The Rain Staffel 2

Serienkritik: The Rain Staffel 2

Vor fast genau einem Jahr, Anfang Mai 2018, schickte Netflix eine Gruppe junger Männer und Frauen auf eine Odyssee durch ein fast menschenleeres Dänemark. Dessen Bevölkerung war von einem Virus ausgelöscht worden, der mit dem Regen in seine Opfer gelangte. Obwohl die Kritiken sehr gemischt waren, bestellte das Streaming-Dienst bald eine zweite Staffel. Und die geht am 17. Mai auf Sendung. Kann „The Rain Staffel 2“ die Schwächen der ersten Folgen vergessen machen?

Wie eine Zombie-Serie – nur ohne Zombies. So lauteten einige Kritiken zur dänischen Serie The Rain. Die Bedrohung durch den Regen war weder optisch noch dramaturgisch sonderlich beeindruckend. Und mangels Budget gab es auch nur selten überzeugende Bilder der Apokalypse. Dazu nervte eine merkwürdige Synchronisation (Stichwort „Vati“) beim Zusehen kolossal. Das hat sich in The Rain Staffel 2 gebessert. Haben die Macher auch aus anderen Fehlern der ersten Staffel gelernt?

The Rain Staffel 2
Simone möchte ihren kleinen Bruder Rasmus für Gefahren schützen. Doch der scheint von allen Überlebenden Dänemarks gejagt zu werden.

The Rain Staffel 2: Die Handlung

Was zu Beginn noch wie die Rettung schien, entpuppte sich als Bedrohung. „Apollon“, die Organisation, die mittlerweile de facto über Dänemark herrscht und die Entwicklung des Virus zu verantworten hat, will unbedingt Rasmus (Lucas Lynggaard Tønnesen) in die Hände bekommen – den Patienten Zero. Doch seine große Schwester Simone (Alba August) und die Gruppe Überlebender um Martin (Mikkel Følsgaard) will das verhindern. Durch einen gewagten Fluchtversuch können sich die Sechs tatsächlich retten.

Allerdings müssen Rasmus und Simone mit ansehen, wie ihr Vater vor ihren Augen erschossen wird. Bevor er stirbt, kann er aber noch verraten, dass es Hilfe für Rasmus geben soll. Und so erreicht die Gruppe wenig später eine Forschungsbasis von Ex-Apollon-Wissenschaftlern, die mit den Machenschaften des fiesen Konzerns nicht länger etwas zu tun haben wollten. Können die Experten Rasmus helfen? Oder wird das mutierte Virus in seinem Körper zu einer tödlichen Gefahr für alle Bewohner der Station?

The Rain Staffel 2: Fast alles wie gehabt

Schon die erste Staffel erinnerte in vielen Momenten an andere Serien, die einen apokalyptischen Hintergrund hatten – wie „The Walking Dead“. Und auch in The Rain Staffel 2 bemühen die Macher Ideen, die bereits  – um im Forschungsjargon zu bleiben – erfolgreich an Probanden getestet wurden. So entwickelt sich der Virus in Rasmus bereits zu Beginn der Staffel weiter, und erscheint nun als schwarzer Rauch. Fans von „Lost“ dürfte das sehr bekannt vorkommen. Und das Verhalten von Simones kleinem Bruder erinnert deutlich an einen gewissen Bruce Banner.

Dazu gelingt es den Autoren auch in The Rain Staffel 2 nicht, den Zuschauer wirklich mit Wendungen in der Story zu überraschen. So dürfte erfahrenen Serien-Konsumenten schon nach wenigen Minuten klar sein, welche Handlungstränge sie in den neuen Folgen erwartet. Das liegt weniger daran, dass alle Ideen schlecht wären – das sind sie nicht. Aber viele Szenen sind einfach nicht sonderlich subtil und originell geschrieben. Und daher geben die Drehbuchschreiber schon viele Informationen heraus, die besser erzählt durchaus für Spannung hätten sorgen können.

The Rain Staffel 2
Schutz braucht Rasmus allerdings nicht, denn der Virus in seinem Körper hat einen extrem tödlichen Abwehrmechanismus entwickelt.

The Rain Staffel 2: Apokalypse als Kammerspiel

Dazu scheint erneut das Budget ein mögliches Problem gewesen zu sein. Denn statt menschenleeren Großstädten, die der Zuschauer in Staffel 1 zumindest im Ansatz sehen durfte, spielt sich The Rain Staffel 2 zu großen Teilen in unterirdischen Laboren oder leeren Häusern ab. Lediglich die Virusattacken sind ordentlich getrickst, die sind aber selten. Die meiste Zeit laufen erneut Darsteller durch den Wald oder unterhalten sich in Räumen aus Stahlbeton. Damit nutzt die Serie aber auch die Stärke, die sie sich schon in der ersten Staffel erworben hat.

Denn die Beziehungen zwischen den Hauptfiguren, die in knappen Rückblenden ihre meist interessanten Hintergründe bekommen, sind die Pluspunkte der Serie. Die zarte Lovestory zwischen Simone und Martin, die Annäherung zwischen Rasmus und der neuen Figur Sarah – hier leisten die Autoren einen guten Job. Auch wenn nichts überrascht, so ist es doch glaubwürdig und manchmal sogar anrührend. Und funktioniert damit deutlich besser als der Hauptplot um den Virus, der mehr und mehr zu einer „Resident Evil“-Story mutiert.

Die Nebenwirkungen, die sich im Verlauf der zweiten Staffel ankündigen, haben doch starke Ähnlichkeit mit den Survival-Horror-Spielen des japanischen Entwicklers Capcom. Damit erfüllt die Serie zwar endlich ihre selbst geschaffene Vorgabe einer sichtbaren Bedrohung, aber richtig gruselig wird sie trotzdem nicht. Anime- und Manga-Fans dürften sich aber nach den ersten sechs Folgen an den wegweisenden „Akira“ erinnert fühlen, der die japanischen Storys weltweit populär machte. Die Macher hätten von schlechteren Quellen klauen können.

Fazit:

The Rain Staffel 2 reißt im Lauf der Story zwar das Ruder ein wenig weg von der Gesellschaftskritik hin zum Survival-Horror herum, richtig stimmig wirkt aber auch diese Veränderung nicht. Zwar hat Netflix genug Budget für ein paar sehenswerte Special-Effects spendiert, der kammerspielartige Look, der angesichts einer weltweiten Apokalypse einfach fehl am Platz ist, blieb aber erhalten. Gute Schauspieler und straffer erzählte Folgen machen die zweite Staffel aber immerhin etwas stärker als die erste. Wer die gar nicht mochte, wird aber auch hier noch nicht begeistert sein.

The Rain Staffel 2 startet am 17. Mai 2019 bei Netflix.

Gesehen: Sechs von sechs Folgen

Die Kritik zu The Rain Staffel 1 finden Sie hier.

The Rain Staffel 2
Was sich bei Rasmus als schwarzer Rauch zeigt, taucht in der Natur als schwarz-grünliche Flüssigkeit auf. Mutiert der Virus auch andere Lebensformen?