Red Sparrow

Filmkritik: Red Sparrow

In letzter Zeit hatte Jennifer Lawrence mit ihren Filmen an der Kinokasse nicht wirklich Glück, selbst wenn oder vielleicht weil sie so ausgefallen waren wie „Mother!“. Mit dem Spionagethriller „Red Sparrow“ nimmt sie nun einen neuen Anlauf, die Gunst des Publikums zu gewinnen. Kann das klappen?

Momentan macht die 27-jährige Schauspielerin („Passengers„), vor noch gar nicht allzu langer Zeit „Everybody’s Darling“ in den USA, eher mit anderen Schlagzeilen auf sich aufmerksam. So wetterte sie gegen Journalisten, die ihr zu dünnes Kleid bei einem PR-Termin anmerkten. Und äußerte sich abfällig über den immerhin oscarnominierten Film „Am seidenen Faden“, sie habe ihn nach drei Minuten gelengweilt ausgemacht. Haben ihr die mäßigen US-Kritiken zu Red Sparrow die Laune verhagelt? Taugt der Film tatsächlich nichts?

Red Sparrow
Nach einem Schicksalsschlag muss sich Dominika zur Red Sparrow-Agentin ausbilden lassen, um ihrer Mutter zu helfen.

Red Sparrow: Die Handlung

Die junge Russin Dominika (Jennifer Lawrence) ist ein Balletstar, bekommt nach einem schweren Sturz auf der Bühne jedoch Probleme, da ihre Karriere als Tänzerin vorbei ist. Ihr Onkel Vanya (Matthias Schoenaerts), ein hohes Tier beim Geheimdienst, bietet ihr an, durch einen Auftrag dafür zu sorgen, dass sie mit ihrer Mutter in der gemeinsamen Wohnung bleiben kann. Dominika willigt ein – und findet sich nach einem furchtbaren Abend bald auf einer Schule wieder, in der sie zum Red Sparrow, einer Spionin, die sich ihre Ziele durch Sex gefügig macht, ausgebildet wird.

Danach schickt ihr Onkel sie in den Einsatz. Sie soll den CIA-Agenten Nate Nash (Joel Edgerton) verführen und ihn so auf die russische Seite bringen. Doch schnell merkt die junge Frau, dass ihr Job weitaus gefährlicher ist, als sie ahnte. Denn auf beiden Seiten dieses Machtkampfes gibt es schwarze Schafe und Verräter, denen Domenicas Leben wenig bedeutet. Und so muss sie sich auf ein hochgefährliches Spiel einlassen, um ihr Leben zu retten. Oder ist das auch nur Teil eines noch perfideren Plans?

Red Sparrow: Wenig Action, viel Spannung

Mit einem James Bond-Abenteuer hat Red Sparrow, der nach einem Roman entstand, rein gar nichts zu tun. Zwar gibt es die Sex-Parallelen, aber während Bond ein offenkundiges Naturtalent ist, wird Dominika in der Kunst der Verführung regelrecht ausgebildet. Und mit sexueller Spannung arbeitet der Film auch häufig. So stimmte Jennifer Lawrence ihrer ersten Nacktszene zu (wenn man den Schluss von Mother! mal außen vor lässt), um das Grundthema der Story – Macht durch das Wecken von Begierde – so deutlich wie möglich zu vermitteln.

Und sie ist auch wieder sehr sehenswert, denn es gelingt ihr bis zum Schluss, die Figur der Dominika undurchsichtig genug zu spielen, um dem Zuschauer alle Türen in seinem Kopf offen zu halten. Ist sie die unschuldig in Not geratene, aber clevere Blondine? Oder ist sie doch ein durchtriebener, eiskalter Spion? Auf welcher Seite steht sie wirklich? Wem traut sie, wem nicht? Diese Fragen werden erst spät beantwortet und halten so die Grundspannung von Red Sparrow stetig hoch.

Red Sparrow
Hat sich Dominika in den CIA-Mann Nash verliebt oder benutzt sie ihn nur, um Infos zu bekommen?

Red Sparrow: Wenig Konkurrenz

Durch Dominikas Ambivalenz leidet allerdings der emotionale Teil des Films, denn neben Jennifer Lawrence empfiehlt sich kein weiterer Schauspieler, trotz Hochkarätern wie Jeremy Irons und Charlotte Rampling, als so interessanter Charakter, dass man mit ihm mitfiebert. Ist Lawrence in einer Szene nicht dabei, fällt das Interesse daher häufig ab. Und dieser Umstand macht den deutlich mehr als zweistündigen Film ein wenig zu lang.

Denn der durchaus vertrackte Plot ist nicht so fesselnd, wie er sein möchte. Und so dreht sich alles um die Frage, ob Dominika dem sich stetig enger um sie schließenden Job lebendig entkommen kann oder als Bauernopfer auf dem Schlachtfeld des Kalten Krieges landet. Dabei zeigt Regisseur Francis Lawrence (nicht verwandt), der seinen Star bereits in drei „Panem“-Filmen in Szene setzte, mitunter erstaunlich harte Bilder und macht das Grauen, dem Dominika ausgesetzt ist, sehr gut greifbar. Aber auch er verliert mitunter die Story aus den Augen und bietet stattdessen hübsch ausgeleuchtete, aber letztlich hohle Szenen aus dem kleinen Werkzeugkasten des Spionage-Thrillers. Ein wenig mehr Eigenständigkeit hätte dem Film schon gut getan.

Und so wechseln sich Szenen, die haften bleiben, mit Momenten ab, die schnell wieder verblassen. Dadurch bleibt Red Sparrow doch häufig unter den Möglichkeiten, die Story und Cast eigentlich versprechen. Lawrence-Fans kommen aber auf ihre Kosten.

Fazit:

In einer sehenswerten One-Woman-Show trägt Jennifer Lawrence den nicht immer originellen Spionagethriller sicher ins Ziel, kann aber gelegentliche Längen auch nicht verhindern. Wer sich von der 27-jährigen verführen lassen möchte, ist in Red Sparrow jedenfalls genau richtig, auch wenn der Plot noch Luft nach oben hat.

Red Sparrow startet am 1. März 2018 in den deutschen Kinos.

Red Sparrow
Welche Ziele verfolgt die kühl wirkende Agentin wirklich?