch eine neue Trek-Serie ist. Teilweise Bild für Bild übernahm MacFarlane bekannte Bilder aus den Vorspännen der fünf Trek-Serien. Und auch die Musik wäre einer Strek-Serie würdig gewesen.
Viel wichtiger als diese Äußerlichkeiten ist aber, dass die Serie auch im Kern ihrer Geschichten stets klassische Star Trek-Themen bietet. So muss beispielsweise Bortus in Folge drei entscheiden, ob sein Kind, dass als extreme Seltenheit unter seinem Volk als Mädchen zur Welt kam, umoperiert werden soll, um sich in die rein männliche Gesellschaft zu integrieren – oder nicht. In Folge zwei geraten Mercer und Kelly in einen intergalaktischen Zoo, wo sie als Ausstellungsstücke missbraucht werden. Und Folge vier bringt den Kontakt mit einem Volk, dass ein sehr enges Bild des Universums hat – und Ketzer mit anderer Meinung töten lässt. Jede dieser Ideen hätte auch einer Folge „Raumschiff Enterprise – das nächste Jahrhundert“ gut zu Gesicht gestanden.
The Orville: Mehr Respekt als erwartet
Die Befürchtung, MacFarlane würde aus der schönen Idee eine Spielwiese für pubertäre Peniswitze machen, haben sich nicht bewahrheitet. Zumindest nicht ganz. Zwar weist die eine oder andere Folge durchaus unnötige Albernheiten auf, aber im Großen und Ganzen geht der Comedian äußerst respektvoll mit dem Vorbild um und nimmt lediglich Dinge auf die Schippe, die es mal etwas objektiver betrachtet auch verdienen.
Das führt dazu, dass Trekkies sich garantiert schnell heimisch fühlen werden auf der Orville. Auf der es einfach etwas lustiger zugeht als auf diversen Enterprise-Schiffen. Und die Gemeinsamkeiten weitaus größer sind als die Unterschiede. MacFarlane schrieb acht der zwölf Drehbücher selbst, dazu holte er sich Veteranen wie Jonathan Frakes oder Brannon Braga als Regisseure oder Produzenten dazu. Und mit Penny Johnson Jerald sogar eine gestandene Star-Trek-Darstellerin (sie spielte Cassidy Yates, die Freundin von Benjamin Sisko in „Deep Space Nine“). Damit der Erfolg sich auf dem hart umkämpften US-Markt auch wirklich einstellte, holte er befreundete Kinostars wie Liam Neeson (Folge 4) und Charlize Theron (Folge 5) vor die Kamera.
So viel Mühe wurde belohnt. Die Quoten waren solide, sodass Fox relativ schnell eine zweite Staffel der Serie in Auftrag gab. Manche Fans zogen The Orville sogar der fast gleichzeitig gestarteten Star Trek: Discovery-Serie vor. Das ist sicher etwas unfair, da die neue Trek-Serie tatsächlich etwas Neues versucht, während The Orville doch sehr auf Retrocharme setzt. Gelungen sind auf ihre Art aber beide.
Fazit:
Weniger albern als befürchtet und mit ganz viel Respekt vor und Liebe zur Vorlage gemacht, gelingt Seth MacFarlane mit The Orville eine charmante Persiflage auf das Star Trek-Universum und seine Serien. Wer sich damit anfreunden kann, über Sci-Fi und ein paar fragwürdige Klischees darin zu lachen, sollte in jedem Fall mal einen Blick riskieren. Letztlich ist die Serie zwar recht seicht, aber auch sehr unterhaltsam. Und wer weiß, wo diese Reise noch hingeht!
The Orville startet am 27. Februar 2018 um 20:15 mit einer Doppelfolge auf Pro Sieben, die weiteren Folgen laufen immer Dienstags um 21:10.