Bereits aus dem frühen 80er Jahren stammt Stephen Kings erste Novelle „The Mist“ (dt. Der Nebel) aus der Kurzgeschichtensammlung „Skeleton Crew“ (dt. Im Morgengrauen) . Der Stoff wurde bereits 2007 von Frank Darabont umgesetzt, der zuvor bereits mit „Die Verurteilten“ und „The Green Mile“ zwei der besten King-Verfilmungen abgeliefert hatte. Nun ist in den USA eine zehnteilige TV-Serie nach der Novelle entstanden, die ab dem 25. August komplett bei Netflix zu sehen ist.
Das Werk des Horror-Königs Stephen King wurde bereits seit den 80er Jahren regelmäßig und ausgiebig verfilmt. Einige Adaptionen sind sehr gelungen, viele aber nur Durchschnitt oder schlimmer. In welche Kategorie reiht sich die recht freie Nacherzählung von „The Mist“ als Serienversion ein? Kann die TV-Umsetzung ebenso überzeugen wie Darabonts extrem düstere Fassung des Überlebenskampfes? Oder haben wir es hier eher mit einer Gurke zu tun?
The Mist: Die Handlung
In der kleinen Ortschaft Bridgeville in Maine geht es zu wie in vielen tausend anderen Kleinstädten der USA auch. Die Leute kennen sich, es gibt nette und weniger nette Nachbarn, aber das Leben dort ist eine bekannte Größe. Das ändert sich, als der schwarze Soldat Bryan (Okezie Morro) in die Stadt taumelt. Er stammt offenbar von einer geheimen Armeebasis in der Nähe – und kann sich nicht erinnern, wer er ist oder wie er in den Wald kam, aus dem er nach Bridgeville lief. Ihm auf den Fersen ist ein geheimnisvoller, dichter Nebel, der offenbar Kreaturen als Sichtschutz dient, die nicht von dieser Welt sind. Bald werden Dinge wie der Ehestreit von Kevin (Morgan Spector) und Eve Copeland (Alyssa Sutherland) um die Erziehung der Tochter Alex (Gus Birney) zur Nebensache, denn die Bedrohung durch den Nebel fordert schnell erste Opfer. Bald bilden sich drei Gruppen von Überlebenden: eine in der Polizeistation, eine in der Kirche und eine in der Mall des Ortes. Und nicht alle Überlebenden sind, was sie scheinen. Bald entsteht so eine Lage, in der sich die Bewohner von Bridgeville von außen und innen bedroht sehen …
The Mist: Nichts Neues im Nebel
Serienentwickler Christian Thorpe orientierte sich bei seiner Version von The Mist eindeutig an der Kino-Version von Frank Darabont. Auch er setzt auf gelegentliche, harte Effekte, eine immer bedrohlichere Atmosphäre und einen Haufen unterschiedlicher Charaktere. Leider ist Thorpe aber nicht Darabont und das zeigt sich von der ersten Szene an.
Die Effekte, die für eine TV-Serie durchaus blutig ausfallen, stammen leider komplett aus dem Computer und wirken allesamt sehr unecht. Ob fehlender Unterkiefer oder leere Augenhöhlen, immer zeigen sich deutliche CGI-Spuren, die das Ganze unglaubwürdig machen. Das Erzähltempo ist, wie zu erwarten war, auch sehr gemächlich. So richtig viel passiert in den ersten Folgen nicht. Leider gelingt es Thorpe und seinem Team aus Regisseuren und Autoren nicht, sonderlich spannende Charaktere zu entwickeln, die dem Zuschauer schnell ans Herz wachsen. Und so verlaufen die vermeintlichen und echten Bedrohungen der Hauptfiguren oft im Sande. Und das nicht, weil man sich sicher ist, dass ihnen (noch) nichts geschehen wird, sondern weil es einem einfach egal ist. Eine Ausnahme bildet hier die großartige Frances Conroy („Six Feet Under“), die ihre Nebenrolle zu einer der wenigen spannenden Figuren macht.
The Mist: Uninteressante Figuren
Das liegt hauptsächlich an den nicht sonderlich gut geschriebenen Charakteren. Das Ehepaar, dass sich um vergangene Geschehnisse streitet. Der Soldat ohne Gedächtnis. Eine Kleinkriminelle mit Drogenproblemen. Ein auf einer Party scheinbar vom Stadtschönling vergewaltigtes Mädchen. All diese Figuren hinterlassen nur wenig Eindruck beim Zuschauer, entweder weil sie mäßig gespielt oder erzählt sind. Denn Thorpes Version verzichtet fast komplett auf die Helden aus der Novelle und bringt ganz neue Charaktere im Nebel in Gefahr. Hier wäre es wohl besser gewesen, auf Kings Protagonisten zu vertrauen, deren Figuren und Konstellationen untereinander in der Geschichte gut funktionieren.
Auch mit sonstigen Schauwerten wie den Kreaturen, die im Nebel nach Beute suchen, hält sich The Mist anfangs sehr zurück und liefert so noch einen Grund weniger zum Anschauen. Von den Monstern, auf die zumindest die King-Fans vom ersten Moment an warten, ist erstmal nichts zu sehen. Spaß dürfte denen hingegen der Vergleich zwischen Story und Serie machen, denn einige Dinge – wie das geheimnisvolle „Arrowhead“-Projekt – bleiben dem Plot erhalten, andere sucht man hingegen vergeblich. Oder bekommt sie in Variationen zu sehen, die an die Geschichte erinnern, aber doch anders verlaufen. So deutet Thorpe in seiner Version beispielsweise an, dass im Neben auch Geister Verstorbener zurückkehren – eine weitere Änderung, die allerdings nicht so recht zündet. Ob die Serie eine zweite Staffel bekommt, hat US-Sender Spike noch nicht entschieden. Die Chancen stehen angesichts mäßiger Kritiken wohl nicht hoch.
Fazit:
Die Umsetzung einer der gruseligsten Storys von Stephen King ist insgesamt leider nur Durchschnitt. Wenig Spannung, schwache Effekte und weitestgehend klischeebelastete neue Figuren sorgen bestenfalls für mäßiges Interesse beim Zuschauer. Lediglich für echte Fans des Horror-Autors lohnt sich das Ansehen. Denn die können wenigstens noch mitraten, wo die Handlung dem Original folgt und wo es Varianten oder gänzlich neue Einfälle gibt. Von den neueren Umsetzungen aus Stephen Kings reichhaltigem Portfolio ist The Mist leider eine der schwächeren.
Die zehn Folgen der ersten Staffel sind ab dem 25. August bei Netflix zu sehen.
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